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HB ohne Filter vom 12. August 2011

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Datum:
12.08.2011

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Heute mit den Themen: IAA-Welten – Erste Zeichen, Automobilsommer 2011 im Automuseum Sinsheim, Stop+go & das neue Markenverständnis, Zum Tode von Walter A. Novak. 

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7. August – Montag

IAA-Welten – Erste Zeichen! Heute war ich in Frankfurt; dort auf dem Weg zur Messegesellschaft. Artig nehme ich den Fußweg vom Hauptbahnhof zum Messegelände. Prompt treffe ich neben dem Taxistand am Bahnhof – siehe Abbildung – auf den größten Carsharing-Anbieter Deutschlands, die Deutsche Bahn. Zwangsläufig taucht die Frage auf: Gelingt Carsharing nach bald 20 Jahren Anlauf nun endlich der Durchbruch? Als Ferdinand Piëch 1993 Vorstandsvorsitzender von VW wurde, stellte ich im Rahmen der internationalen Pressekonferenz auf der IAA, die inzwischen ob ihrer kritischen Ansätze leider abgeschafft wurde, die Frage: "Herr Dr. Piëch, wie sieht denn das Carsharing-Modell von Volkswagen aus?" Seine ernsthaft vorgetragene Antwort: "Sie ziehen doch auch nicht die Unterhose von jemand anderem an!" Ob er heute noch Werbung für Schießer macht? Immerhin hat Volkswagen den Einstieg mit "Quicar" für Hannover aktuell beschlossen. 18 Jahre danach! 
Es muss Gründe geben, weshalb Daimler zum Mobilitätskonzept Car2go immer noch keine Zahlen offenlegt. Offensichtlich ist es immer noch mehr Marketing- als Geschäftsmodell. Faktum ist, mehr und mehr junge Erwachsene lehnen den eigenen Pkw in Innenstädten ab. Und 60 Prozent der Car2go-Kunden sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Überhaupt, 2010 waren sage und schreibe ganze acht Prozent aller Neuwagenkäufer zwischen 18 und 30 Jahre alt. Wir registrieren, dass ein Drittel des gesamten Autoverkehrs in Großstädten die Parkplatzsuche ausmacht. Zukünftig werden aber dennoch 60 Prozent aller Fahrzeuge in Städten unterwegs sein. Geht es also um die autogerechte Stadt oder um das stadtgerechte Auto? Oder schärfer formuliert: Ist privater Autobesitz in den Städten ein Auslaufmodell?

Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass ein Auto in der Regel drei Parkplätze benötigt. Zuhause von dem Haus oder in der Garage, an der Arbeitsstelle oder an der jeweiligen Einkaufs- oder Vergnügungsstätte (Aldi, Kirche oder Friedhof u.a.). In Berlin haben heute schon 46 Prozent der Bewohner kein Auto. Man darf die Frage darauf lenken, wie sich die Zahl der Carsharing-Anhänger in den Clubs entwickeln wird. Bitte, 90 Prozent der Car2go-Kunden nutzen den Wagen für spontane Einwegfahrten. Jeder Automieter – so das Konzept – soll im Radius von höchstens 500 Metern das nächste verfügbare Fahrzeug finden. Bilden die Stadtautos der Zukunft, die Microcars und die Mobilitätsclubs die entscheidenden Weichenstellungen, um den Verkehrskollaps in den Städten zu verhindern? Die Deutsche Bahn spricht bei ihrem Carsharing-Konzept von einem erfolgreichen Weg. Da sind heute an über 100 Bahnstationen mehr als 3.500 Fahrzeuge im Einsatz.

Mikromobilität

Komme ich dann nach 20 Minuten Fußweg auf das Messegelände, ist da vor Halle 3 und 4, gleich hinter der Festhalle, in der sich traditionsgemäß Mercedes-Benz zur IAA niederlässt, von einer neuen Ära der Mikromobilität nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil! BMW hatte vor zwei Jahren mit der neu gestalteten Halle 11 das absolute Highlight auf der IAA 2009 gesetzt. Audi will und wird dem 2011 nicht nachstehen und baut jetzt schon einen separaten gigantischen Pavillon im Freien auf.

