Ausgabe 05/2010: Klimadruck

KlimadruckKlimaservice E Klimaschutz geht alle an. Das zwingt die Werkstätten zum Umdenken. Nicht zuletzt, weil der Gesetzgeber hohe Strafen vorsieht. von Thomas SeidenstückerDer Klimagipfel in Kopenhagen ist vorüber, die Welt hat politisch den Klimawandel anerkannt. Welche Folgen ergeben sich aus der Klimadiskussion für das Klimaservicegeschäft? Die Fahrzeugklimaanlage hat sich vom Sonderzubehör zum serienmäßigen Komfortbestandteil entwickelt. Service und Reparatur der Klimaanlage sind für die Werkstätten inzwischen eine feste Umsatzgröße. Denn rund 60 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland haben eine Klimaanlage und verlieren durch Leckageverluste täglich einen kleinen Teil des Kältemittels. VerlustgeschäftVon diesem Verlust profitiert die Werkstatt, „doch den wenigsten Werkstätten ist bekannt, dass über 1.000 Tonnen Kältemittel R134a durch Leckagen pro Jahr in die Umwelt entweichen. Unfälle und Reparaturarbeiten an Fahrzeugklimaanlagen noch nicht eingerechnet. Das Kältemittel R134a ist nach neuesten Berechnungen rund 1.430-mal schädlicher als das natürliche Treibhausgas CO2. Insgesamt entstehen in Deutschland durch Kältemittelleckagen aus Fahrzeugklimaanlagen rund 1,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr!“, so Andreas Lamm, selbstständiger Klimatrainer und zuvor viele Jahre bei Valeo für Klimaschulungen verantwortlich. Die Bundesregierung hat bereits im August 2008 eine neue Chemikalien Klimaschutzverordnung erlassen, die Fahrzeughersteller und Servicewerkstätten gleichermaßen zwingt, Treibhausgasemissionen zu senken. Nachdem anfangs für deutsche Automobilhersteller R744 (CO2) als Ersatz für das Kältemittel R134a feststand, wenden sich – durch die Finanz- und Wirtschaftskrise beschleunigt – mittlerweile immer mehr vom natürlichen Kältemittel R744 (CO2) ab, da sie die hohen Anfangsinvestitionen in neue Produktionsanlagen scheuen. Das konnte man bereits auf der IAA 2008 beobachten. CO2 als Klimakältemittel war kein Thema mehr.Lamm: „Es ist zu beobachten, dass die Fahrzeughersteller ab 2011 bei neu typzugelassenen Fahrzeugen ein neues chemisches Kältemittel namens HFO-1234yf einführen, das nur noch viermal so schädlich ist wie das natürliche Treibhausgas CO2. Vorteil: Das neue Kältemittel ist im Druck- und Temperaturverhältnis ähnlich R134a und kann in vorhandene Fahrzeugklimasysteme eingesetzt werden. Einzig die Entflammbarkeit verlangt gewisse Veränderungen an den Klimasystemen. Doch der Einsatz wird Deutschland eine CO2-Reduzierung bescheren, die einem Jahresbedarf von ca. 90.000 Privathaushalten entspricht.“ Hohe Strafen fälligNeben den Fahrzeugherstellern nimmt der Gesetzgeber auch die Mitarbeiter in der Werkstatt in die Pflicht. Beispielsweise verlangt man vom Servicepersonal, das an Fahrzeugklimaanlagen arbeitet, ab Juli 2010 einen neuen EU-Klimasachkundenachweis nach EG Verordnung 307/2008. Denn der Verlust von nur 700 g Kältemittel R134a durch unsachgemäße Reparaturarbeiten bei einem Schädigungspotenzial von 1.430 führt zu Emissionen von einer Tonne CO2. Das entspricht bei einem Pkw mit einem CO2-Ausstoß von 130 g/km einer Fahrleistung von rund 7.700 Kilometern! Zwei Kältemittelfüllungen sind (aufs CO2 bezogen) genauso schädlich wie die durchschnittliche jährliche Fahrleistung (15.000 km). Im neuen EU-Klimasachkundenachweis werden Aufbau und Funktion von Fahrzeugklimaanlagen geschult und die Auswirkungen von R134a auf die Umwelt betrachtet. Besonders wichtig: Verhaltensweisen, wie vermieden werden kann, dass Kältemittel im Reparaturbereich in die Umwelt gelangt. Wie ernst es dem Gesetzgeber damit ist, zeigen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro für Verstöße gegen die Chemikalien-Klimaschutzverordnung. Werkstattinhaber sollten daher ihre Mitarbeiter zeitnah schulen. