Von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Es war sein 80. Geburtstag, zu dem "Sir" Günther Stöckert am 26. November 2010 ins Hotel Petersberg bei Bonn, dem Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland eingeladen hatte. Eine diplomatische Adresse, die ganz seinem Wesen entspricht: Perfekte Diplomatie! Es seien nur einige Festgäste von damals benannt, um die Grandezza des Jubilars zu zeigen: ZDK-Präsident Robert Rademacher sowie sein Vor-Vorgänger Bernhard Enning. Die Porsche-Institution Harald Wagner, das Maßstäbe setzende Mercedes-Benz-Trio Eckhard Panka, Jürgen Fahr und Walter Missing, dann Günter Egle, der heutige Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Jürgen Hinrichs, Armin Zitzmann, Konrad Falk, Obi-Gründer Manfred Maus und zahlreiche Familienmitglieder, sprich die Gesellschafter von Lueg.
Von VW zu Mercedes-Benz
In deren gleichnamiger Autohausgruppe wirkte der Jubilar von 1992 bis zum Übergang in den Ruhestand als Geschäftsführer. Damit führte er die Geschäfte des damals weltgrößten Mercedes-Benz-Vertreters in Bochum, der an 32 Standorten agiert. Zuvor war Stöckert dem Unternehmen Fleischhauer bei "Kaiser Franz" (Walter Franz) 32 Jahre von unten bis ganz oben in der Schaltzentrale in Köln verbunden. Das Geburtstagskind verkehrte damit über Jahre in den arrivierten VW-Großhändlerkreisen um "Kaiser Franz", "Gottfried dem Gewaltigen" (Schultz) und "Power Fritz" (Haberl, dem legendären ZDK-Präsidenten). Stöckert bewies damals schon seine so geniale Begabung für diplomatische Kommunikation – stets unterlegt mit fachlicher Kompetenz. Bis heute ist bewundernswert, wie er Unangenehmes angenehm zu formulieren weiß. Es waren dann "Erbschaftsausstrahlungen" im Hause Fleischauer, die ihn zum Nachfolger von Hermann Mallow bei Lueg machten.
Auch im Ruhestand ein gefragter Gesprächspartner
Bei Lueg spielte er nun mit großem Erfolg in der Champions League. Allerdings unter ganz anderer Markenflagge. Das waren damals noch Kontraste! Wir trafen uns unlängst in Köln zusammen mit Chrstian Mahnert-Lueg, Gesellschafter und Sprecher der Familien im Aufsichtsrat. Er ist seit seinen Studienjahren mit dem "Sir" freundschaftlich verbunden. Nach seinem Ausscheiden bei Lueg und dem Übergang in den Ruhestand war Stöckert in sieben Beiräten aktiv, unter anderem lange bei Beresa in Münster, ACB Berlin, Dürkop in Braunschweig oder Thiel in Paderborn. Konrad Falk und in Folge Armin Zitzmann machten ihn zudem zum Aufsichtsratsvorsitzenden der "Nürnberger Handelsgesellschaft". Bei Gott keine leichte Aufgabe. Stöckert war über all seine Berufsjahre hinweg eine vernetzte, hochgeschätzte Branchengröße.
Nachdem ich Günther Stöckert seit nahezu dreißig Jahren kenne, ist es mir eine Ehre wie ganz große Freude, mich in seinen Freundeskreis einreihen zu dürfen. Stöckert ist noch heute AUTOHAUS-Abonnent und lebt das Thema "Automobil" bis heute. Bitte, wer mit 90 Jahren noch selber am Steuer mit dem Auto durch Köln unterwegs ist, beweist besondere automobile Bezüge wie auch besondere Fitness. Welch ein Segen! Seine Beiratsämter hat er mit 75 Jahren abgelegt. Und doch, sie reden bis heute alle mit ihm. Es mag an seinem Hobby, der Fliegerei liegen, dass sie seinen "Adler-Blick" so schätzen. Er entwickelt dabei immer wieder ein so heilsames, brückenbauendes Vokabular. Und das zaubert er so humorig-geistvoll aus dem Hut, dass er jeglichem Gespräch eine gute Stimmung verschafft.
1952, Emigration nach Westdeutschland
Stöckert wurde 1930 im sächsischen Klingental geboren. Ein Familienmitglied aus der Familie Günter Wand, dem berühmten Brucknerdirigenten, gab ihm den Impuls, sich einem Zukunftsgewerbe namens "Automobil" zu verschreiben. Und so kam er 1952 nach Köln, wie Günter Wand. Wir telefonieren bis heute wöchentlich miteinander.
Das 30-jährige Jubiläum der Wiedervereinigung in diesem Jahr hat Stöckert aufgrund seiner Ost-Heimat sehr bewegt. Welch ein politisches Geschenk! Und auch das ist Stöckert: Er stiftete der Pfarrei seiner Taufkirche in Klingental zum 275. Kirchweihjubiläum 2012 drei neue Bronzeglocken. Und damit es dort am Eingang zur Kirche nicht mehr so windig zugeht, ein neues Kirchenportal. Heimat-, Ursprungsverbundenheit!
Trauer und Abschied nach 62 Jahren glückliche Ehe
Zu gerne hätte er heute seinen 90. Geburtstag mit seiner Frau Marianne gefeiert. Sie verstarb im Januar dieses Jahres. Der Schmerz darüber wirkt nach 62 glücklichen Ehejahren sehr tief in ihm. Dieser endgültige Abschied ist für ihn selbst als gläubigen Menschen schwieriger als gedacht. Es fehlen jetzt die eingespielten Unterhaltungen, gerade über den ganzen Alltag. Da war stets ein innerer verlässlicher Zusammenhalt gegeben. Stütze! Da ist für ihn in diesem Jahr der wichtigste und zugleich der liebste Pfeiler weggebrochen. Eine so schwer zu ertragende Realität. Wir begleiten den Jubilar in dieser für ihn schwierigen Lebensphase, gratulieren ihm aus ganzem Herzen zu seinem großartigen Lebenswerk und sagen innigen Dank.
Günther Stöckert hat ein großes Stück automobiler Handelsgeschichte geschrieben. Zu seinem 70. Geburtstag haben wir ihm den Titel "Sir" verliehen. Seither sitzt er im Oberhaus der deutschen Kfz-Gewerbes. Auf Lebenszeit. "Sir" Günther Stöckert hat dem hohen Anspruch die vergangenen zwanzig Jahre alle Ehre erwiesen.
Uwe Brabender Bravour Immobilien GmbH