Ausgabe 08/2007: Cecra / Der europäische Kfz-Gewerbeverband ...

Cecra / Der europäische Kfz-Gewerbeverband fordert so schnell wie möglich Rechtssicherheit in Sachen GVO und warnt vor Händlervertragskündigungen.Knackpunkt RenditeVon Doris PlateMit einer Pressekonferenz in Brüssel eröffnete der europäische Kfz-Gewerbeverband Cecra am 22. März seine offizielle Kampagne zur Erneuerung der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO). Der einen Tag zuvor wiedergewählte Präsident Prof. Dr. Jürgen Creutzig gab einen Überblick über die Situation des Kfz-Gewerbes in Europa und formulierte drei zentrale Forderungen:1. So schnell wie möglich Rechtssicherheit. Die aktuelle GVO läuft im Mai 2010 aus. Angesichts der enormen Investitionen, die im Kfz-Gewerbe nötig sind, sollte die EU-Kommission so schnell wie möglich Klarheit über den zukünftigen Rechtsrahmen schaffen, um den betroffenen Unternehmen genügend Zeit zu geben, diesen in ihre Arbeit umzusetzen.2. Die derzeitige GVO bringt dem Verbraucher viele Vorteile. Sie ermöglicht den grenzübergreifenden Kauf, die freie Auswahl der Werkstatt, stellt die Garantiearbeiten in jedem EU-Land sicher und sichert den besten Service durch optimal geschultes Personal. Den Händlern und Werkstätten sichert die GVO darüber hinaus eine bessere Verhandlungsbasis in ihrem Verhältnis zum Hersteller. Sie verhilft ihnen zu mehr Unabhängigkeit und Freiheit als Unternehmer.3. Das Auslaufen der GVO ist kein Grund die Händlerverträge zu kündigen. Cecra fordert alle Hersteller auf, die nach den neuen Rahmenbedingungen erforderlichen Änderungen in die bestehenden Verträge einzuarbeiten und diese nicht zu kündigen. Die Kündigung der Händlerverträge würde nicht nur die Händler und deren Personal verunsichern. Sie wäre außerdem ein falsches Signal an die Banken. Verlängerung gefordertVorausgegangen war dieser Pressekonferenz die Generalversammlung von Cecra. 16 der 21 Mitgliedsländer und neun der bei Cecra organisierten 13 europäischen Fabrikatsverbände waren gekommen, um die für die Zukunft wichtigen Weichenstellungen zu beschließen. Einstimmig wurde dabei Prof. Dr. Jürgen Creutzig für weitere drei Jahre zum Cecra-Präsidenten gewählt. Zusätzlich zog für Deutschland ZDK-Präsident Robert Rademacher in das Entscheidungsgremium des europäischen Kfz-Gewerbeverbandes, das Exekutivbüro, ein. Außerdem beschloss der Verband eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für 2007 um fünf Prozent, um den Aufgaben auch weiterhin gerecht werden zu können. Im Mittelpunkt stehen die Bemühungen um die Erhaltung der Kfz-GVO oder zumindest von kfz-spezifischen Regelungen in einer Schirm-GVO. Creutzig warnte ausdrücklich vor einer Schirm-GVO ohne kfz-spezifische Regelungen: "Die Schirm-GVO ist nur ein Schwert in den Händen der Hersteller. In ihr werden Händler und Werkstätten gar nicht erwähnt."Cecra bemühe sich zwar derzeit schon um Gespräche mit der EU-Kommission zum Thema GVO, die Kommission lehne diese aber derzeit noch ab. Problem sei, dass die Kommissarin nur bis 2009 im Amt ist, die GVO aber erst 2010 ausläuft. Deswegen sieht Creutzig die Chancen im Kontakt mit den EU-Beamten, die in der EU-Kommission für Kontinuität stehen. Von den Studien erwartet er hingegen nicht allzu viel: "Wenn man bedenkt, dass für die London Economics Studie nur ein Budget von 300.000 Euro zur Verfügung stand, kann man nicht viel erwarten", sagte er bei der Pressekonferenz. Wie viel die EU-Kommission für die für 2008 vorgesehene Studie, die die Ergebnisse der derzeitigen GVO dokumentieren soll und wohl über deren Zukunft entscheidet, ausgeben will, stehe noch nicht fest. Die Vergabe des Auftrags wird im Juni dieses Jahres erwartet. Die Ausschreibung hat noch nicht stattgefunden. Details noch offenDie Forderung von Cecra steht derweil fest: Der europäische Verband ist für eine Verlängerung der Kfz-GVO oder zumindest für kfz-spezifische Regelungen in einer Schirm-GVO. Details werden derzeit noch diskutiert. Darüber besteht weder innerhalb der Fabrikate noch länderübergreifend Einigkeit. Auch der deutsche Verband ZDK beschäftigt sich in der Enquete-Kommission derzeit mit dem Thema und will seine Anforderungen an eine neue Regelung bis Sommer definieren. Für die Händlerverbandsverantwortlichen liegt der Fokus aber in einem anderen Bereich: "Wir müssen unsere Rendite in Ordnung bringen", heißt es auf breiter Front. Regine Ungeheuer, Präsidentin des europäischen BMW- und Mini-Partnerverbandes, bringt es folgendermaßen auf den Punkt: "Die Händler brauchen die Sicherheit, dass sich bei der GVO nicht ein zusätzliches Problemfeld aufbaut. Die unbefriedigende Renditesituation, vor allem im Fahrzeughandel, steht aber im Mittelpunkt aller Anstrengungen."ZuversichtBei Mercedes und Volkswagen gehen die Händlervertreter derzeit davon aus, dass ein Dialog mit dem jeweiligen Hersteller über die Fortsetzung der GVO möglich sein wird. Konkrete Gespräche gäbe es aber noch nicht, weil auch die Herstellerseite noch nicht mehr darüber weiß, in welche Richtung in der EU-Kommission gedacht wird. Michael Lamlé, Präsident des deutschen Volkswagen-/Audi-Händlerverbandes, zeigte sich aber zuversichtlich, dass Volkswagen sich durchaus der besonderen Verantwortung bewusst sei, die der Hersteller in der Frage der Vertragskündigung habe. "Wir haben den Eindruck, dass Volkswagen die Händlerverträge nur kündigen will, wenn dies für die Zeit nach 2010 unumgänglich ist. Die Kündigung würde nämlich zu einer wiederum massiven Beunruhigung im Händlernetz führen und wäre auch gegenüber den Banken das falsche Signal. Wir gehen davon aus, dass die Rahmenbedingungen fortgeführt werden."

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