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. So ist auch das Befüllen von drucklosen oder undichten Klimaanlagen (z. B. Vakuumtest beim Klimaservice nicht bestanden) mit fluorierten Treibhausgasen (R134a) und UV-Kontrastmittel seit August 2008 gesetzlich verboten. Werkstätten benötigen für die Ortung von Leckagen in Klimaanlagen neue Alternativen – sofern das eventuell im Kältemittel vorhanden gewesene Kontrastmittel für eine UV-Lecksuche nicht mehr ausreicht, die undichte Stelle anzuzeigen. Gute Möglichkeiten dazu sind die Druckverlustprüfung mit natürlichen, umweltfreundlichen Gasen (z. B. Stickstoff oder Formiergas).Umrüstung ab 2012Andreas Lamm: „Vor allem Formiergas, eine Kombination aus 95% Stickstoff und 5% Wasserstoff, zur Leckageortung an Fahrzeugklimasystemen wird aus meiner Sicht immer wichtiger, da Wasserstoff als kleinstes Molekül nicht in der atmosphärischen Luft vorhanden ist und aufgrund dessen durch ein selektives Gasspürgerät zu orten ist. Selbst kleinste Undichtigkeiten werden schnell und sicher lokalisiert, da Gase gegenüber Flüssigkeiten über eine wesentlich geringere Dichte verfügen und in höheren Konzentrationen aus der Leckage entweichen, was das Aufspüren der Undichtigkeit erleichtert.“Neben der Leckageortung wird auch die Umrüstung von R134a Fahrzeugklimasystemen auf das umweltfreundlichere Kältemittelgas HFO-1234yf das Dienstleistungsspektrum Klimaanlage für die Werkstatt verändern. „Zurzeit steht die Einführung des neuen Kältemittels für die Fahrzeugindustrie im Fokus, aber sobald diese Implementierung abgeschlossen ist, wird die Kältemittelindustrie den Aftermarkt schätzungsweise ab dem Jahr 2012 entdecken. Doch bis dahin hat die Werkstatt alle Hände voll zu tun, um die teils noch schlummernden Potenziale des Klimaservices zu wecken“ , so Lamm. zLesen SIe hier......was sich beim Klimaservice für die Werkstätten ändert.Die Effizienz der Klimaanlagen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das zeigt sich bereits an den kleineren Kältemittelmengen. So verfügen moderne Pkw-Klimaanlagen nur noch über Füllvolumen von ca. 500 g Kältemittel. Da auch moderne Klimaanlagen Leckagen nicht ganz verhindern können, werden Störungen und Fehlfunktionen vergleichsweise eher bemerkt als bei einer Klimaanlage aus früheren Jahren, die noch mit 1.000 bis 1.400 Gramm Kältemitteel befüllt war. Die regelmäßige Kontrolle der Klimaanlage – am besten jährlich – ist somit zu empfehlen. Der Anschluss eines Klimaservicegeräts inkl. Austausch des Kältemittels ist dabei nicht notwendig – selbst wenn heute weitgehend Vollautomaten verwendet werden und diese die Arbeit quasi allein erledigen. Unter Kosten- und Zeitgesichtspunkten gibt es günstigere Alternativen – für Kunden und Werkstätten. Eine gute Möglichkeit dazu ist z. B. ein Schnelltest mit einer Druck- und Temperaturprüfung der Klimaanlage, die in fünf Minuten erledigt ist. Per Prüfprotokoll kann dem Kunden anschließend der Funktions- und Füllmengentest und der Bedarf für einen vollständigen Klimaservice mit Austausch des Kältemittels erläutert werden. Service AnzeigenBlick in den Markt

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