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Abgas-Affäre: Audi-Chef in Untersuchungshaft

18.06.2018 11:09 Uhr
Rupert Stadler
Audi-Chef Rupert Stadler wurde vorläufig festgenommen.
© Foto: picture alliance / Sven Simon

Im Abgasskandal geht die Justiz hart gegen VW-Spitzenpersonal vor. Audi-Chef Stadler muss wegen Verdunklungsgefahr in U-Haft. Die umfangreichsten strafrechtlichen Ermittlungen in Deutschland sind aber noch im Gange.

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Im VW-Abgasskandal geraten immer mehr Manager ins Visier der Ermittler. Mit Audi-Chef Rupert Stadler wurde nun erstmals ein hochrangiger Manager des Volkswagen-Konzerns verhaftet. Stadler kam am Montag wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Gegen den ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn liegt ein US-Haftbefehl vor. Gegen weitere Manager und VW-Mitarbeiter wird ermittelt.

Auch gegen Stadler und einen weiteren Audi-Manager lief seit vergangener Woche ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Falschbeurkundung im Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen. Mit der Untersuchungshaft will die Behörde nun eine mögliche Beeinflussung von Zeugen oder Beschuldigten im Dieselskandal verhindern. Es habe Hinweise gegeben, "dass die Gefahr einer Verdunkelungshandlung besteht. Und das hat zu dem Haftbefehl geführt", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein VW-Sprecher betonte, es gelte nach wie vor die Unschuldsvermutung.

"Er kann erst einmal bis zu drei Monate in Untersuchungshaft behalten werden, danach lässt sich die U-Haft durch Gerichtsentscheidungen aber weiter verlängern", sagte der Strafrechtler Carsten Momsen von der Freien Universität Berlin. Ob sie das tut, sei aber keineswegs gewiss. "Wenn es im Fall Stadler um mögliche Beeinflussung von Zeugen geht, muss die Staatsanwaltschaft versuchen, diese Zeugen jetzt schnell zu vernehmen. Danach könnte die Untersuchungshaft wieder aufgehoben werden, wenn keine weiteren Haftgründe vorliegen." Momsen hält das für wahrscheinlich. Aber auch dann könnte die Staatsanwaltschaft noch weiter ermitteln. Am Ende des Ermittlungsverfahrens muss die Behörde dann entscheiden, ob die Beweise ausreichen, um Anklage zu erheben.

Verfahren richtet sich an 49 Beschuldigte

An diesen Punkt wollen auch die Ermittler der Braunschweiger Staatsanwaltschaft in den umfangreichsten Strafermittlungen zum VW-Abgasskandal bald kommen. Das Verfahren richtet sich gegen 49 Beschuldigte. Im Sommer soll deren Verteidigern Akteneinsicht gewährt werden. Die Beschuldigten können die Vorwürfe dann prüfen, bevor die Staatsanwaltschaft Anklage erheben kann. Ob die Braunschweiger Ermittler noch in diesem Jahr an diesen Punkt kommen, ist unklar.

Die Ermittlungen gegen Stadler sind indes noch nicht ganz so weit. In der vergangenen Woche wurde seine Wohnung durchsucht. Er und ein weiter Audi-Vorstand hätten Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung in Europa wissentlich in den Verkehr gebracht, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den Vereinigten Staaten keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Die Ermittler stützten sich auf die Auswertung von Korrespondenzen, verlautete es aus Ermittlerkreisen.

Stadler ist zwar nicht der erste, aber bislang hochrangigste Manager, der im VW-Skandal in Untersuchungshaft muss. Ein ehemaliger Porsche-Entwicklungsvorstand sitzt seit September 2017 in München in Untersuchungshaft. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen. In den USA wurden zwei VW-Mitarbeiter bereits zu langjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt. Insgesamt wurden bislang US-Strafanzeigen gegen neun ehemalige oder aktuelle Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt.

Personalentscheidung vertagt

Der Volkswagen-Aufsichtsrat hat seine Entscheidung über die Besetzung des Chefpostens bei Audi vertagt. Das Gremium ging am Montag in Wolfsburg zunächst ohne Einigung auseinander. "Die Aufsichtsräte von Volkswagen AG und Audi AG haben heute noch keine Entscheidung getroffen und prüfen die Sachlage weiterhin", teilte ein Sprecher des VW-Aufsichtsrates schriftlich mit. Am Abend war dem Vernehmen nach weiterhin denkbar, dass Audi-Vertriebschef Bram Schot das Amt nach der Verhaftung von Audi-Chef Rupert Stadler vorläufig übernimmt. Eine Entscheidung über eine Beurlaubung von Stadler als Audi-Chef fiel am Montag allerdings nicht. (dpa)

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KOMMENTARE


ExVerkäufer

18.06.2018 - 12:13 Uhr

Schon vor mehr als einem Jahr war mir klar, daß Herr Stadler zu dem "VW Filz" gehört. Jetzt die Aktion von der Staatsanwaltschaft. Recht so! Viel zu viele werden aus dem Konzern geschont. Ich habe in meiner Zeit in dem VW Konzern so viel Korruption,Scheinheiligkeit und Arroganz erlebt. Nach fast drei Jahren ist es an der Zeit durchzugreifen.


