Ausgabe 09/2009: Aus eigener Kraftquelle

HandelAus eigener KraftquelleErneuerbare energien E Sigfried Ruprecht betreibt in seinem Autohaus ein BHKW, das Strom und Wärme aus Palmfett erzeugt. Von Annemarie SchneiderSigfried Ruprecht hat die steigenden Energiekosten lange beobachtet und hingenommen. Im Juli 2007 war jedoch Schluss damit. Der Inhaber des gleichnamigen Autohauses hatte den Entschluss gefasst, einen Ausweg aus der rasanten Teuerung zu finden. Denn innerhalb von vier Jahren hatten sich die Energiekosten für den Betrieb seines Autohauses verdoppelt. „Wir hatten eine Gasrechnung von durchschnittlich 4.200 Euro netto im Monat. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative gemacht, mit der die Energiekosten massiv gesenkt werden können“, erzählt Sigfried Ruprecht. So ist der Händler auch auf die Möglichkeit gestoßen, ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) im Autohaus zu bauen. Für diese Lösung hat sich Ruprecht auch sofort begeistert, da er hiermit prinzipiell nicht nur Strom erzeugen und an den regionalen Versorger gegen Entgelt liefern, sondern auch die dabei entstehende Wärme für den Betrieb des Autohauses gewinnen kann.Um die Machbarkeit und das Kosten-Nutzen-Verhältnis genau zu ermitteln, hat sich der Händler die Firma Sun Power Engineering aus Fürth im Odenwald als Berater ins Haus geholt. Das Ergebnis der Analysen: Eine höhere autarke Energieversorgung mittels BHKW kann die Kosten deutlich senken. Gemeinsam wurde daraufhin ein Konzept entwickelt, das auf die Bedürfnisse des Autohauses zugeschnitten und in Kooperation mit einer Montagefirma sowie einem regionalen Heizungs- und Installationsbetrieb innerhalb von vier Monaten umgesetzt wurde.Das wärmegeführte BHKWOberste Priorität beim Bau: Das Kraftwerk soll eine maximale Effizienz und eine größtmögliche Eigenversorgung mit Energie gewährleisten. Als Herzstück des BHKW wurde ein Deutz-Volvo Sechszylinder-Turbo-Dieselmotor mit 200 kW ausgewählt, der sich für den Betrieb mit alternativen Brennstoffen wie Pflanzenöl eignet. Der Kraftstoff war dann ebenfalls schnell gefunden: Palmfett. „Wir erhalten dafür einen staatlichen Zuschlag für so genannte nachwachsende Rohstoffe“, erklärt Ruprecht. Die Energie, die der Motor damit produziert, wandelt nun ein Generator in Strom um, der über einen Verteiler beim regionalen Energieversorger eingespeist wird. Die Auslastung liegt im Durchschnitt bei 135 Kilowattstunden.Aber auch der Betrieb selbst zieht einen Nutzen aus dem BHKW. Und zwar über ein spezielles Wärmetauschersystem, das die Hitze des laufenden Motors sowie dessen Abgase zur Erwärmung des Wassers nutzt, mit dem die dafür umgebaute Heizung und Lackierbox betrieben werden. Die Wärmeleistung beläuft sich auf 200 Kilowattstunden. „Bis zu einer Außentemperatur von minus fünf Grad können wir uns damit komplett autark versorgen. Nur bei niedrigeren Temperaturen springt die herkömmliche Heizung noch zusätzlich an“, sagt Ruprecht. Infolgedessen ist er auch zufrieden mit den Einsparungen, die er damit erzielt hat. Der Händler beziffert sie auf durchschnittlich 2.500 Euro netto im Monat.Bis das BHKW reibungslos lief, hat es jedoch etwas gedauert. Denn es gab einige Startschwierigkeiten. Anfänglich war das Fett, dessen Temperatur auch bei der Zuleitung permanent mindestens 40 Grad haben muss, nicht warm genug. Dadurch konnte das Autohaus nicht die volle Leistung fahren. „Diesen Fehler haben wir über einen Zuheizer aber schnell behoben“, so Ruprecht. Er fügt hinzu: „Seither läuft das Kraftwerk wie geschmiert.“Die aktuellen Einsparungen bei den Energiekosten sind nach Meinung von Ruprecht nicht das Ende der Fahnenstange, da er langfristig mit weiter steigenden Preisen bei der herkömmlichen Versorgung mit Gas, Öl oder Kohle rechnet. Der Händler resümiert: „Mit dem Kraftwerk werde ich daher auch in Zukunft immer ein gutes Geschäft machen.“ zLesen SIe hier...… wie das Blockheizkraftwerk im Autohaus Ruprecht funktioniert und wie damit die Energiekosten drastisch gesenkt werden konnten.KurzfassungIm Autohaus Ruprecht mit den fünf Marken Fiat, Fiat Transporter, Alfa Romeo, Lancia und Abarth im oberschwäbischen Krauchenwies ist seit Januar 2008 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb, in dem zur Energieerzeugung nur Palmfett verbrannt wird. Von diesem als nachwachsender Rohstoff klassifizierten Produkt braucht Händler Sigfried Ruprecht rund 200.000 Liter pro Jahr, die er zu einem Preis von 65 Cent je Liter abnimmt. Damit werden rund 945 Megawattstunden an Strom pro Jahr produziert, die an den regionalen Versorger zu einem vertraglich über zehn Jahre fest vereinbarten Preis geliefert werden. Darüber hinaus erzeugt das BHKW nach Angaben von Sigfried Ruprecht Wärme von ebenfalls rund 945 Megawattstunden pro Jahr, die für den Betrieb der Heizung sowie der Fußbodenheizung in der Werkstatt und für die Lackieranlage genutzt werden. Durch diese so genannte Kraft-Wärme-Kopplung wird die erneuerbare Energie mit einem Gesamtwirkungsgrad von rund 80 Prozent besonders effizient ausgeschöpft. Im Vergleich zur vorherigen konventionellen Versorgung des Autohauses mit Gas spart der Händler damit nun insgesamt rund 30.000 Euro netto pro Jahr, so dass sich die Investitionen von 125.000 Euro netto für die Installation des BHKW und die Umbauten im Autohaus in weniger als fünf Jahren amortisieren.

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