Ausgabe 14-15/2007: Von Doris Plate

Servicemechaniker / Während die Nordrhein-Westfalen das Berufsbild feiern, haben die Bayern die zweijährige Ausbildung erneut abgelehnt. Pro und Contra. Schmalspur?Von Doris PlateDas Kraftfahrzeuggewerbe Bayern sieht in dem aktuell diskutierten Modell des Berufs des ,Servicemechanikers' kein Berufsbild, das neben dem Kfz-Mechatroniker eine Chance hat." Mit diesen Worten zitiert Geschäftsführer Dirk Weinzierl einen Vorstandsbeschluss des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern in Bezug auf das in Nordrhein-Westfalen entwickelte Ausbildungskonzept.Dieses sieht für den "Servicemechaniker" eine verkürzte Ausbildung eines Kfz-Mechatronikers vor, die mit der Zwischenprüfung endet. Weinzierl: "Die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker stellt hohe Anforderungen an die Auszubildenden. Nicht umsonst steigt die Quote der Realschüler bei den Auszubildenden in unserem Gewerbe sprunghaft an. Ein neues Berufsbild, das gedanklich in der Hierarchie unter dem Kfz-Mechatroniker angesiedelt sein soll, bedarf einer eigenständigen Ausbildungslinie und nicht einer verkürzten Ausbildung hin zu einem Schmalspur-Mechatroniker."Muss ein eigenständigerBeruf seinDennoch sieht auch das bayerische Kfz-Handwerk eine Chance für einen weiteren Beruf in der Autowerkstatt. Dieser bedürfe aber einer eigenständigen Ausbildungsordnung hin zu einem Beruf, der im betrieblichen Alltag eine Zukunftschance hat. Zwei Drittel der Deutschen teilen diese Meinung der Bayern, meint Ingo Meyer, beim ZDK für die Ausbildung in der ganzen Bundesrepublik zuständig. Auch er wünscht sich einen Einstiegsberuf, der aber eine dreijährige Ausbildungszeit haben sollte. "Wer weiterlernen will, bekommt zwei Jahre angerechnet", erläutert er. So handhabe es auch die Schweiz. Karl Josef Laumann: Positive BilanzGanz anders sehen das die Nordrhein-Westfalen, die den Ausbildungsgang seit dem 1. August 2004 anbieten. Die ersten Kfz-Servicemechaniker haben ihre Ausbildung im Herbst 2006 beendet. Arbeitsminister Karl-Josef Laumann zog eine positive Bilanz: 1. Durch den Kfz-Servicemechaniker haben Jugendliche eine Ausbildungschance in einem Ausbildungsberuf erhalten, der ihnen sonst nicht zugänglich gewesen wäre. Rund 80 Prozent dieser Auszubildenden weisen einen Schulabschluss auf (Hauptschulabschluss Klasse 10 Typ A oder schlechter), mit dem sie unter derzeitigen Marktbedingungen keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatroniker gehabt hätten. 81 Prozent der Auszubildenden haben ihre Prüfung zum Kfz-Servicemechaniker erfolgreich abgeschlossen. 2. Der Durchstieg zum höherwertigen Abschluss ist gewährleistet und wird auch genutzt. 40 Prozent der erfolgreichen Kfz-Servicemechaniker gehen anschließend den nächsten Schritt zum Kfz-Mechatroniker. 3. Der zweijährige Ausbildungsberuf des Kfz-Servicemechanikers wird durch die Betriebe nachgefragt. Die Zahl der Auszubildenden ist von anfangs 301 (2004) über 417 (2005) auf 476 (2006) gestiegen.4. Durch den neuen Beruf des Kfz-Servicemechanikers konnte ingesamt ein Nettozuwachs an Ausbildungsplätzen in NRW erreicht werden: 2003 gab es in NRW 4.115 Ausbildungsplätze im Kfz-Gewerbe, 2006 ingesamt 4.191. Dabei gab es nur 2005 einen Rückgang im Bereich Kfz-Mechatroniker, aber keinen tief greifenden Verdrängungswettbewerb, sondern einen realen Zuwachs an Ausbildungsstellen.5. Durch den Kfz-Servicemechaniker konnten Betriebe (vor allem Freie Werkstätten) neu für Ausbildung gewonnen werden. 30 Prozent der Betriebe, die heute zum Kfz-Servicemechaniker ausbilden, haben vorher nicht ausgebildet. Wenn es schwierig wird, hilft ein KollegeAber wo sind die heutigen Gesellen? Darüber gibt es leider keine Erhebung. "Ein Teil musste zum Grundwehrdienst, ein Teil arbeitet im Beruf", gibt der Landesverband Auskunft. Diejenigen, die als Servicemechaniker arbeiten, machen Inspektionen, führen meist in freien Werkstätten und kleineren Betrieben einfache Reparaturen aus. Auch Hartmut Buhrke aus Goch beschäftigt in seiner Freien Werkstatt einen Servicemechaniker, den er selbst ausgebildet hat. "Ich bin sehr damit zufrieden", fasst er seine Erfahrungen zusammen. "Mein Servicemechaniker übernimmt die Reifenmontage und Inspektionen, erledigt aber auch zuverlässig Arbeiten an Bremsen, Auspuff, Radlagern und Achsvermessung. Wenn es schwierig wird, hilft ihm ein Kollege." Das Argument, dass die komplizierten Arbeiten nicht abzutrennen seien, lässt Buhrke für seinen Betrieb nicht gelten. Bei der Bezahlung liegt der Servicemechaniker übrigens in NRW während der Lehre und beim Anfangsgehalt gleichauf mit seinem Kollegen Mechatroniker. Im Laufe der Berufsjahre überholt der Mechatroniker aber dann, weil der Servicemechaniker nicht weiter aufsteigen kann.

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