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HB ohne Filter vom 21. Januar 2011

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Datum:
21.01.2011

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Heute mit den Themen: Das europäische Ende von Daihatsu, Techno-Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Wirtz zum 75. Geburtstag, Automobile Marktszenarien 2010/11 und Chrysler-Verträge.

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17. Januar – Montag

Das europäische Ende von Daihatsu. Toyota, Toyota, wo bleibt der glückliche Stern! 2010 passierte dem Qualitätsführer das, was einem Primus nie passieren dürfte: Zehn Millionen Fahrzeuge mussten in die Werkstätten zurück! 1967 wurde Daihatsu das Herzstück von Toyota im Kleinfahrzeugsegment. Der Start der Daihatsu Deutschland GmbH in Tönisvorst wurde 1989 gelegt. Jetzt wurde von Japan aus für den 31. Januar 2013 der Rückzug aus Europa angekündigt. Zu diesem Zeitpunkt sollen die Händlerverträge der rund 300 Partner gekündigt werden. Daihatsu offeriert den Händlern, die Tätigkeit als Service-Partner fortzusetzen. Über die juristische Seite dieser Auflösung wird man noch zu befinden haben.

Weltweit wurden im letzten Geschäftsjahr von Daihatsu noch 1,27 Millionen Fahrzeuge verkauft. In Deutschland ist allerdings seit 2008 kein fortlaufender Erfolg auszumachen. 2008 wurden noch 13.700 Autos verkauft, im Umweltprämienjahr 2009 sage und schreibe 10.600 (!) und 2010 noch ganze 5.300 Einheiten. Wer immer auch das zu vertreten hat. In ganz Europa wurden im vergangenen Jahr 19.000 Einheiten vermarktet. Das waren 2007 noch 59.000 Einheiten.

Unter wirtschaftlicher Betrachtung kann man den Rückzug nachvollziehen, auch wenn es für die betroffenen Händler wie Kunden verdammt ärgerlich ist. Toyota hätte als reichster Automobilkonzern der Welt schon viel früher viel mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um massiv an der Image-Schraube von Daihatsu zu drehen. Welcher Kunde weiß schon, dass Daihatsu eine wunderbare, schöne Tochter von Toyota ist? Der kleine Cuore säuft gerade mal vier Liter Normal-Benzin! Wer weiß das schon? Wer weiß um die sensationellen Platzverhältnisse dieses Fahrzeuges? Der erste Cuore 1981 war damals der modernste Mini! Warum hat man Daihatsu als 100-Prozent-Tochter von Toyota nicht viel früher als Zweitmarke in die Toyota-Betriebe gestellt? Wo bleiben die Diesel-Varianten? Es wird der Wechselkurs für die Hochpreispolitik der Fahrzeuge verantwortlich gemacht. Nun ja!

Das Beispiel Daihatsu zeigt aber noch eines, die sichtbare Auswirkung des Verdrängungswettbewerbes. Wie wird es künftig den weiteren Marken mit weniger als einem Prozent Marktanteil ergehen? Chevrolet 0,84 Prozent; Chrysler 0,22 Prozent; Jaguar 0,11 Prozent; Lancia 0,05 Prozent; Land Rover 0,23 Prozent; Mitsubishi 0,85 Prozent; Saab 0,03 Prozent; Subaru 0,27 Prozent; Volvo 0,88 Prozent?

18. Januar – Dienstag


Techno-Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Wirtz zum 75. Geburtstag. Nein, seine 75 Lenze sieht man dem langjährigen Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafter der Fahrzeugwerke Lueg in Bochum wirklich nicht an. Bei Lueg verantwortete Wirtz den kompletten Bereich Service. Pkw und Nutzfahrzeuge! Nachdem sein Vater, Paul Wirtz, bereits verbandspolitisch als stellvertretender Bundesinnungs- und Landesinnungsmeister im Rheinland und Hessen-Nassau unterwegs war, engagierte sich Wirtz schon früh ehrenamtlich im ZDK. Und sein Bruder, Dr. Jürgen Wirtz, war lange Zeit Vorsitzender des Opel-Händlerverbandes.

In Koblenz hat die Familie ihre eigentliche Verwurzelung. Ich kann mich zu gut an meinen Erstkontakt mit dem Jubilar erinnern. ZDK-Hauptgeschäftsführer Rolf-Dieter-Binnenbrücker stellte ihn mir 1978 vor. Da kam ich in die Lueg-Zentrale nach Bochum. Wirtz machte mit mir einen Firmenrundgang. Erstmals in meinem Leben sah ich eine Autowerkstatt mit 110 Arbeitsplätzen. Mit großer Geduld erläuterte er mir damals den neu aufgekommenen Leistungslohn bei den Mechanikern.

