Autohaus Rapp: Clevere Ideen und gute Gemeinschaft

Schemmerhofen ist eine knapp 8.000 Einwohner zählende Gemeinde im Landkreis Biberach in Baden-Württemberg. Mittelständische Firmen prägen das Bild. Nicht weit entfernt gibt es aber große Konzerne mit vielen Arbeitsplätzen. Die Arbeitslosigkeit ist gering. Viele Menschen wohnen im Einfamilienhaus. Der öffentliche Personennahverkehr spielt nur eine geringe Rolle. Gute Rahmenbedingungen für ein Autohaus. 1962 gründet Kfz-Mechanikermeister Hans Rapp eine freie Werkstatt, 1968 übernimmt er die Marke Renault - zunächst als angeschlossener Betrieb. Schon 1971 aber steigt das Autohaus zum selbständigen Vertragshändler auf. 1999 übergibt Hans Rapp das Familienunternehmen nach 37 Jahren Selbständigkeit an zwei seiner vier Kinder. Seine damals 26-jährige Tochter Andrea und sein damals 24-jähriger Sohn Jörg stellen sich der Herausforderung, weil ihre Mutter Brigitte, die sich bislang um den kaufmännischen Bereich kümmerte, schwer erkrankt. Andrea hat eigentlich Europa-Sekretärin gelernt und war viel im Ausland unterwegs. Das Autohaus kennt sie nur aus dem familiären Hintergrund und aus Ferienjobs. Aber: Sie will es machen. Bei der BFC in Calw holt sie sich das nötige Rüstzeug. Ihr Bruder Jörg hingegen wusste von Anfang an, dass er hier einmal einsteigen wird: Er machte seine Kfz-Mechaniker-Ausbildung in einem befreundeten Renault-Betrieb in Ravensburg, kommt dann ins Familienunternehmen, wird erst Techniker, dann Meister. Alle Prozesse auf den Prüfstand gestellt Die Übernahme der Kinder wird zum kompletten Umbruch für das Unternehmen. "Es war die Zeit der ISO-Zertifizierung", berichten die beiden heute. "Zusammen mit Beratern von der DEKRA haben wir alle Prozesse auf den Prüfstand gestellt und wenn nötig neu organisiert." Hinzu kamen umfangreiche Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen. Wenige Jahre später wird der Schnellservice Renault Minute hinzugenommen. Der letzte Ausbau folgt 2005, als auf dem gegenüberliegenden 4.000 Quadratmeter großen Grundstück die neue Ausstellungshalle eröffnet. Insgesamt 10.000 Quadratmeter umfasst jetzt das Betriebsgelände direkt an der Bundesstraße. Hinter der neuen Ausstellungshalle liegt das Einkaufszentrum des Ortes mit allen wichtigen Geschäften, davor ein großer Parkplatz - ein idealer Standort, der auch für Laufkundschaft sorgt. Aber natürlich gibt es auch noch andere Gründe, warum das Autohaus von den Franzosen zum "Dealer of the Year" gekürt wurde und damit 2016 zu den 106 besten Renault-Betrieben weltweit gehörte. Insgesamt beteiligten sich über 2.500 Renault-Partnerbetriebe aus 35 Ländern an dem Wettbewerb. Grundlage für die Auszeichnung sind vier Kriterien: Neben dem Verkaufsvolumen von Neufahrzeugen, Ersatzteilen, Zubehör und Serviceleistungen fließt die Rentabilität der Renault-Betriebe in die Bewertung mit ein. Darüber hinaus werden die Servicequalität und konsequent umgesetzte Standards zur Markendarstellung bei der Preisvergabe berücksichtigt. Marktanteil über 15 Prozent Und das Autohaus Rapp ist wirklich vorbildlich: Der Marktanteil liegt bei über 15 Prozent, 450 Neuwagen wurden 2016 verkauft. "Wir sind besonders stark bei Clio und Captur", berichtet Andrea Rapp-Kübler. Die neue Renault CI ist selbstverständlich umgesetzt, die Kundenzufriedenheit ist hoch. "Das liegt daran, dass hier alles sehr persönlich ist. Die Kunden wollen mit dem Chef sprechen und wir sind da." Die Stammkundenquote liegt bei 75 Prozent. Rapp bietet zahlreiche Veranstaltungen: Zwei Kabarettabende pro Jahr sind immer schon frühzeitig ausgebucht. Theateraufführungen, Frühlingsfest, Radwechsel-Aktionstage - das einzige Autohaus im Ort ist sehr aktiv und unterstützt auch viele caritative Projekte. Seit einiger Zeit kümmert sich der jüngere Bruder Daniel, der Marketing studiert hat und im Autohaus als Verkaufsberater arbeitet, zusätzlich noch um die Medien-Aktivitäten. Motivation durch Vorleben Die vier Verkäufer sind gut ausgelastet, denn es gibt kaum Flottengeschäfte. Dafür ist das Privatgeschäft konstant. Rapp-Kübler legt