Ausgabe 20/2008: Bereit zum Durchstarten

Toyota / Ein Gespräch mit Vizepräsident Alain Uyttenhoven über Durststrecken und Modelloffensiven im Jahr 2009.Bereit zum Durchstartenvon ralph M. meunzelToyota hat von früheren Wachstumsszenarien Abstand genommen und strebt jetzt mittelfristig einen Marktanteil von fünf Prozent an. Über die künftige Strategie und die neuen Modelle für 2009 spricht Vizepräsident Alain Uyttenhoven im folgenden Interview.AH: Herr Uyttenhoven, Toyota liegt in diesem Jahr mit über 20 Prozent unter dem Vorjahr und hat einen Marktanteil von 3,35 Prozent. Man hat ja aufgrund des Fehlens von Modellen eine Durststrecke angekündigt. Dass diese derart negativ ausfällt, überrascht aber vor dem Hintergrund der ursprünglich skizzierten Wachstumsszenarien von 200.000 Autos inklusive 10.000 bei Lexus. Wie sehen Sie diese Entwicklung?A. Uyttenhoven: Diese Wachstumsszenarien beruhten auf einem deutlich höheren Gesamtmarkt. Damals hat jeder auf 3,8 Millionen geplant – heute sind wir bei 3,1 Millionen. Ich glaube eher an nachhaltiges und profitables Wachstum. Wir hatten im letzten Jahr Tageszulassungen etwas forciert und Anfang 2008 entschieden, dies nicht mehr zu tun. Für die Produktoffensive im kommenden Jahr brauchen unsere Händler einen sauberen Tisch, also keine Überbestände. Wir haben diese Bestände in diesem Jahr also weitgehend abgebaut und können dann im kommenden Jahr durchstarten.AH: Warum lässt sich eine derartige Durststrecke nicht vermeiden?A. Uyttenhoven: Das war sicher nicht ideal. Wir sind jetzt am Ende der Durststrecke und müssen nach vorne schauen und das Defizit in 2009 Jahr ausgleichen. AH: Ein Modelldefizit sehen Sie nicht?A. Uyttenhoven: Natürlich ist das Produkt das wichtigste Kriterium für den Erfolg. Seit dem Auris haben wir kein neues Volumenmodell vorgestellt. Das wird sich im kommenden Jahr mit sechs neuen Modellen ändern. AH: Auf dem Autosalon in Paris wurde die neue Palette bereits gezeigt. Was kommt 2009 auf den Markt?A. Uyttenhoven: Es kommen jetzt sechs neue Modelle, darunter ein IQ und ein Urban Cruiser, die keine Vorgänger haben. Dazu der Avensis, Prius, und der Corolla Verso, der nur noch Verso heißt, und im Herbst der neue Landcruiser. Daneben erhalten sechs Modelle eine Modellpflege, beispielsweise Aygo, Yaris und Auris. Gleichzeitig kommen sechs neue Antriebsstränge, so erstmals ein Automatikgetriebe im Dieselbereich, neue Valvematik-Motoren sowie ein 1,33 Start-Stop-Motor. AH: Toyota beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Großkundengeschäft. Sind Sie damit zufrieden?A. Uyttenhoven: Wir konzentrieren uns auf die interessanten Geschäfte und spielen hier nicht mit Zulassungen. Bei den sauberen Geschäften sind wir stabil.AH: Wann sollen die fünf Prozent bzw. beim aktuellen Gesamtmarkt zirka 155.000 Neuzulassungen erreicht werden?A. Uyttenhoven: Mittel- bis langfristig, also in drei bis fünf Jahren. Genauer möchte ich mich nicht festlegen, weil man sich dann zu stark auf Marktanteile konzentriert, und die könnte man kaufen. Wir wollen aber profitabel und nachhaltig wachsen.AH: Die Händlerrendite hat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gelitten. Wann geht es wieder aufwärts?A. Uyttenhoven: Die Händlerrendite lag per Ende Juli bei 0,9 Prozent. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber 2007. Damit befinden wir uns im oberen Drittel des Marktes. Allerdings: in den Jahren vor 2007 waren unsere Händler höhere Renditen gewohnt. Und natürlich wollen wir die Rendite gemeinsam mit den Händlern auch wieder entsprechend steigern.AH: Wie fügt sich der IQ zwischen Aygo und Yaris?A. Uyttenhoven: Für uns ist der IQ ein ABC-Auto. Von der Größe im A-Segment, vom Fahrverhalten fühlen Sie sich wie in einem B-Segment-Auto, also etwa dem Yaris, und das Innenraum-Gefühl ist vergleichbar mit dem des Auris. Was die Kunden anbelangt, so sprechen wir mit allen drei Modellen ganz unterschiedliche Menschen an. Der IQ ist für post-moderne Menschen in Ballungsräumen gemacht. Das sind Kunden, die wir heute noch zu wenig bedienen. AH: Welche Rolle soll der Urban Cruiser spielen?A. Uyttenhoven: Bei der letzten RAV4-Generation hatte die dreitürige Version in den Spitzenzeiten bis zu 35 Prozent Anteil. Mit dem Urban Cruiser decken wir mit Zwei- und Vierradantrieb inklusive Diesel genau diese Lücke als City-SUV ab. Mit dem Urban Cruiser kann man in der Stadt 4x4 fahren und emittiert trotzdem nur um die 130 g/km CO2.AH: Toyota hat in den vergangenen Jahren sehr viel ins Händlernetz investiert. Ist der Prozess jetzt abgeschlossen?A. Uyttenhoven: Wir kommen langsam an das Ende unserer Händlernetzplanung aus 2003. Besonders in den großen Städten, in denen wir seinerzeit noch klar unterrepräsentiert waren, haben wir deutlich aufgebaut. AH: Sind Sie mit der aktuellen Konstellation in Berlin mit drei stark konkurrierenden Händlern zufrieden?A. Uyttenhoven: Berlin ist eine interessante Stadt, weil hier kein Hersteller die Zulassungen durch ein eigenes Werk beeinflusst. Es ist wichtig, hier gut repräsentiert zu sein. Unser Marktanteil in Berlin beträgt heute 4,1 Prozent und liegt damit über Bundesdurchschnitt.AH: Das Netz steht und die neuen Modelle sind da. Wie lauten Ihre Erwartungen für 2009?A. Uyttenhoven: Unsere Händler brennen darauf, die neuen Modelle einzuführen. Zwar wird der Gesamtmarkt auch im nächsten Jahr schwierig bleiben, aber wir werden wieder wachsen. AH: Herr Uyttenhoven, herzlichen Dank für das Gespräch.

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