Michael Martin

18.06.2018 - 12:15 Uhr

Schon krass. Nein, damit meine ich nicht, dass Herr Stadler in Untersuchungshaft genommen wurde. Sondern dass die Staatsanwaltschaft gegen kriminelle Machenschaften vorgeht, die deutsche Politik sich aber nicht dazu durchringen kann, endlich die Autokonzerne zu Hardware-Umrüstungen zu verdonnern.Sehr geehrte Frau Merkel, Sie haben bei diesem Thema auf ganzer Linie versagt. Dafür habe ich Sie nicht gewählt.


Frank Fehling

18.06.2018 - 12:21 Uhr

Nun hat es auch Audi geschafft. Wie tief sind Audi und VW in den Dieselskandal gefallen? Tief genug, weil dieses einen sehr enormen finanziellen Schaden für diese einst Vorzeigeunternehmen hinter lassen. Man kann es auch so nennen: " SKANDAL UM AUDI UND VW". Aber die Kunden lassen sich nicht beirren. MARKENTREUE SIEHT ANDERS AUS. Die Zeche zahlt am Ende der Kunde. Der finanzielle Schaden wird durch versteckte Preiserhöhungen kommen. Vielleicht kommen noch sehr viele zivile Klagen auf diese Konzerne zu. Oder deren Anwälte werden diese Klagen in deren Entstehung zu Nichte machen.


Bronco

18.06.2018 - 12:36 Uhr

Ich kann nicht verstehen, dass ein Konzern das echt doch gut Fahrzeuge baut, sich zu einem so dreckigen Geschäft hinreisen lässt und das nur aus purer Gier. Die Bestrafung ist in diesem Fall richtig, denn kleiner Leute müssen auch den Hut nehmen wenn sie Mist gebaut haben.


Carajan

18.06.2018 - 14:57 Uhr

Na endlich, das wurde aber auch langsam Zeit. Audi ist doch für große Teile des Konzerns federführend für die Motorenentwicklung, insbesondere für die Konzernmarke Porsche ( Panamera, Macan, Cayenne ). Hier zeigt sich eindeutig, das Stadler fahrlässig, vielleicht sogar grob fahrlässig geschwiegen hat, obwohl seine Person mit Interna sicherlich informiert war. Möglicherweise sind sogar viele Entscheidungen in der Abgasaffäre von ihm getroffen worden.Ich bleibe auch bei meiner früheren Äußerung, der AR muss sich von den gesamten Personalaltlasten aus der Ägide Winterkorn, Piëch und Porsche befreien und einen maßvollen Richtungswechsel einleiten. Hier sind nicht nur Ingenieurskunst, sondern vor allem Mut gefragt. Auch wenn es viele nicht gerne hören mögen, die Zeit des Verbrenner läuft definitiv in den nächsten 10 Jahren auf eine geringe Stückzahl hin. Welches Antriebsmittel ihn ersetzt ( Elektro, Wasserstoff oder gar Gas .....) mögen die Ingenieure entscheiden, aber bitte zeitnah, denn Asien steht bereits vor der Tür,,


Erwien

18.06.2018 - 15:14 Uhr

Als Außenstehender finde ich die Inhaftierung doch eher überzogen.Als Insider ... Vielleicht kommen die arroganten Angestellten der Audi AG mal so langsam von Ihrem hohen Ross.Außerdem, ... ich kann das Theater der letzten Jahre überhaupt nicht verstehen.Sprechen Sie mit Experten an der Basis. Ausnahmslos alle Hersteller benutzen eine Sekundärluftpumpe, geben zu wenig AdBlue hinzu und versuchen auf dem Prüfstand Lücken im Regelwerk zu finden, um den Testverbrauch, Emissionen und alles andere zu drücken.Ganz wichtig: Macht es nicht der Hersteller - tut es am Ende der Verbraucher! Hängt einen anderen Wagen vor das Testgerät, baut ein anderes Steuergerät zur Adblue-Fake-Beimischung ein, klemmt eine Kat-Attrappe unter sein Auto oder klebt auf sein Wohnmobil von 1990 eine grüne Umwelt-Plakette ;-)


Annotator

18.06.2018 - 16:09 Uhr

Verdunklungsgefahr? JETZT ?Manche Stühle sind nicht nur wackelig Sie können auch sprichwörtlich elektrisierend sein.