Wert darauf, dass die Verkäufer zu den Neuwagen auch Zubehör und Winterräder verkaufen. "Unsere Reifenverkaufsquote liegt bei 80 Prozent", stellt sie zufrieden fest. Dementsprechend ist das Reifenlager voll: 800 Sätze sind am Standort, 300 weitere ausgelagert. Die Verkäufer werden aber nicht per Bonus animiert, sie bekommen ein Festgehalt: "Wir wollen, dass sie als Team agieren und sich nicht gegenseitig die Kunden abjagen." Warum es trotzdem klappt? - "Wir leben vor, wie wir uns den Einsatz vorstellen." Frühstück für die Kunden Auch gegenüber den Kunden zählen eher die kleinen Gesten: Es gibt an vielen Stellen im Autohaus Obst im Angebot, Mineralwasser und Kaffee werden kostenlos ausgeschenkt. Es gibt kleine Snacks (die Brezel war hervorragend!). Jeden Samstag gibt es ein Frühstück für die Kunden, die Mitarbeiter dürfen sich ebenfalls an dem vom Bäcker gelieferten Buffet bedienen. "Das kostet nicht viel und kommt sehr gut an", so Rapp-Kübler. Gute Erfahrungen haben die Rapps damit gemacht, die bei Renault OPO genannten Modelleinführungen donnerstags zu veranstalten und örtliche Firmen bzw. Kunden mit einzubeziehen. Entlastung für Serviceberater Die Werkstattauslastung liegt bei 100 Prozent. "Derzeit müssen die Kunden bei uns vier Wochen auf einen Termin warten", sagt Jörg Rapp. Dabei arbeiten seine 13 Mechaniker und drei Azubis schon in 4-Tage-Schichten auf den 15 Bühnen. Um die Serviceberater zu entlasten, hat der 41-Jährige den Annahmebereich umgestaltet. Am Eingang sitzen nun zwei Serviceassistentinnen, die die Kunden begrüßen, die Daten aufnehmen und sie dann weiterleiten zu den vier Serviceberatern, die sich weiter hinten im Raum befinden. Eine neue Service-App, auf der die Kunden ihren Termin buchen können, soll das Telefonaufkommen reduzieren. Seit Ende 2016 wird zudem das neue Service-Tablet von Renault im Annahmebereich und Werkstattprozess genutzt. Elektro-Stützpunkthändler Auch in Sachen Elektro ist das Autohaus aktiv als Stützpunkthändler für Z.E. Elektrofahrzeuge im Raum Oberschwaben. Im letzten Jahr wurden 25 Stromer verkauft, eine eigene Stromtankstelle sorgt für Aufmerksamkeit. Das Autohaus verfügt über sechs ausgebildete Hochvolttechniker, drei der Werkstattarbeitsplätze sind für Arbeiten an den Fahrzeugen ausgerüstet. Als vor kurzem eine neue Beleuchtung im Servicebereich installiert wurde, nutzte Rapp auch gleich die Gelegenheit alle Werkstattarbeitsplätze für zukünftige Ladestationen vorzubereiten. Wermutstropfen für die Unternehmer ist derzeit die Teileversorgung. "Wir werden einmal täglich aus Köln beliefert", erläutert Rapp. Das ist in dieser Zeit zu wenig und erschwert die Werkstattplanung und Reaktion auf Reparaturerweiterungen und Pannen. Der Unternehmer wünscht sich, dass Renault endlich eine Ersatzteilbelieferung mehrmals täglich anbietet. Klausur für Mitarbeiter Die Rendite liegt bei über zwei Prozent. Und trotzdem gibt es immer etwas zu verbessern. Vor kurzem gab es eine zweitägige Klausur, an der fast alle der insgesamt 42 Mitarbeiter teilnahmen. Ein Vertreter des Herstellers stellte das neue Kundenzufriedenheitsprogramm vor. Und die Unternehmer gaben ihrem Team die Gelegenheit, in 20 Minuten alles aufzuschreiben, was ihnen nicht gefällt. "Die Mitarbeiter schreiben das lieber auf, als etwas zu sagen. Und es ist ganz erstaunlich, was da herauskommt." Da gibt es einen quietschenden Stuhl, der stört, oder die Handtücher, die erneuert werden sollten. "Alles Dinge, die sich leicht abstellen lassen." Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Autohaus ist jedenfalls sehr gut. Es wird gemeinsam gegrillt, gewichtelt und bei den Oldtimer-Ausfahrten mit den vier von den Auszubildenden restaurierten Renaults das Gemeinschaftsgefühl gepflegt. Und am nächsten Tag eben wieder erfolgreich gearbeitet. Kurzfassung Gute Verkäufe von Neufahrzeugen, Ersatzteilen, Zubehör und Serviceleistungen sowie eine gute Servicequalität zeichnen das Autohaus Rapp in Schemmerhofen aus. Der Familienbetrieb hat viele Stammkunden . .

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