Über Jahre leitete der Jubilar im ZDK den "Betriebswirtschaftlichen Ausschuss". Inhaltlich ging es aber meist um volkswirtschaftliche Themen, nämlich um die wirtschaftliche Gesamtsituation. Im europäischen Händlerverband CECRA leitete er über 20 Jahre die Arbeitsgruppe "Service und Umwelt" und setzte hier auf europäischer Ebene besondere AU-Akzente. Für sein außerordentliches Engagement erhielt er die ZDK-Ehrennadel in Gold. Wirtz wurde aber auch 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Kompetenz und Herzblut für die Branche sind für mich die besonderen beruflichen Akzente, die ich an Bernhard Wirtz bis heute besonders schätze. Und menschlich durfte ich ihn immer mit auffälliger Noblesse, Herzlichkeit, Freundlichkeit, besser, mit großer Liebenswürdigkeit erleben. Er zählt noch zu den wenigen Menschen, die Weihnachtsbriefe von Hand schreiben! Bernhard Wirtz gehört zu den namhaften Branchenpersönlichkeiten der Nachkriegsära. Das Kfz-Gewerbe dankt ihm – auch den Gesellschaftern im Hause Lueg, die dieses ehrenamtliche Engagement ermöglichten –, für all seine Impulse, die er in allen Gremien einbrachte. AUTOHAUS entbietet herzliche Gratulation!

19. Januar – Mittwoch

Automobile Marktszenarien 2010/11. Die Jahresdaten 2010 liegen auf dem Tisch. 2,91 Millionen Pkw wurden neu zugelassen. Gegenüber dem Abwrackprämienjahr ist das ein Rückgang von 23,4 Prozent. An Besitzumschreibungen sind 6,41 Millionen Pkw zu vermelden. Das ist ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2011 werden über verschiedene Institutionen 3,1 Millionen Neuwagen prognostiziert. Wir sprechen von einem "Mehr" von 200.000 Fahrzeugen. Selbst 3,1 Millionen Autos bilden gegenüber 2008 oder gegenüber 2010 das drittschlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung 1990 ab. Die Hauptgründe für die Zurückhaltung liegen in der Einkommensentwicklung vieler Autofahrer, in den gestiegen Kfz-Unterhaltskosten, den Wertverlusten, dem Rückgang von Führerscheinneuerwerbern, der besseren Fahrzeugqualität und damit der längeren Haltedauer sowie dem Mobilitätswandel in den Städten.

Von besonderem Interesse ist natürlich die Detailanalyse. Volkswagen hat 2010 seinen Marktanteil auf 21,5 Prozent gesteigert. Schaut man allerdings die Modellschichtung an, versinkt man in großer Nachdenklichkeit, auch wenn Konzernlenker und MAN-Aufsichtsratsvorsitzender Ferdinand Piëch diese Woche dem früheren MAN-Vorstandsvorsitzenden Hakan Samuelsson wegen der Schäden über die Korruptionsaffäre über seine Anwälte eine Schadenersatzrechnung in Höhe von 237 (!) Millionen Euro zugehen ließ. Große Kämpfe gewinnt man offensichtlich nicht mit freundlicher Zuvorkommenheit. Bei VW selbst aber stehen doch nur die Modelle Polo, Golf Plus und der Tiguan auf dem Treppchen. Man schaue sich die Zulassungen um Sharan, Scirocco, die eigenartige Passat-Politik oder gar das neue Wahnsinnsmodell Jetta an, auf das jeder sehnsüchtig gewartet hat. Und wie entwickelt sich der neue A1 der Konzerntochter Audi etc.?

Renault musste als größter Importeur auf 5,27 Prozent zurückstecken. Skoda an zweiter Stelle mit 4,54 Prozent ebenso. Peugeot hat es mit 2,89 Prozent noch deutlicher erwischt. Fiat, mal deutlich weiter oben in der Importeursliste angesiedelt, sank von 4,31 auf 2,68 Prozent ab. Toyota erzielte 2008 noch einen Marktanteil von 4,21 Prozent und steht Ende 2010 bei 2,7 Prozent. Auf dem sechsten Platz folgt Hyundai. Die koreanische Marke steigerte abermals seinen Marktanteil von 2,40 auf nunmehr 2,55 Prozent. Hyundai verkaufte in Deutschland 2002 sage und schreibe pro Jahr 20.000 Fahrzeuge. 2010 waren das 74.387 Autos!

Werfen wir noch einen Blick auf die Weltrangliste in Sachen Autoabsatz 2010:

Toyota - 8,4 Millionen Einheiten

General Motors - 8,2 Millionen

Volkswagen - 7,1 Millionen

Renault-Nissan - 6,7 Millionen

Hyundai-Kia - 5,7 Millionen

Auch wenn Volkswagen 2010 die Sieben-Millionen-Hürde nahm, sieht man immer de Zielanspruch 2018 vor sich, bis dahin mit zehn Millionen Einheiten p.a. an Toyota vorbeizuziehen. Offensichtlich setzt man sehr stark auf den chinesischen Markt. Dort wurden 2010 insgesamt 11,3 Millionen Pkw verkauft. Davon allein 1,9 Millionen Volkswagen. Neben dem Lavida will Volkswagen für China einen echten Volkswagen bauen. Er soll unter 10.000 Euro Verkaufspreis liegen. Die Frage stellt sich wirklich, ob Volkswagen vom Jäger nicht längst zum Gejagten auserkoren wurde! Bei den zwölf Konzernmarken von Volkswagen kommt einem sehr rasch die Vergangenheit von GM ins Bild! Die Koreaner werden in der gesamten Automobilentwicklung noch ein Spezialkapitel aufschlagen, nachdem es Hyundai allein in 2009 und 2010 gelungen ist, den weltweiten Absatz um 25 Prozent zu erhöhen!

