Angesichts der zunehmenden Vernetzung des Verkehrs fordert auch Dekra einen ungefilterten Zugang zu den Fahrzeugdaten. Ohne die sicherheits- und umweltrelevanten Daten einsehen und auswerten zu können, könne man den ordnungsgemäßen Zustand und die Sicherheit der Fahrzeuge in Zukunft nicht mehr garantieren, sagte Vorstandschef Stefan Kölbl am Montag. "Es ist essenziell, diesen Datenzugriff zu haben."
Dekra ist Teil der "Trust-Center"-Initiative, in der sich die großen Prüforganisationen, darunter auch die Technischen Überwachungsvereine (TÜV), für ein Treuhandmodell für die Sammlung und Verwertung der Daten einsetzen. "Wir brauchen eine neue Kultur des Teilens von Daten", betonte Kölbl. Schon heute würden in Fahrzeugen Unmengen davon erzeugt, die aber nur die Hersteller selbst einsehen könnten. Und schon heute sei es zum Beispiel einem Dekra-Gutachter vor Gericht unmöglich, ohne diese Daten sicher sagen zu können, ob ein Unfall vom Fahrer oder möglicherweise von einem Fahrerassistenzsystem verursacht worden sei.
Mit weltweit mehr als 45.000 Mitarbeitern hat Dekra im vergangenen Jahr rund 3,3 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Das war ein Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zu 2017. Unterm Strich blieben rund 136 Millionen Euro Gewinn (plus zwei Prozent). In der Fahrzeugprüfung habe man durch Übernahmen unter anderem in Dänemark, Großbritannien und den USA seine globale Marktführerschaft ausgebaut, hieß es. Weltweit kam Dekra 2018 auf 26 Millionen Kfz-Prüfungen. In Deutschland waren es rund elf Millionen bei einem Marktanteil von 33 Prozent.
"Ambitionierte Ziele" in China
Als Wachstumsregion hat die Organisation derzeit vor allem China im Blick. In Peking soll die größte Dekra-Prüfstation weltweit entstehen. "Wir verfolgen in der Volksrepublik ambitionierte Ziele", so Kölbl. "Sollten sich unsere Erwartungen erfüllen, werden wir in den nächsten Jahren weiter kräftig investieren."
Vor wenigen Wochen hatte der Dekra-Konzern in Shenzhen seine erste Pkw-Prüfstation in China eröffnet. Da die Prozesse bei Fahrzeugprüfungen in dem Land stark arbeitsteilig organisiert sind und teilweise datenbasiert und automatisiert ablaufen, können in Shenzhen etwa 20 Fahrzeuge pro Stunde geprüft werden. Zum Vergleich: In Deutschland sind es drei bis vier pro Prüfspur. Die Kapazität in Shenzhen bezifferte Kölbl auf 50.000 Fahrzeuge pro Jahr. In Peking sollen es rund 180.000 werde, weil dort auch Lkw und Busse kontrolliert werden. (dpa/rp)