Know-how-Serie "Der Banker fragt": Vermiesen hohe Zinsen das Geschäft?
Das aktuelle Zinsniveau besorgt den Handel. Doch die neueste Befragung von Creditplus und puls Marktforschung zeigt auch: Die Kunden sind darüber deutlich weniger beunruhigt als die Händler: 82 Prozent der Händler denken, die gestiegenen Zinsen veranlassen Kunden zur Verschiebung ihres Fahrzeugkaufs. Dem stimmen allerdings nur 20 Prozent der befragten Kunden zu! Gründe für die Kaufzurückhaltung müssen also an anderer Stelle gesucht werden. Das ist nur eines von vielen spannenden Ergebnissen der neuesten Folge von "Der Banker fragt ...".
Es gab schon bessere Zeiten für den Handel mit Automobilen. Immerhin hat sich die Liefersituation bei Neuwagen wieder entspannt und auch die Situation auf dem Gebrauchtmarkt normalisiert sich vielerorts – wären da nur nicht die seit vielen Jahren höchsten Zinssätze für Autokredite, die den Händlern die Stimmung vermiesen. „Für den Handel können die hohen Zinsen für Einkaufs- und Absatzkredite zu einer existenziellen Bedrohung werden“, geben 75 Prozent der befragten Händler in dieser Erhebung von Puls Marktforschung im Auftrag von Creditplus zu Protokoll. 82 Prozent denken, die gestiegenen Zinsen veranlassen Kunden zur Verschiebung des Kaufs.
Kunden entspannt
Wie immer stellen wir den Ansichten des Handels die der Autofahrer und -käufer gegenüber. Wir fragten also auch die Kunden, ob die steigenden Zinsen sie zur Verschiebung eines Neu- oder Gebrauchtkaufs veranlasst haben: Das bejahten nur 20 Prozent, ein Gap von über 60 Punkten. Das Zinsniveau ist also eher nicht, was Kunden aktuell verschreckt – aber es gibt natürlich andere Gründe.
Hohe Zinsen auf der Einkaufsseite der Händler bedeuten in vielen Fällen auch: Große Fahrzeugbestände vorhalten, kostet bei Fremdfinanzierung mehr Geld als in den Jahren zuvor. Haben verringerte Fahrzeugbestände wiederum eine Wirkung auf das Fahrzeuggeschäft? 47 Prozent der Händler denken, Kunden wählen den Fachhandel vor allem wegen eines großen Bestands an Gebrauchtwagen vor Ort, bei Neufahrzeugen sehen das 40 Prozent so. Kunden stimmen dem im Fall von Gebrauchtwagen zu 31 Prozent zu, bei Neuwagen sind es 28 Prozent.
Der Zins ist nicht so entscheidend wie die Bank.
Das aktuelle Zinsniveau besorgt den Handel – und das ist mehr als verständlich. Doch die Befragung zeigt auch: Die Kunden sind darüber deutlich weniger beunruhigt als die Händler. Richtig erkannt hat der Handel jedoch, dass ein gutes Liquiditätsmanagement sowie eine Partnerbank, die sich als integraler Bestandteil des Autohandels sieht, entscheidend sein können in einer solchen Situation.
Alles im Blick behalten
Insgesamt sehen Kunden die Zinsentwicklung deutlich entspannter als der Handel, Gründe für die Kaufzurückhaltung müssen also an anderer Stelle gesucht werden. Was den Handel angeht, hat er angesichts der aktuellen Zins-Großwetterlage konkrete Wünsche an seine Finanzierungspartner: 73 Prozent betonen, ein gutes Liquiditätsmanagement erfordere ein perfektes Zusammenspiel von Einkaufs- und Absatzfinanzierung (siehe Grafik unten).
64 Prozent wünschen sich jetzt eine flexible und liquiditätsschonende Tilgungsmöglichkeit für die Einkaufsfinanzierung. 60 Prozent halten digitale Tools zum Management diverser Finanzierungen für entscheidend. Dass Autobanken das Geschäft des Handels besser verstehen als Hausbanke,n meinen 59 Prozent. Und 58 Prozent wünschen sich einen persönlichen Ansprechpartner für Fragen in der Einkaufsfinanzierung. Dass die Finanzierungskosten künftig nicht mehr vollständig an die Kunden weitergereicht werden können, glauben allerdings nur 47 Prozent.