In den vergangenen Jahren hat die Digitalisierung in der Automobilbranche einen starken Aufschwung erlebt. Nun hält auch die Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Einzug in den Autohaus-Alltag. Wie das funktioniert und welche Prozesse sich mit Hilfe der Technologie optimieren lassen, erörterten Fachleute und Branchenkenner im Rahmen der 2. AUTOHAUS KI Convention powered by TÜV SÜD am 7. November in der “Alten Lokhalle Mainz”. Ralf Breisch, Leiter Vertrieb bei der TÜV SÜD Division Mobility, Ralph M. Meunzel, Chefredakteur AUTOHAUS, und Prof. Benedikt Maier, COO Institut für Automobilwirtschaft, begrüßten die rund 130 Teilnehmer; Sascha Röwekamp, Geschäftsführer RWKMP, führte als Moderator durch die Veranstaltung.
KI im Autohaus-Marketing
Gleich zu Beginn standen konkrete KI-Lösungen aus der Praxis im Fokus. Lars Kammerer, Leiter Marketing Mobility bei der TÜV SÜD Division Mobility, stellte Anwendungsfelder im Autohaus-Marketing dar. KI-Tools können beispielsweise zur Automatisierung bestimmter Routineaufgaben wie Social-Media-Posts, bei der Erstellung von Werbeclips oder bei der Datenauswertung verwendet werden und so wertvolle Zeit und Kosten einsparen. Kammerer hob jedoch zugleich hervor, dass Künstliche Intelligenz neben den zahlreichen Chancen viele Herausforderungen für Marketingabteilungen mit sich bringt. Dazu zählen die rasante Entwicklungsgeschwindigkeit der Lösungen, die Auswahl der richtigen Schulungen für die eigenen Mitarbeiter sowie das Wegfallen bestimmter Berufsbilder. Dabei dürfe man die KI nicht als Ersatz für menschliche Arbeitskraft sehen. "KI ist kein neuer Mitarbeiter, sondern ein Werkzeug", so der Experte. Die Aufgabe der Marketingabteilungen sei es nun, zu lernen, wie man damit umgeht.
AUTOHAUS KI Convention 2024
BildergalerieWie Künstliche Intelligenz funktioniert, erklärte Ralf Koke, Geschäftsführer von Loco-Soft. Dabei ging er unter anderem näher auf die Begriffe Intelligenz, Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und generative künstliche Intelligenz ein. Zudem zeigte er, in welchen Teilbereichen der Kfz-Branche KI-Tools zum Einsatz kommen. Dabei stellte er auch die Bedeutung der Datenerhebung und -pflege in den Fokus. "Ohne Daten ist KI nichts", bekräftigte Koke. Um beste Ergebnisse mit KI-Lösungen erreichen zu können, brauche man sorgfältig erhobene Daten. Um dies zu erreichen, sollten Unternehmen in seinen Augen darauf achten, Standards bei der Datenerhebung zu setzen.
Austausch mit Kollegen
Da das Angebot an KI-Tools auf dem Markt bereits sehr unübersichtlich ist, wurde das Innovationsnetzwerk Digitalisierung Automobilhandel und -service ins Leben gerufen. Kurt Deppert, Senior Vice President Digital Transformation Mobility bei TÜV SÜD Auto Service, und Andreas Weeber, Geschäftsführer Autohaus Weeber, erklärten, wie das Projekt funktioniert. Oftmals kostet es Unternehmen viel Zeit und Geld, passende KI-Lösungen zu sichten und zu testen. Gerade kleineren Autohäusern fehlen häufig die Ressourcen dazu. Um dem entgegenzuwirken, vernetzen sich Autohäuser im Rahmen des Innovationsnetzwerks und tauschen Erfahrungen mit einzelnen Tools aus. Für die wissenschaftliche Unterstützung sorgen das Institut für Automobilwirtschaft und die BFC.
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Wie sich Prozesse mit Hilfe von Robot Process Automation optimieren lassen, erklärte Andreas Weeber am Beispiel des eigenen Autohauses. Während die Leasingverbuchung früher händisch abgewickelt wurde, erledigt diese Aufgabe inzwischen eine Maschine – und das 24 Stunden am Tag. Auch die Datenübertragung zwischen verschiedenen Systemen wird mittlerweile automatisch abgewickelt. Vor der Einführung der Robotic Process Automation in bestimmten Bereichen herrschte unter den Mitarbeitern noch Skepsis vor und die Angst, dadurch den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, stand im Raum. Das hat sich dem Geschäftsführer zufolge in eine positive Einstellung gewandelt, da vor allem Prozesse automatisiert wurden, die zuvor nie gerne erledigt wurden.
Anwendungsfelder aus der Autohaus-Praxis
Welche Vorteile eine KI-gesteuerte Terminvereinbarung mit sich bringen kann, stellte Kurt Weinrich, Head of Business Development bei auto dm, dar. Dabei ging er unter anderem auf die daraus resultierende Entlastung für die Mitarbeiter im Rahmen des Räder- und Reifenwechselprozesses bei Beresa ein.
Entlastung und Kosteneinsparung können auch durch Voicebots herbeigeführt werden. Wie Mensch und Maschine in der Kundenkommunikation zusammenarbeiten können, zeigten Dr. Steven Zielke, Geschäftsfüherer mobilApp, und Martin Leuchtenberger, Geschäftsführender Gesellschafter bei Stadac. Dabei gingen sie näher auf den sogenannten "Voicebutler" ein, der den Anrufer kennt und so die Möglichkeiten einer persönlichen Betreuung bietet.
Wie sich die Werkstattplanung mit Hilfe von KI-Prozessen vereinfachen lässt, erläuterten Dr. Alexander Grimm, CEO bei aspaara, und Nicola Schraven, Head of Support & Innovation Carrosserie bei der AMAG Group. Hierfür präsentierten sie den KI-Copiloten "Matching Core".
Hilfreiche Tipps für das eigene Unternehmen
Selbst aktiv wurden die Teilnehmer der KI Convention im Live-Workshop von Sascha Röwekamp und Constantin Michel, Wirtschaftsinformatiker und Geschäftsführer HAIAR. Die beiden Experten zeigten auf, wie KI-Lösungen Prozesse im Autohaus-Alltag optimieren können, und gaben den Branchenvertretern wertvolle Handlungsempfehlungen für die richtigen Prompts. Zudem gab es noch Tipps für das perfekte LinkedIn-Marketing.
Impulse und Inspiration für den Automobilhandel lieferte auch die Keynote-Speech von Tim Raynoschek, Cloud Consultant, und Amelie Fischer, Abteilungsleiterin Conversational Engineering Voice, beide von STACKIT. Die beiden IT-Experten stellten dar, wie KI die Customer Journey im Handel revolutioniert. Dabei präsentierten sie konkrete KI-Anwendungsfälle im Lebensmittelhandel und hoben deren Übertragungspotenzial auf den Automobilhandel hervor.
TÜV SÜD und Loco-Soft unterstützten als Partner die Veranstaltung. Forschungspartner waren DiSer-Hub, saaris sowie das Institut für Automobilwirtschaft (IfA).