Es ist gleichsam ein sichtbares Bekenntnis, dass Audi-Chef Rupert Stadler derzeit über die Hälfte des Konzerngewinns einfährt, sprich Aufwand weniger eine Rolle spielt. Das Audi-Markenbild muss getreu dem Daimler-Motto "Das Beste oder nichts" um jeden Preis weiter poliert werden! Die Hersteller bauen derzeit unisono in Fernost ihre Produktionen aus. Alles ist gerade im VW-Konzern auf Wachstum, auf Stückzahlen angelegt. Anders kann Volkswagen gar keine guten Renditen mehr schreiben. Wehe es tritt in China einer auf die Bremse, dann beginnen die Arbeitsverteilungskämpfe der 400.000 VW-Werker. Die Allmachtsphantasien, größter Automobilkonzern der Welt zu werden, fallen dann zusammen wie ein Kartenhaus. Ganz zu schweigen, wenn die Herren Piëch und Winterkorn ausfallen würden. Man erahne den seidenen Faden, an dem da vor dem riesigen Audi-Pavillon zu Frankfurt alles hängt.

Motoren-Downsizing

Das lässt sich als IAA-Trend jetzt schon deutlich sagen, dass Motoren mit weniger Zylindern und geringerem Hubraum auch vor der Oberklasse nicht Halt machen werden. Im Audi A8 könnte bald der 4,2-Liter-Diesel-V8 von einem Dreiliter-V6-Biturbo-Aggregat abgelöst werden. Oder man stelle sich einen Vierzylinder-Diesel im A8 vor? Welches Imagebild kommt in einem hoch – Laufkultur, Sound? Spielt der Kunde bei dieser ganz tiefen Art von Downsizing noch mit? Wo liegt die Balance zwischen weniger Hubraum, mehr Leistung und Reduzierung des Verbrauchs? Volkswagen wird aber zur IAA mit dem Up besondere Zeichen setzen: 3,45 Meter lang, 9.500 Euro UPE, Motoren von 60 bis 75 PS.

Assistenzsysteme

Wer erinnert sich daran, dass das erste ABS 1978 präsentiert wurde? Es sollte bis heute dauern, dass 95 Prozent der Neufahrzeuge das Antiblockiersystem serienmäßig an Bord haben. Und wie sieht es mit dem Elektronischen Stabilitätsprogramm ESP aus? Nur jeder zweite Autofahrer kennt es überhaupt. Unterhält man sich mit Verkäufern, haben Lebensretter wie ESP quasi Ladenhüter-Charakter. Statt eines Fahrassistenzsystems wird viel lieber die Einparkhilfe gewählt. Jetzt schaue man den Trend zur Mikromobilität an und wird feststellen, dass lebensrettende Technologien seriell in den Kleinwagen nach wie vor Mangelware sind. 2012 wird beispielsweise ESP in Europa für alle Neuwagen Pflicht. Das wird ein aktiver Beitrag zur Reduzierung der gefährlichen Schleuderunfälle sein.

Aber aktiver Insassen- und Partnerschutz lässt sich gut vor die Motorhaube legen. Mal sehen, was Mercedes, Ford, Volvo u.a. auf der IAA zu zeigen haben ("Active City Stop", radargestützte Kollisionswarnung mit Bremsassistenten). Es ließen sich weitere Unfälle vermeiden, wenn die Autos seriell mit Notbremssystemen ausgestattet wären. Es waren in Deutschland 2010 erstmals weniger als 4.000 Menschen, die auf den Straßen dem Verkehrstod erlagen. Weltweit sind es jedes Jahr 1,3 Millionen. Und diese Zahl soll aufgrund der automobilen Wachstumsmenge bis 2020 auf 1,9 Millionen ansteigen! Assistenzsysteme sind für die Zukunft also ein Muss!

