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HB ohne Filter vom 19. Oktober 2007

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Datum:
19.10.2007

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Heute mit den Themen: VW: X mal 2-Service-Rabatt!, VW-Sexaffäre, BMW-Welt "Ex-Kathedra", 10 Jahre SchadenBusiness-Kongress, Essener-Modell



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15. Oktober – Montag



VW: X mal 2-Service-Rabatt! Die Ur-Idee stammt eigentlich von Opel-Händler Dresen in Neuss. Servicerabatt! Um Fahrzeughalter älterer Baujahre in den Markenbetrieb zurückzuholen, wird dem Kunden für sein Fahrzeug, das älter als fünf Jahre alt ist, pro Lebensjahr ein Servicerabatt gewährt. Die Volkswagen-Organisation entschied sich für zwei Prozent ab dem sechsten Jahr. 6 Jahre x 2 Prozent = 12 Prozent Rabatt! Ein Fahrzeug mit 15 Jahren auf dem Buckel erhält demnach auf Lohn wie Teile 30 Prozent! Motor und Getriebe sind ausgenommen.



Positiv ist zu werten, dass der Europamarktführer etwas in überregionales Servicemarketing investiert. Positiv ist, dass nach außen – wie bei ATU – deutschlandweit mit einer Zunge gesprochen wird. Die Nachteile: Was ist mit den Händlern, die sich an der Aktion nicht beteiligen (wollen)? Sie werden quasi durch den öffentlichen Druck zum Mitmachen angehalten. Negativ ist ferner festzuhalten, dass der Hersteller wie in der NW-Szenerie die Rabattschlacht im Service eröffnet und damit zusätzlichen Wettbewerbsdruck schafft. Er führt zu weiterer Netzausdünnung. Negativ ist die Aktion in sich zu werten. Mit welcher Logik begründet man einem Kunden, dass für die gleiche Leistung 18 Prozent Rabattdifferenz möglich ist? Mit Kostenverursachung hat das nichts zu tun.



Warum fährt man nicht entsprechend dem Fahrzeugalter den Leistungsumfang z.B. der Inspektionsarbeiten zurück und macht dafür einen attraktiven Preis? Für Auspuff- oder Bremsreparaturen? Sprich für die wettbewerbsgefährdeten Arbeiten. Weshalb zieht man nicht die Marketingkarte namens Gutschein-Marketing? Da holt man den Kunden in die Werkstatt und erhält wenigstens eine Gegenleistung. Ferner sollte im werblichen Auftritt der Aktion eine klare Zeitdauer angegeben werden, damit der Aktionscharakter ersichtlich wird. Bleibt die Frage, woher denn die Bruttoerträge kommen sollen, um derartige Serviceaktionen im Markenbetrieb fahren zu können? Vom Verlust kann auf Dauer keiner leben.



16. Oktober – Dienstag



VW-Sexaffäre. Offensichtlich wird in der IG-Metall-Rotlichtaffäre zu Wolfsburg doch nicht alles heimlich unter den Tisch gekehrt. Am 15. November beginnen die Verhandlungen gegen den Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert. Endlich muss Herr Piëch als Zeuge aussagen. Am 9. Januar 2008. Die IG-Metall-Lustreisen liefen ab Mitte der 90er Jahre. Das war zur Amtszeit als Vorstandsvorsitzender von Ferdinand Piëch (1993 – 2002). Piëch will bis heute von all den "sachwidrigen Aussagen" nichts gewußt haben. Sagte doch IG-Metaller Volkert: "Ich weiß nur eins, dass es im Hause Volkswagen ganz, ganz wenig gibt, was Piëch nicht wusste." Mal sehen, wie sich der "Alte" abermals aus der Affäre zieht.



17. Oktober – Mittwoch



BMW-Welt – "Ex-Kathedra". Heute hat BMW in München sein neues Fahrzeugauslieferungs-Paradies eröffnet. Ein 500 Mio.-Euro-Investment. 180 Meter lang, 130 Meter breit und fast 30 Meter hoch. Auf 73.000 Quadratmetern Fläche sollen täglich über 170, pro Jahr über 40.000 Fahrzeuge an die internationale Kundschaft ausgeliefert werden. Damit wäre ein weiterer automobiler Prachtbau nach der Autostadt Wolfsburg, dem neuen Daimler-Museum zu Untertürkheim, dem Porsche-Museum in Zuffenhausen – das noch in diesem Jahr eröffnen wird –, dem Porsche-Parcour in Leipzig und dem Audi-Forum in Ingoldstadt geschaffen.



