Rund 18,2 Mio. Menschen in Deutschland interessieren sich für Caravaning – damit ist das Interesse am Reisen in den „eigenen vier Wänden auf Rädern“ weiterhin hoch, geht aber auf das Niveau vor der Pandemie zurück. Die Inflation und Zinsen sorgen für Zurückhaltung von Kauf- und Mietinteressierten. Dies sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen, bevölkerungsrepräsentativen Caravaning-Studie in Deutschland.
Die von der gsr Unternehmensberatung in Augsburg und den Marktforschern von MiiOS in Nürnberg initiierte Befragung dient als wertvolle Grundlage für strategische Überlegungen von Herstellern, Händlern und Anbietern von Dienstleistungen sowie im Tourismus-Management und in der Politik.
Befragt wurden im Juni 10.289 Menschen in Deutschland (18-80 Jahre) zu ihrem Caravaning-Interesse und etwaigen Präferenzen. Demnach interessieren sich rund 18,2 Mio. Menschen in irgendeiner Weise für Reisemobile und Wohnwagen – sei es als Besitzer, Mieter oder mit der Absicht zum Kauf oder der Miete eines Fahrzeugs in nächster Zeit.
Im Vergleich zu den beiden Vorjahren (jeweils rund 19,9 Mio.) geht das Interesse um etwa 8,5 Prozent zurück. Besonders auffällig ist der Rückgang bei Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren um fünf Prozentpunkte, was im Wesentlichen auf ein nun nach den Pandemiejahren wieder volles Angebot auf dem Reisemarkt zurückgeführt wird. Zudem ist das Interesse an Reisemobilen deutlicher zurückgegangen als das an Wohnwagen.
Gleichzeitig verbessert sich die Lage bei der Verfügbarkeit von Fahrzeugen – diese allerdings unter dem Eindruck von Inflation und Zinsentwicklungen, was zu einer Zurückhaltung der Kaufinteressierten führt: Zum Halbjahr musste die Branche einen Rückgang der Neuzulassungen1 von Wohnwagen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften, bei den Reisemobilen ist die Veränderung zum niedrigen Vorjahresniveau nahezu ausgeglichen. Insider führen Letzteres auf die große Zahl der nun ausgelieferten Bestellungen aus den Vorjahren und weniger auf aktuelle Neubestellungen zurück. Die Industrie produziert wieder, der Handel baut Bestände auf und der Markt kehrt zu einem normalen Wettbewerb zurück.
Kleinere Reisemobile und größere Wohnwagen
Der Fokus von am Kauf Interessierten zeigt zwei Trends: Bei Reisemobilen steigt das Interesse an den alltagstauglichen Einstiegssegmenten Camper-Van und Kastenwagen kumuliert um neun Prozentpunkte auf nun 39 Prozent, gleichzeitig nimmt das Interesse an den teil- und vollintegrierten Fahrzeugen um elf Prozentpunkte auf nun insgesamt 50 Prozent ab – hier dürften die zum Teil in kurzer Zeit erheblich gestiegen Preise einen Hauptgrund darstellen.
Bei den Wohnwagen ist der Trend gegenläufig: Das Interesse an Mini-Wohnwagen sinkt leicht um drei Prozentpunkte, gleichzeitig steigt die Suche nach Groß- und Luxus-Wohnwagen.
Caravaning: Italien und Frankreich vorne
Bei den präferierten Reisezielen ändert sich wenig: Die Menschen zieht es eher ins Ausland (61 Prozent) und da sind die bevorzugten Destinationen Italien (14 Prozent) und Frankreich (12, jeweils plus zwei Prozentpunkte) sowie Kroatien (6). Bei den Reisen innerhalb Deutschlands (37 Prozent) geht es vorwiegend nach Bayern (20) oder an die Küsten von Nord- und Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern (16), Schleswig-Holstein (13) sowie Niedersachsen (10).
Auffällig ist bei den Angaben zu den Reisetagen, dass die Besitzer von Fahrzeugen mit 55 Tagen (Reisemobil) und 64 Tagen (Wohnwagen) jeweils noch einmal länger unterwegs sind als im Vorjahr, wohingegen die Reisetage mit angemieteten Reisemobilen (20) und Wohnwagen (23) rückläufig sind.
Anspruchsvolle Zielgruppe im Caravaning
Bei allen gegenwärtigen Herausforderungen kann die Branche mit Zuversicht den nächsten Jahren entgegenblicken: Caravaning-Interessierte sind im Durchschnitt jünger (43 Jahre) als Menschen ohne Interesse an dieser Reiseform (51), die Haushalte sind überwiegend größer (drei Personen und mehr) und das Einkommen höher. Zudem legen die Menschen bei aller Preissensibilität eher Wert auf sozial und ökologisch verträglichen Urlaub, was auf eine gewisse Kontinuität des Reisens im Wohnwagen oder Reisemobil schließen lässt.
Die Chancen der Industrie liegen im Ausbau eines Angebots an bezahlbaren und alltagstauglichen Fahrzeugen sowie für Händler bei Kundenanliegen rasch zu reagieren und einer aktiven Kundenbetreuung. Eine grundsätzliche Herausforderung liegt im ausreichenden Angebot an geeigneten Stell- und Campingplätzen sowie digitalen Services, etwa für die Information und Buchung.