8. August – Dienstag

Automobilsommer 2011 im Automuseum Sinsheim. Heute fand eine Partnertagung der Credit Agricole, CACI und Credit Plus in Sinsheim statt. Dabei stand auch der Besuch des Auto & Technik Museums, das sich heute auf 30.000 Quadratmetern Fläche mit Oldtimern, Formel-I-Fahrzeugen, Flugzeugen, Motorräder, Nutzfahrzeuge, Lokomotiven und Sportwagen präsentiert, auf dem Programm. Bis zum 11. September 2011 findet noch die Sonderausstellung vom Benz-Dreirad zum Mondauto statt – Ein Beitrag des Landes Baden-Württemberg zum 125. Geburtstag des Automobils. Ein echter Premium-Event!

1971 brach mit Apollo 15 das "Lunar Rowing Vehicle" zur ersten Autofahrt auf dem Mond auf. Zur aktuellen Jubiläumsausstellung wurde das Fahrzeug originalgetreu nachgebaut. Auch Hitlers Panzerwagen ist zu sehen. Sogar die Rechnung der Daimler-Benz Aktiengesellschaft, Werk Untertürkheim vom 9. Juni 1933 ist ausgestellt. Adressiert an den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler, Berlin, Reichskanzlei. Am 2. Juni 1933 auf eigener Achse, Typ "Grosser Mercedes" mit 7,7 Liter großem Achtzylinder-Benz-Motor, unverpackt, frei Berlin, 29.000 Reichsmark. Das Fahrzeug wog 4,8 Tonnen und hatte einen 400-PS-Motor, Reifen mit 20 Zellen, 40 Millimeter dicke Scheiben, eine um 13 Zentimeter erhöhte Fußbank, Aluminiumkotflügel, als Schutzschild dienende Ersatzräder, einen Benzintank mit 300 Litern und einen Kühler aus Weißkupfer. Allgemeine Panzerung: 18 Millimeter. Da Hitler oft bei offenem Verdeck stand und salutierte, war echter Schutz nur bis zur Reichsschnalle an der Führerhose gegeben. Das Museum ist ein echter Ausflugstipp im Urlaub! Es ist Europas größtes Privatmuseum. Träger ist ein privater Verein.


Das gepanzerte, kugelsichere Auto, das Hitler sich von Daimler-Benz bauen ließ. Kosten: 29.000 Reichsmark.

9. August – Mittwoch

Stop+go & das neue Markenverständnis. Prompt hat sich Volkswagen von seiner ehemaligen Tochter getrennt, schon schlägt der alte und neue Chef Detlef Saemisch für die 24 Stop+go-Betriebe neue Töne an. Da wird ganzseitig in der "Berliner Woche" für die neun Betriebe – von Berlin bis Potsdam – eine Einheitsanzeige geschaltet und die Rabattschlacht im Service offen angetreten. Auf die Verschleißteile – außer Räder und Reifen – bekommt der Kunde 19 Prozent geschenkt. Die "Große Inspektion" wird mit einem Arbeitsaufwand von 1,6 Stunden inklusiver europaweiter Mobilitätsgarantie für 59 statt 89 Euro (zzgl. Material) angeboten. Nachlass: 30 Prozent! Vermutlich lässt man sich die Anzeige von der Überwachungsstationen bezahlen, die in der Fußzeile aufgeführt sind!

Es sei historisch festgehalten, dass der VW-Konzern sein eigentliches Anliegen mit Stop+go nicht erreicht hat. Ich kann mich recht gut daran erinnern, als der VW-Händler W. Busch in Berlin vor gut 15 Jahren die erste Filiale eröffnete. Der VW-Händler sollte also quasi eine Freie Werkstatt installieren, über die er gezielt das Segment III und all jene Kunden ansprechen sollte, für die das Markenzeichen VW vor einer Werkstatt Abstinenz bedeutete. 2008 hat der VW-Konzern abermals auch über ein optisches Neukonzept nochmals massiv Gas gegeben. Am 18. Juli 2011 trennte sich der VW-Konzern nun endgültig von Stop+go, nachdem die bundesweite Erweiterung um jährlich 20 Filialen und Franchisebetriebe in die Hose ging.

