Die Diskussionen um Hardware-Nachrüstungen für ältere Diesel-Pkw sind in vollem Gange. Nachdem das Bundesverkehrsministerium zuerst eine ablehnende Haltung eingenommen hatte, arbeitet Ressortchef Andreas Scheuer (CSU) mittlerweile an einem Konzept, das auch technische Lösungen berücksichtigen soll.
Laut Andreas Schalk, Parteikollege und Mitglied im Bayerischen Landtag, drängt die Zeit. Als Mitglied der Geschäftsleitung bei Auto Gabler kennt er die Probleme und Nöte des Handels: "Der Autohandel befindet sich zum Teil in einer existenziell bedrohlichen Situation, weil Dieselfahrzeuge mit Euro 4 oder Euro 5 zu absoluten Langstehern werden." Das betreffe teils auch Euro-6-Pkw, da hier auch noch keine eindeutige Klärung geschaffen worden sei.
Viele Verbraucher würden solche Fahrzeuge aus Angst vor Fahrverboten nicht mehr kaufen. "Deswegen brauchen wir schnellstmöglich eine Lösung, die einmal Fahrverbote verhindert und zum anderen den Verbrauchern wie auch dem Autohandel Planungssicherheit gibt", plädierte Schalk am Montag im Gespräch mit AUTOHAUS. Ansonsten drohe in den nächsten Jahren eine "erhebliche Ausdünnung der Händlernetze". Hinsichtlich seines Heimat-Bundeslandes gibt er zu bedenken: "In Bayern gibt es mehr Arbeitsplätze im Automobilgewerbe als in der Automobilindustrie. Das ist ein absolutes Schlüsselgewerbe."
Generell fordert Schalk, sich für die betroffenen Dieselfahrer einzusetzen: "Wir müssen alles tun, um die Autofahrer zu schützen. Wenn jemand ein Auto gekauft hat und es zum Zeitpunkt der Erstzulassung den damals geltenden Regelungen entsprochen hat – dann sollte er sich in Deutschland mit diesem Auto auch frei bewegen können."
Lösungen auch für nicht-nachrüstbare Pkw entwickeln
Das Thema Diesel-Nachrüstungen betrachtet Schalk mit gemischten Gefühlen. Er bezweifle zwar auf der einen Seite, dass eine nachträgliche Umrüstung den gleichen Effekt habe wie eine vom Werk aus installierte Lösung. "Doch wenn die einzige Möglichkeit in einer Software- oder Hardware-Nachrüstung besteht, dann ist das ein Weg." Wichtig sei, so Schalk, mit den technischen Lösungen die Zufahrt in größere Städte zu gewährleisten. Auch gelte es, Lösungen für nicht-nachrüstbare Pkw zu entwickeln.
"Man sollte auch überlegen, wie man die rechtlichen Rahmenbedingungen so legen kann, damit sich Fahrverbote verhindern lassen", sagte Schalk. So könnte man den Kommunen noch ein paar Jahre Zeit geben für weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung. "Das Problem der Emissionen wird sich durch Neukäufe und den Umstieg auf modernere Fahrzeuge sukzessive in den Großstädten von selbst lösen. Möglicherweise brauchen wir einfach ein bisschen mehr Zeit." (ah)
Karl-Heinz Scherer