Ausgabe 17/2008: Autohaus 17/2008

Autohaus 17/2008Sommerakademie 2008 / GVO 2010, Hersteller-Händler-Verhältnis, künftige Marktentwicklungen, Kostensenkung im Autohaus – dies waren nur einige der inhaltlichen Schwerpunkte der Sommerakademie 2008.Bayerische Performancevon Prof. Hannes BrachatZu Deutschlands schönstem Naturwinkel gehört das Ensemble rund um den Tegernsee. Im Seehotel Überfahrt trafen sich 45 Automobilisten, um sich über die aktuelle GVO-Welt 2010 in Brüssel, die Mittelstands- und Verbandspolitik in Berlin sowie die Alltagsniederungen im Autohaus praktisch auszutauschen. Rechtsanwalt Uwe Brossette, Kanzlei OsborneClarke, erläuterte die GVO-Perspektiven, auf die sich der Handel einzustellen hat. Der Bogen reichte von den Wurzeln des GVO-Ursprungs 1985 bis hin zum Inhalt und der Methodik des aktuellen Evaluierungsberichtes der Wettbewerbskommission zu Brüssel. Bis Ende August waren hierzu die Stellungnahmen der betroffenen Verbände abzugeben. Bis Jahresende bzw. im Januar 2009 wird sich die Kommission dazu äußern. Das bedeutet, innerhalb der nächsten sieben Monate passieren in Brüssel die einschlägigen GVO-Weichenstellungen. Brossette: "Wer mittelstandspolitisch denkt, muss für die Fortsetzung einer kfz-spezifischen GVO eintreten. Jeder Automobilhändler tut gut daran, seinen EU-Abgeordneten in der GVO-Frage anzugehen und ihn einschlägig zu informieren." Mit Befremden wurde von den Teilnehmern registriert, dass der VDA wie der VDIK plötzlich von der Fortsetzung der kfz-spezifischen GVO abrücken, obwohl sie sich 2007 zur IAA dafür aussprachen. Verbandspolitische Doppelzüngigkeit! Brossette nahm auch in der abendlichen Talkrunde in einem bayerischen "Senner-Haus" in Egern Stellung zu den aktuellen Vertragskündigungen im Hause BMW und Audi. Brossette: "Es ist denkbar, dass weitere Marken mit Kündigungen folgen werden. Dies ist abhängig von grundsätzlich erforderlichen Neujustierungen im Rahmen anstehender Geschäftsmodellgestaltungen." Grundsätzlich rät Brossette auch für die Zukunft zu einem Händler-Einheitsvertrag. Was einer individuellen vertraglichen Regelung bedarf, ist die Thematik Investitionen. InternetwandlungenManfred Seidel, Executive Director Sales Germany bei AutoScout24 und zum vierten Mal Hauptsponsor der Sommerakademie, spannte einen Bogen über zehn Jahre Internet im Automobilhandel. Neben dem Nutzungsverhalten und der informativen Funktion stellte Seidel einzelne Entwicklungsstationen dar, also erweiterte Suchfunktionen, die Vernetzung mit zahlreichen Angeboten und Dienstleistungen, die Entstehung weiterer Marktplätze (Nutzfahrzeuge, Motorräder, Teile & Zubehör), Links zu Finanzierung und Versicherung, Testberichten sowie der internationalen Suchfunktion. Weitere Ausführungen galten den Veränderungen im Kaufprozess.BMW-Welt zu MünchenEin besonderes Highlight war der gemeinsame Besuch der neuen BMW-Welt zu München, die im Oktober 2007 ihrer Bestimmung übergeben wurde. Diplom-Ingenieur Ruediger Ebel erläuterte erst die architektonischen Überlegungen der neuen BMW-Welt, dann deren funktionelle Gestaltung. Ein Rundgang mit professioneller Erläuterung zeigte den Fahrzeugauslieferungsbereich, technische Features, den Zubehör- und Bücher-Shop und spezifische Entwicklungs- bzw. Technikexponate. Derzeit werden pro Tag zwischen 80 und 100 Neufahrzeuge ausgeliefert. Die Werksauslieferung wird ab 1. September dem Kunden mit 495 Euro in Rechnung gestellt. Im Endstadium – inklusive internationale Fahrzeugabholungen – werden es pro Tag dann 250 Fahrzeuge sein. Am zweiten Tag stellte Günter Klaiber, Fiat-Händler aus Öhringen, den Teilnehmern seinen Weg zur Niedrigenergiewirtschaft vor. Niedrigenergie-ManagementDas reichte von der Druckluftanlage, den Strom- und Entsorgungskosten, dem Wasser- und Heizölverbrauch bis hin zur Wärmeversorgung über ein eigenes Blockheizkraftwerk. Der zweite Teil seines Vortrags war der Autogasnachrüstung gewidmet. Klaiber hat 2008 bereits über 300 Anlagen nachgerüstet und erläuterte den Teilnehmern seine Erfahrungen, die er seit 2003 auf diesem Wege gesammelt hat. Ertragssteigerung im AutohausThomas Kremer von b-k-p Consulting, der als weiterer Sponsor fungierte, stellte Impulse zur Optimierung in der Werkstatt vor. Immer wieder fehle es an der Messung der Vorgabezeiten. Darüber hinaus werden nicht alle Leistungserbringer erfasst. Außerdem verwies Kremer auf die Erfassungsfehler von Werkstattleistungen. Ein breites Feld widmete er der leistungsorientierten Vergütung im Service. Abschließend riet Kremer zu einer Analyse der einzelnen Prozessschritte im gesamten Annahmeprozess. ZukunftsszenarienAUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat erläuterte eingangs globalisierende Aspekte der Automobilwirtschaft und stellte danach Prognosen für das Neu-, das Gebrauchtwagen- und das Service-Geschäft bis 2015 dar. In Sachen Hersteller-Händler-Beziehung meinte Brachat: "Es gab eine Zeit, da gab es eine Achse Hersteller-Händler-Autofahrer, die auf Augenhöhe lag. Heute dominiert seitens der Hersteller das Kapital, die Aktionärssicht, die einseitige Renditebetrachtung des Herstellers. Wer die Renditemalaise des Handels analysiert, stellt fest, dass sie wesenhaft auf externe Faktoren zurückgeht, angefangen von der wachsenden Modellvielfalt, der Preispolitik für Neufahrzeuge bis hin zur Restwertthematik etc." Brachat gab dann Impulse für die einzelnen Geschäftsfelder. Stephanie Hein, Inhaberin der gleichnamigen Werbeagentur, zeigte praktische Beispiele aus der aktuellen Werbeszenerie, von der Produkteinführung, der Jubiläumskampagne, der Zeitungsbeilage bis hin zur gezielten Serviceanzeige. Brachat wünschte den Teilnehmern für das zweite Halbjahr eine aktive politische Weichenstellung in Sachen GVO 2010. Autohaus 17/2008

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