Man staunt, wie viele Millionen Euro abermals seitens des Konzerns für diese fragwürdige Strategie in den Sand gesetzt wurden. Da spricht und schreibt niemand darüber. Das wird still hingenommen. Sprich, was sind 30 Millionen Euro Verlust, wenn man neun Milliarden Euro Gewinn (vor Steuern) erwirtschaftet? Das fällt doch gar nicht auf! Der Schwabe würde sagen: Das hat "Portokässle-Charakter". Und wer wird dafür zur Rechenschaft gezogen? Fragt man offiziell nach, so heißt es: "Dazu will sich VW nicht äußern." Und jetzt wüten sie mit 19 Prozent & Co. weiter und führen die Rabattschlacht im Service ein.

12. August – Freitag

Zum Tode von Walter A. Nowak. Heute erhielt ich von seiner Lebensgefährtin, Erika Friedrich, die traurige Nachricht, dass unser langjähriger Geschäftsführer, Prokurist, Anzeigenleiter, Walter A. Nowak, im Alter von 89 Jahren verschied. "Wenn die Kraft zu Ende geht, ist Erlösung Gnade", so ist auf der Trauerkarte zu lesen. Ja, Walter A. Nowak hatte das, was man Lebenskraft nennen darf, eine unsägliche Kondition. Er machte schon früh während des Rasierens parallel seine Kniebeugen. Jeden Tag! Skifahren war seine sportive Leidenschaft, wie er als Automobilist sein Leben lang an Renault hing.

Walter A. Nowak kam Anfang der 1960er Jahre über den Vogel-Verlag in Würzburg zu AUTOHAUS, das erst wenige Jahre alt war. Und er legte zusammen mit AUTOHAUS-Gründer Herbert Bartsch und Chefredakteur Dietrich W. Pütz kräftig Hand an. Sein Spezialgebiet war der Anzeigenverkauf. Und da bewunderte ich oft seine Verkaufskünste. Was er stets die letzten drei Tage vor dem jeweiligen Anzeigenschluss zu generieren wusste, war schlichtweg genial. Walter A. Nowak war ein absoluter Tausendsassa. Er faxte Anzeigenkunden in Gedichtform Offerten. Das waren wirklich kreative Werke! Er konnte ferner hervorragend malen. Er kombinierte Vers plus Karikatur. Und in der Anlage legte er gleich seinen vorformulierten Inhaltsentwurf für die Anzeige bei. Die Ideen sprudelten bei ihm nur so.

Als rechte Hand des Verlegers Herbert Bartsch hatte er großen Anteil an der Entwicklung des Gesamtverlages. Der Bartsch-Verlag entwickelte sich u.a. zum größten Flugtickethersteller der Welt. 1981 kam die Produktion von Computerpapieren in Plattling hinzu. Wo auch immer gerade gebaut wurde, Walter A. Nowak besorgte die investiven Mittel. Meist in Naturalien. So wie er ein unermüdlicher Schufter war, so konnte er auf der anderen Seite feiern. Beim Zechen sollte man sich besser nicht mit ihm messen. Du hast da immer den Kürzeren gezogen! Und er stand am Morgen vor dir, als wäre nichts gewesen. Auch über die Festivitäten habe ich unvergessliche Stationen mit ihm erleben dürfen.

Wiederum unvergesslich: seine literarischen Beiträge. Er hatte immer etwas vorbereitet. Seinen oft derben Humor musste man allerdings mögen. Er konnte einen damit fürchterlich auf den Arm nehmen – aber immer in seiner originellen und präsenten Art. Ich möchte aber auch an dieser Stelle festhalten, dass er für mich der Mensch war, der mir in sehr ernsten Stunden umfänglich und in ganz großer Offenheit von seinen Kriegserlebnissen in Russland erzählt hat. Ich durfte bei ihm dabei vieles hinterfragen, wo andere Kriegsteilnehmer immer den Schleier des Schweigens vorzogen. Unlängst merkte er in einem Brief an mich an, wie schnell die Generation der Kriegsteilnehmer vergessen würde. Es interessiere niemanden mehr. Veränderung, Wandel!