In der neuen BMW-Welt werden Fahrzeuge künftig nicht mehr ausgehändigt, sondern der individuelle "Homo automobilis" als Premiumkunde in neue Erhabenheit hochstilisiert, die ihn über sechs Ebenen des Himmels führt und den Extrempreis seines Mobiles für einen Augenblick vergessen lässt. Ein ganz großer Tag in seinem Leben – in Wahrheit ein emotional inszenierter Pomaden-Bluff. Aber das ist es anscheinend, was den Autofahrer zutiefst beglückt. Per Kundenmeinungsspiegel abgefragt! Da meine ich, sieht das "Premium" von morgen ganz anders aus: Sparsamer, genügsamer, umweltschonender, emotionsloser, pragmatischer. Diese jetzt geschaffene einzigartige Verführung, diese automobile Zauberwelt, dieses Erotisierende der Chrombüsten, Chromrohre am Austritt sowie dynamisierten Blechhüften: Glamour, Eomotion, Fetisch, Event! Und das alles unter dem Dach einer säkularisierten Kathedrale.



Die imposanten Doppelkegel der neuen BMW-Welt, dem Olympiapark vorgelegt, dem renovierten Vier-Zylinder aus 1972 beigestellt, legen im neuen Werk den Nachweis nahe, dass endlich der Rahmen steht, innerhalb dessen das Automobil über die Kunst obsiegt! Erkenntnis für den automobilen Alltag: Der neue Titel für Kunden-Betreuer steht. Er wird zum "Premiumkunden-Inszenierer"! Da können ja nur Super-Kundenzufriedenheitswerte rauskommen. Wenn man da das Audi-Forum in Ingoldstadt dagegenhält und feststellt, dass dort der Kunde bei regnerischem Wetter zur Fahrzeugabholung im Erstkontakt zunächst einmal am unüberdachten Pförtnerhäuschen "im Regen" steht, dann hat da BMW zumindest architektonisch gigantischen Vorsprung.



18. Oktober – Donnerstag



10 Jahre SchadenBusiness-Kongress. Chefredakteur Walter K. Pfauntsch lud zusammen mit der AUTOHAUS-Akademie zum Jubiläums-Schadenkongress nach Fulda ein. Über 200 Experten trafen sich zum aktuellen und zukünftigen Erfahrungsaustausch. Eine gelungene Jubiläumsveranstaltung! Hier die Thesen in Kurzform:




1. Der Kfz-Versicherungsmarkt ist kein Wachstumsmarkt mehr. Verdrängungswettbewerb, Prämienwettbewerb ist die Folge.
2. 30 Prozent der Kfz-Versicherungsnehmer sind jährlich bereit, die Kfz-Versicherung zu wechseln.
3. Ziel im Schadenmanagement muss die Reduzierung überhöhter Abrechnungen sein.
4. Die Sachverständigen sollten keine Ankreuzgehilfen bzw. Prüfbeamten, sondern Problemlöser sein und über Sachverstand verfügen.
5. Die größten Erfolgsfaktoren im Schadenmanagement sind Qualität, Volumenerweiterung, Flexibilität, Schnelligkeit und Freundlichkeit.
6. Die Schadensteuerungsbemühungen treffen nur einen Marktausschnitt, werden aber nicht zur gängigen Regel.
7. Die unseligsten Schadensteuerer sind Fleet-Companies bzw. Leasinggesellschaften.
8. Die Strategie der Hersteller wird Reaktionen erzeugen.
9. Das Autohaus sollte sämtliche Leistungen rund um das Schadenmanagement aus einer Hand anbieten.
10. Tätigen sie keine Investitionen aufgrund von Partnerverträgen, es sei denn, sie bekämen einen längerfristigen Vertrag.
11. Es gibt keinen Kfz-Versicherer, der eine bestimmte Menge an Schäden verbindlich zusichert.
12. Die Personal- wie die Flächenproduktivität sind weiter zu verbessern (Zwei-Schichtbetrieb!).
13. Das gesamte Schadenmanagement ist durchgängig elektronisch zu gestalten.
14. Die Mietwagenpreise bedürfen einer branchenweiten einheitlichen Rahmengestaltung.
15. Für faire Partnerschaften sind faire Spielregeln aufzustellen, u.a. Gleichbehandlung der regulierenden Versicherung, keine Partnerschaft mit Rabatten etc.
16. Durch fiktive Abrechnungen entsteht ein fragwürdiger volkswirtschaftlicher Nutzen.
17. Das Service-Marketing ist um aktives Unfallmanagement zu erweitern.
18. Die Penetrationsrate im Kfz-Versicherungsgeschäft ist auf 50 Prozent anzuheben. Der Kfz-Haftpflichtverkauf in Ehren, der Kaskoversicherungsverkauf muss forciert werden. Das nutzt der Werkstatt!
19. Die Kfz-Kasko-Versicherung für GW ist zu einem speziellen Maßanzug auszugestalten.
20. Der ADAC empfiehlt für seine "gelbe Autoversicherung" derzeit 200 Servicepartner. Interessenten können sich beim ADAC melden. Voraussetzung ist neben qualitativen Voraussetzungen ein sichtbares Identitybekenntnis für die vier Buchstaben.
21. Wer die Daten hat, hat die Kunden.