Und wie sieht die aktuelle Werbelandschaft im Dezember-Januar dazu aus? Es werden Winteraktionsmodelle gefahren. Eiskalt kalkuliert! (Citroën). Bei Renault kann man bis zu 5.000 Euro sparen! Bitte: "Frohe Weihnachten!" Volvo fährt mit dem "Weihnachtsschlitten" Volvo C30. Kurzzulassungen werden mit 30 Prozent offeriert. Sensationspreise! Andere offerieren als Zugabe einen Satz Winterreifen. Die ersten (Ford) schenken dem Kunden jetzt drei Monatsraten. Der Opel Corsa geht mit Null Euro Anzahlung und Null Prozent Zinsen ins Angebot. Peugeot offeriert einen Neujahresrabatt von 25 Prozent. Andere nennen das schlicht Winterrabatt! Natürlich darf der Neujahresknüller als Spezialofferte bei einigen Händlern nicht fehlen.

20. Januar – Donnerstag

Chrysler-Verträge. Am 21. April 2010 präsentierte Fiat-Chef Sergio Marchionne die Neuausrichtung des Fiat-Konzerns. Zum einen stellte er damals die Abtrennung von Fiat Industrial vor, zum anderen die Beteiligungsauswirkung von Fiat an Chrysler. In Deutschland ging es in Folge um die Integration von Chrysler in die Fiat-Organisation. Das brachte u.a. eine Verlagerung des Chrysler-Standortes Berlin nach Frankfurt mit sich. Im Mai 2010 setzte ich mich von dieser Stelle aus mit einigen kritischen Händlerfragen auseinander. Übernimmt Fiat beispielsweise die Garantieansprüche der Chrysler-Fahrer u.a.? Der Chrysler-Händlerverband wollte meine damals gesetzten Fragezeichen nicht gelten lassen. Tatsache ist, dass die Chrysler-Händler bis heute noch keinen Händlervertrag haben! Ebenso wenig Standards. Längst wäre in dieser schwierigen Situation eine Händlertagung angesagt. Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Da ist etwas faul im Fiat-Konzernverbund. Hinhaltetaktik, Uneinigkeit pur! Vertrauen schafft das alles nicht. Und von anständigem Wirtschaften sollte man auch nicht sprechen.

Spruch der Woche:

"Im Jahr 2010 ist es mit der Krise wie mit Lena Meyer-Landrut. Man fragt sich: Wo ist sie denn plötzlich hin?" (Daimler-Chef Dieter Zetsche)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat

Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Juerg Wick

21.01.2011 - 19:07 Uhr

ja, wenn man Ford "vergisst" liegt der Volkswagen-Konzern tatsächlich schon auf dem dritten Platz in der Weltrangliste.


Bernhard Seilz

22.01.2011 - 13:27 Uhr

An dem Daihatsu - Beispiel kann man, so denke ich, auch noch einen anderen Trend ausmachen. Wo es in der Vergangenheit für nichtdeutsche Hersteller eine Ehrensache war, den deutschen Markt als Referenz vorweisen zu können, hat man anscheinend keine Lust mehr auf den deutschen Autokäufer. Die höchsten Marketing- und Garantiekosten, bei den uninteressantesten Gewinnmargen, scheinen so manche Konzernzentrale zum Rückzug blasen zu lassen. Vielleicht ist das auch gar nicht schlecht, wenn die so viel beschworenen Überkapazitäten erst einmal in die "emerging markets" gehen. Die Verknappung des Angebotes müsste hier dann doch wieder für ein gesundes Auskommen der Händler sorgen. Und das scheint mir dringend notwendig, nachdem was mir gerade ein befreundeter Händler erzählt hat. Sein Importeur hat die Zielplanung für ihn so angesetzt, dass er dieses Jahr 57% (in Worten: siebenundfünfzig Prozent) mehr verkaufen muss, als er letztes Jahr verkauft hat, um die überlebensnotwendigen Pämien zu erreichen.


Heinrich Palitsch

22.01.2011 - 14:35 Uhr

Hallo Herr Brachat, können Sie sich noch an die "Mondpreise" bei traktoren vor 50 Jahren erinnern und die Landmaschinenhändler beneideten die Pkw-Händler, wo es nur 2 % Skonto gab? Und nun gibt es 10.000 Mark bei Renault? Unvorstellbar! Ihr Alter Bekannter aus Ihrer Diplomzeit aus Laubach, jetzt Oldenburg.


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