Frank Fehling

18.06.2018 - 18:40 Uhr

Es werden sehr stürmische Zeiten auf die Konzerne von Audi,Porsche und VW zu kommen. Die Gier der Manager hat das Ansehen dieser genannten Automarken sehr geschadet. Vielleicht sollte Herr Martin Winterkorn dem Audimanager Herrn Stadler Gesellschaft leisten. Nach dem Motto: vor dem Hochmut kommt der Fall.Der Dumme ist der Kunde von diesen genannten Automarken. Irgendwann wird Asien den europäischen Fahrzeugmarkt überholen und dann ist Made in Germany,habe fertig.


Rudi

19.06.2018 - 08:44 Uhr

@Michael Martin: ich habe Frau Merkel gar nicht erst gewählt (bzw. die CDU nicht, denn sie selbst war keine Kandidatin in meinem Wahlkreis), aber auch sie hat sich an geltendes Recht zu halten. Und auf welcher Grundlage sollte sie die Hersteller verpflichten, Hardware nachzurüsten? Und wie soll sie das europäische Zulassungsrecht für Fahrzeuge umgehen, wenn die Fahrzeuge doch nach einer Umrüstung nicht mehr der Typgenehmigung entsprechen?


VW Fahrer

19.06.2018 - 09:47 Uhr

Ob der Herr nun involviert war oder nicht ist mir persönlich egal. Man soll die Schuldigen finden und verurteilen.Aber diese maßlos überzogene Aktion wirkt wieder mal wie wenn ein profilneurotischer Staastsanwalt von sich Reden machen wollte.


Dieter1

19.06.2018 - 11:35 Uhr

Alles nette Kommentare, sicher auch begründet und nachvollziehbar aber offenbar wirkungs und belanglos. Solange der Verbraucher munter weiter kauft und wir solche Meldungen lesen dürfen https://www.autohaus.de/nachrichten/quartalsergebnis-vw-startet-robust-ins-jahr-2159525.html?utm_source=Newsletter&utm_campaign=Newsletter-Einstieg&utm_medium=Newsletter-AHkommt mir das eher vor wie der berühmte Sturm im Wasserglas. Hohe Rabatte bzw. das eigene Portemonnaie sind eben mal wieder wichtiger als Moral und Anstand. Von daher ist das ganze ein Possenspiel, bei dem der Handel zuerst aber irgendwann auch der Kunde auf der Strecke bleiben wird. Die Auslöser der gesamten Misere (und ihre Aktionäre) werden am Ende besser dastehen denn je!


Franz

19.06.2018 - 12:35 Uhr

Es wurde wirklich Zeit diesen Abgasbetrüger einzusperren und langjährig zu verurteilen. Wünschen würde ich mir nur noch, dass dieser Leuchtturm der Audientwickler danach auch in die USA ausgeliefert wird. Grüße von einem ehemaligen VW und Audi Partner.


Felix Leitner

19.06.2018 - 13:37 Uhr

Ach Carajan, das wäre doch viel zu schön. DerFehler ist doch, das den Familien Piech und Porsche der Laden mehrheitlich gehört. Das kann schwierig werden, den Haupteigentümer raus zu setzen. Aber um die familieneigene Technikikone ist es schon sehr ruhig, oder hat dieser Ingenieur sich ausschliesslich um die zugluftfreie Klimaanlage im Götterwagen gekümmert ??


Kurbelwellenfan

19.06.2018 - 15:15 Uhr

@CarajanNoch entscheiden die Kunden, welchen Antrieb sie wollen. Soweit ich das an der Statistik ablese, wollen sie keinen E-Antrieb. Das wollten Merkel und Co. Aber der Verbraucher ist mündig!


Thomas

19.06.2018 - 20:07 Uhr

Naja, ich bin selber ein Teil der Audi Entwicklung. Die Stimmung ist, trotz der Medien Präsens, gut, wenn nicht sogar sehr gut. Es sind die neuen Produkte, die den Zeitgeist treffen werden. Alles andere ist in 2 Jahre vergessen. Allerdings kommen dann noch mal mehr tolle Produkte....auch viele Stromer, sehr viele....Der aktuelle Druck erhöht nur die positive Kreativität und das macht Spaß, vieles ist auf einmal möglich....sogar Ablagefächer...


Carajan

27.06.2018 - 19:48 Uhr

@Kurbelwellenfan - hier geht es nicht um mündige Verbraucher, sondern um die Zukunft der Mobilität. Natürlich wird der Kunde seinen Entscheidungsprozess vom Angebot des jeweiligen Hersteller abhängig machen. Das ist soweit auch ok, aber die Rahmenbedingungen müssen sich ändern, denn der Wandel auf alternative Energien findet nicht nur in Europa statt, sondern auch in anderen wirtschaftlich starken Kontinenten (...Japan, Korea, China,...). Wenn Biber die europäische Wirtschaft nicht schnell genug schaltet, sind die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland schnell untergraben.


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