Schulungswerkstatt Elektromobilität: Pionierarbeit

Elektromobilität kommt ins Rollen und die Kfz-Innung München-Oberbayern schiebt mit an." Mit diesen Worten eröffnete Obermeister Hans Medele die neue Schulungswerkstatt für Elektromobilität der Kfz-Innung München-Oberbayern in Garching. Vertreter von über 120 Autohäusern waren zu den Feierlichkeiten Ende Juli gekommen und dankten ihrer Innung für das Engagement, das dazu beiträgt, dass die Betriebe auf der Höhe der technischen Entwicklung bleiben. Schaufenster Elektromobilität Schon seit 2010 führt die Handwerksorganisation Pilotschulungen zur Hochvolttechnologie in Kraftfahrzeugen durch und hat seitdem die Inhalte im Theorie- und Praxisunterricht ständig weiterentwickelt. Inzwischen gibt es sogar schon für spezielle Projektklassen Zusatzunterricht "Elektromobilität". Bis Ende 2015 sollen Qualifizierungen für Fachkräfte des Kfz-Handwerks vom Gesellen bis zum Meister entwickelt werden. Gefördert wird dies mit öffentlichen Mitteln, denn seit 2012 ist Bayern-Sachsen eines der vier von der Bundesregierung ausgewählten "Schaufenster Elektromobilität". Dass es sich hier um Pionierarbeit handelt, machte der Projektleiter Elektromobilität der Kfz-Innung München deutlich. "Es war gar nicht so einfach, die Fahrzeuge zu bekommen", berichtete Christian Nowotny. Für einige Pkw, die die Innung in ihrer Schulungswerkstatt haben wollte, gab es nämlich keine Leasingangebote wegen der unklaren Restwerte. Deshalb mussten die Fahrzeug gekauft werden. Auch im Nutzfahrzeugbereich musste ein mit Dieselmotor gebautes Fahrzeug erst auf Elektro umgerüstet werden. Dass aber nur am Fahrzeug gelernt werden kann, war schnell klar: "Theorie schläfert ein, Praxis hält wach", bringt es Nowotny auf den Punkt. Nur realistische Arbeitsaufträge Deswegen werden jetzt in der Schulungswerkstatt der Innung nur realistische Arbeitsaufträge abgearbeitet. Dafür stehen zwölf Pkw, neun Motorräder (Motorroller, vier Fahrräder/Pedelecs, ein Transportanhänger, zwei Ladesäulen (AC und DC, also Wechsel- und Gleichspannung), fünf Schulungsschnittmodelle, zwei Herstellerspezifische Diagnosegeräte und zwei universelle Diagnosegeräte zur Verfügung. Eine Woche dauert die einwöchige Hochvoltschulung für Fachkräfte im Kfz-Mechanikerhandwerk. Im Wesentlichen geht es darum, wie die verschiedenen Fahrzeuge freigeschaltet werden können, um andere Arbeiten an ihnen durchführen zu können. Am letzten Tag wird dann auch noch gezeigt, wie an unter Spannung stehenden Energiespeichern und an Prüfplätzen gearbeitet werden kann. Diese einwöchige Schulung wird zukünftig jeder Kfz-Mechatroniker während seiner Ausbildung in Form der überbetrieblichen Ausbildung durchlaufen. ZDK-Geschäftsführerin Birgit Behrens rechnet damit, dass diese ab Anfang 2015 überall im Bundesgebiet angeboten werden kann: "Im Herbst werden die Ausbildungsinhalte dafür festgeschrieben, dann brauchen wir noch den Stempel, damit das Angebot förderfähig ist", sagt die im Deutschen Kfz-Gewerbe für Ausbildung zuständige Expertin. "Kleiner Hochvoltschein" Absolventen dieser einwöchigen Hochvoltschulung werden dann aber lediglich über den "kleinen Hochvoltschein" verfügen, mit dem sie Fahrzeuge freischalten können, um andere Arbeiten durchzuführen. Nur Mechatroniker mit Schwerpunkt "System- und Hochvolttechnik" sind für darüber hinaus gehende Reparaturen zuständig. Obermeister Hans Medele erwartet für seine Schulungswerkstatt in Garching eine gute Auslastung. Neben den Kfz-Mechatronikern müssten auch die Mitarbeiter von Abschleppdiensten geschult werden, berichtet der Mercedes-Händler, der auch einen Abschleppdienst betreibt. Beratungsspezialisten nötig Mit welchen Tücken die Fahrer vor Ort da konfrontiert werden können, berichtet er aus der Praxis: Vor kurzem sei sein Abschleppdienst zu einem Renault Kangoo Z.E. gerufen worden, den dessen Besitzer für sechs Wochen während seines Urlaubs in einer dunklen Tiefgarage abgestellt hatte. "An dem Fahrzeug ging gar nichts mehr", berichtete Medele. Auch eine Aufladung war nicht mehr möglich, da das Fahrzeug tief entladen war. Das Fahrzeug musste aus der Tiefgarage geschoben und dann in einer Werkstatt mit einer neuen Batterie versehen werden. Solche Probleme waren bisher unbekannt, die Erfahrungen mit der neuen Technik müssen erst noch gemacht werden. Und deshalb ist Beratung gerade in diesem Geschäft wichtig. Die Kfz-Innung München-Oberbayern engagiert sich darum nicht nur mit einem eigenen Qualifizierungsprojekt, zu dem die Schulungswerkstatt gehört, sondern beteiligt sich auch an einem Gewerke übergreifenden beruflichen Weiterbildungsprogramm mit dem Namen "Smart Advisor". Hier werden Fachspezialisten des Handwerks zu Beratern für Endkunden, Betriebe und Kommunen qualifiziert. Sie lernen, Konzepte für die Integration von Elektro- und Hybridfahrzeugen in Fuhrparks und dezentrale Energieversorgungsstrukturen zu entwickeln und deren Wirtschaftlichkeit und Ökobilanz zu bewerten. Unter der Federführung der Handwerkskammer für München und Oberbayern haben sich insgesamt fünf Handwerkskammern, drei Elektro-Innungen und drei Kfz-Innungen, darunter die Innung München-Oberbayern, zu einem Projektkonsortium zusammengetan. Insgesamt sind mehr als 150 Unternehmen oder öffentliche Institutionen beteiligt, darunter Audi, BMW, E.ON, MAN, Siemens, die Stadtwerke München und Ingolstadt. Kurzfassung Bis 2015 sollen Qualifizierungen für Fachkräfte des Kfz-Handwerks im Bereich Elektromobilität entwickelt werden. In der Praxis tauchen dabei einige Probleme auf.

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