Wir nehmen heute Abschied von einer großartigen Persönlichkeit, die untrennbar mit AUTOHAUS verbunden ist. Wir sagen Dank für alle Pflöcke, die er bei uns mit großer Erfolgswirkung eingeschlagen hat. Wir erweisen ihm ob seiner künstlerischen Gaben – Dichten, Malen oder Schnitzen – ganz besonderen Respekt! Walter A. Nowak hat sich um AUTOHAUS verdient gemacht!

Spruch der Woche:
"Wir sind gerade im Sommer der Entscheidung, dann kommt der Herbst und dann der Winter der Entscheidung – jetzt kommen überhaupt nur noch Entscheidungen." (Angela Merkel)

Mit meinen besten Wünschen und Grüßen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Karl Schuler

12.08.2011 - 11:19 Uhr

Man staunt als Händler überhaupt nicht mehr, "...wie viele Millionen Euro seitens der Konzerne für fragwürdige Strategien in den Sand gesetzt werden". Man rechnet fest damit, dass es so ist!


E.Kühlwetter (wallibelli)

12.08.2011 - 14:23 Uhr

Re: Assistenzsysteme. "Assistenzsyteme sind für die Zukunft ein Muss." Leider wird Ihr Wunsch, Herr Prof. Brachat, auch hier Vater des Gedankens bleiben. Sie kritisieren, die Leute würden eher Parksensoren als beispielsweise Spurassistenten kaufen. Parksensoren kosten nur ein paar 100 €, Spurassistenten in D-Land dagegen im Durchschnitt 5087,- € wie die Autobild heute in einem repräsentativen Vergleich von 11 Fahrzeugen aller Klassen (Kompakt- bis Oberklasse) scharf kritisiert. Zitat: "...und zum Kostenthema: Kameratechnik bei schon vorhandener Vernetzung dürfte max. ein paar 100 € kosten. Dass zwangsgekoppelte Teuerversionen und Zusatzausstattungen die Preise auf durchschnittlich etliche tausend Euro hochtreiben, ist eine Frechheit." (Preisspanne je nach Modell 800,- € bis 15.500,- €). Technisch lassen sich bei Datenbusvernetzung solche Systeme mit wenig Aufwand für kleines Geld problemlos in alle Fahrzeuge integrieren. Das müsste Politiker doch animieren, es zügig vorzuschreiben. Aber auch hier gibt es (siehe Effizienzlabel) die verschwiegene Allianz von Politik und Industrie. Erst wenn in 5-8 Jahren alle Aufwendungen dutzendfach abgeschrieben sind, und die Kassen der Hersteller überlaufen, erlässt der Gestzgeber eine Zwangsvorschrift. Wie schon beim ESP will man die Autokäufer jahrelang abzocken; zu Lasten weiterer Unfallrückgänge mit weniger Sachschäden, Verletzten und Toten. Kurzum: "Gier frisst Hirn."