19. Oktober – Freitag



Essener-Modell. Jeder weiß, dass das Karosserie- und Lackgeschäft im Volumen rückläufig sein wird. Die schweren Unfälle sind es heute schon. Es sind pro Jahr zwischen 100.000 und 250.000 Pkw, die nach einem Unfall nicht mehr verkehrssicher sind. Den gesamten "unsicheren Fahrzeugbestand" schätzen Experten auf drei Millionen. Wo bleibt im Sinne der Verkehrssicherheit die offizielle Abnahme für schwere Unfallschäden? Wer gar bedenkt, dass 50 Prozent der geschädigten Fahrzeugeigner mit der gegnerischen Versicherung "fiktiv" abrechnen, weiß hier nicht nur um die persönliche Bereicherung über Schwarzarbeit, sondern um die offenen Sicherheitsfragen. Wie lange dauert es noch, bis hier politische Konsequenzen gezogen werden – auch beim ZDK in Bonn und den Überwachungsinstitutionen?



Spruch der Woche:



"Vor Gericht und auf hoher See sind wir allein in Gottes Hand."




Mit meinen besten Grüßen zum Wochenende



Ihr



Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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BMW Serviceleiter (m/w/d)

Heidenheim an der Brenz

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KOMMENTARE


P.K.

19.10.2007 - 16:52 Uhr

Die Penetrationsrate im Kfz-Versicherungsgeschäft auf 50 Prozent anzuheben scheint mir in Anbetracht der derzeitigen Marktlage utopisch, da sich die gesamte Verkaufsmannschaft im Moment nur auf eins konzentriert: ein mehr oder minder ertragsreiches Jahresendgeschäft. Hier muss ganz klar schon vor Auslieferung die Werkstatt eingeschaltet werden, erstens um den Verkäufer beim PoS zu entlasten und zweitens um sich als zukünftiger Partner im Schadenfall ins Kundengedächtnis zu brennen. Denn wenn es erst gekracht hat, ist der Verkäufer der Gelackmeierte, da kaum ein Schaden zur Neuvermittlung eines Pkw führt sondern primär die Auslastung im Servicebereich erreicht werden soll. Die Kompetenzen müssen klarer verteilt werden! Fleisch vom Fleischer und Brötchen vom Bäcker!


Bernd Schürmann

22.10.2007 - 16:57 Uhr

Rabatte auf Service-Leistungen sind brandgefährlich für unsere Betriebe. Der Stundenverrechnungsatz ist solide kalkuliert und hat die notwendige Spanne nicht. Im Einkauf liegt der Gewinn. Für die Betreuung von Segment 2+3 Kunden müssen wir unsere Ersatzteile günstiger einkaufen und den Preisvorteil bei einer auskömmlichen Marge für den Betrieb, an die Kunden weitergeben.Oder wir machen es wie die Lufthansa. Wer lange vorher bucht, bezahlt 55 EUR die Stunde, der ungeplante Spontanaufenthalt in der Werkstatt kostet 98 EUR die Stunde.


KD Bätz

24.10.2007 - 15:03 Uhr

Es kommt ja nicht oft vor, aber heute stimme ich Hannes Brachat aus vollem Herzen zu: "Pomaden-Bluff" – großartig! Wer sich von der BMW-Übergabe-Schau wirklich blenden oder gar beeinflussen läßt, muß schon sehr verzweifelt sein. 500 Millionen Euronen – das ist immehrin eine schlappe Milliarde Deutschmarks – die zum Beispiel in der F&E zugunsten sparsamer Antriebstechnologien sehr viel besser angelegt gewesen wären.


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