Michael Kühn

22.08.2011 - 13:06 Uhr

...wehe, wenn in China jemand auf die Bremse tritt... meines Erachtens hat Herr Prof. Brachat hier den Nagel zu 100% auf den Kopf getroffen. Sämtliche Hersteller treten die Flucht nach vorn an, bzw. man ist zukunftsorientiert verbunden mit Kurzsichtigkeit... Ich denke noch an die Wiedervereinigung in Deutschland, als eine Goldgräberstimmung mit schier unbegrenztem Optimismus das Handeln bestimmte. Mit neuen Fabriken und Niederlassungen, sowie vielen hinzugewonnenen Vertragshändlern wollte man dem "gigantischen" Markt Rechnung tragen. Es wurden damals Produktionen hochgefahren, aufgrund von "sauber" errechneten Marktanalysen, die ich als banale "Schönrechnerei" betrachtete. Meine Aussage war damals: "So viele Menschen, die es erfordert, um diese vielen Neuwagen zu kaufen, wurden in der Vergangenheit noch nicht einmal geboren, bzw. verfügen über jene Kaufkraft - wie auch die Bereitschaft - einen Neuwagen zu kaufen". Sicherlich konnte man damals ein gewisses Privatvermögen (Kaufkraft) ermitteln, welches praktisch nur einen statistischen Wert lieferte. Wie viele Ex-DDR-ler ihre ersparten "Groschen" zuerst anderen Prioritäten widmeten wurde leider erst im Nachhinein registriert. Solche Erhebungen liefern keinerlei Erkenntnisse über die Kaufkraft von Einzelnen und den damit verbundenen zu realisierenden Stückzahlen. ! Nur ein paar Jahre später war der "Spuk" vorbei und man machte lange Gesichter ! Seit 2005 habe ich mit Chinesen in Deutschland intensiven Kontakt, nicht zuletzt dadurch, dass ich Wohnraum an Chinesen vermiete. Infolge dessen habe ich durchaus einen kleinen Einblick in Gesprächen erhalten, wie es in China teilweise wirklich aussieht. Meine Gesprächpartner (innen) sind verschiedene Führungskräfte, wie auch einfache Angestellte aus China Nord - Süd usw. (Peking, Shanghai und auch kleinere Städte) . Ich habe mit, nach China zurückgekehrten Personen, immer noch einen lebhaften Kontakt, per Tel. u. E-Mail. In China wird in spätestens 8-10 Jahren eine richtig gepflegte Immobilienblase platzen, wie es ein paar Nummern kleiner in Spanien usw. heute der Fall ist. Viele Immobilien werden von der Regierung im Wert hochgehalten. Die wenigsten Chinesen können sich in den Großstädten eine Wohnung leisten, (von 1,3 Milliarden Menschen). Es leben tatsächlich noch sehr viele Menschen dort von einer "handvoll Reis pro Tag", was die Regierung bei einem derartig großen Land vielleicht einmal in 30 Jahren regeln könnte. Fazit: Es wird sich eine ähnliche Geschichte wie zur Zeit der Wiedervereinigung, nur in erheblich größeren Dimensionen, zeigen..., nicht zuletzt auch in einem längeren Zeitrahmen!!! mit wiederum "langen Gesichtern"... Des Weiteren sei hier einmal angemerkt, dass heute sogar studierte Chinesen in China teilweise nur "Billigjobs", fernab ihrer Ausbildung annehmen müssen, weil bei dieser großen Bevölkerungsanzahl, ein "Run" auf gut dotierte Jobs, im Hinblick auf Millionen von Bewerber (innen) stattfindet. Arbeitslos, von Ersparnissen lebend (wenn vorhanden) dauert in diesem Land auch viele Monate, wie bei uns… Wem will denn VW und "Konsorten“ in 25 -20 Jahren dort Autos verkaufen? Der Gigantische Markt in Indien verspricht eine höchst ähnliche Erfahrung... und was folgt danach...? Sri Lanka... die "insolvente" USA...? Die "Auto-Welt" ist meines Dafürhaltens bereits "abgegrast". Die Autoproduzenten wären gut beraten, sich den Anforderungen der wirklichen Zukunft zu stellen. "Bedarfsgerechtes Auto, marktentsprechendes, nutzerorientiertes Auto"; und vor allem geringere Absatzmöglichkeiten, was eine grenzenlose Produktionserweiterung generell in Frage stellt. Abschließend sei gesagt, dass ich kein genereller Bedenkenträger bin, sondern nur davon überzeugt bin, die Dinge ein weinig, von der Realität abhängig, einzuschätzen; - ganz objektiv betrachtet.


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