Ausgabe 12/2009: Autohaus

Autohaus Das A und OWerkstattausrüstung E Ohne Werkstatt- und Prüftechnik keine Fahrzeugreparatur. Das war von Anfang an so und wird auch so bleiben. von Thomas SeidenstückerAuto, Werkstatt und Werkzeug bilden seit jeher ein klassisches Dreigestirn. Wobei die Fahrzeugtechnik in der Regel die Richtung vorgibt. Und so wie sich das Auto in den letzten 100 Jahren stark verändert hat, geht es auch der Werkstattausrüstung. Zu den ersten Erfindungen der Werkstattausrüstung gehörte die Hebebühne. 1924 kam Peter Lunetti die Idee, den Drehmechanismus des Friseurstuhls bei einer Hebebühne für Fahrzeuge zu verwenden. Da die meisten Fahrzeuge der zwanziger Jahre noch keinen Rückwärtsgang hatten, war das eine prima Idee. Doch trotz fast 90-jähriger Historie gibt es offenbar noch immer nicht die perfekte Hebebühne. Beeindruckend ist die heutige Vielzahl an Hebebühnenvarianten, die der Werkstatt unzählige Möglichkeiten der individuellen Anpassung geben, und die permanente Produktoptimierung. KabinettbildungSchon kurz nach dem ersten Weltkrieg etabliert sich Bosch als Hersteller von Prüfeinrichtungen für Kraftfahrzeuge. Zu den ersten Produkten gehört ein Zündkerzentester (1927). 1938 kommt der erste Prüfstand für Dieseleinspritzpumpen, zwei Jahre nachdem der erste serienmäßige Diesel-Pkw der Welt vorgestellt wurde. In den fünfziger Jahren entwickelt das Unternehmen verschiedenste Messinstrumente für Werkstätten, die sich in Setzkästen kombinieren lassen. Aus dem Jahre 1955 datiert der erste Universal-Elektrotester (500 bis 800 DM teuer), mit dem sich alle wesentlichen elektrischen Aggregate im Fahrzeug (Zündkerze, Zündspule, Lichtmaschine, Lichtmaschinenregler, Kondensator) prüfen ließen. Mit Stroboskoplampen, Drehzahl- und Schließwinkelmessern spürten Mechaniker Probleme in der Zündanlage auf. Wenig später kamen Oszilloskope auf, mit denen sich Zündsignale auf einem Bildschirm darstellen ließen. Auch die ersten Leistungsprüfstände kommen auf den Markt und ein wertvolles Instrument ist die Unterdruckanzeige, mit deren Hilfe Spezialisten den Zustand eines 4-Takt-Otto-Motors beurteilen konnten. Ab den 60er Jahren werden die vormals einzelnen Geräte zu Testerkabinetten zusammengefasst. Die 50er und 60er Jahre sind auch die Zeit, als Bosch das Thema Werkstattausrüstung in sein Verkaufsmarketing integriert. Mit dem Slogan: „Stammkundschaft gewinnen“ vom September 1955 wirbt man für Prüfgeräte und appelliert, dass Werkstattkunden mehr Wert auf eine moderne und leistungsfähige Werkstatteinrichtung legen. Auf die RolleNeben Bosch gibt es drei weitere Unternehmen, die das Bild der deutschen Werkstattausrüsterzunft von Beginn an prägen: Hofmann, Blitz und Beissbarth. 1934 präsentiert Hofmann die erste Auswuchtmaschine für industrielle Anwendungen, 1949 kommt die erste Wuchtmaschine für die Werkstatt. Damit ist Hofmann zwei Jahre schneller als Beissbarth, wo das Modell Nürburg 1951 entwickelt wird und 1956 auf den Markt kommt. Schon 1953 schiebt Hofmann eine elektrisch messende Rad-Auswuchtmaschine nach, 1959 kommt der Finishbalancer. Seit 1963 bietet Bosch den Motortester an, der die Diagnose von Vergaserfunktionen, später die Prüfung von Einspritzanlagen ermöglicht. 1965 bring Beissbarth mit der „W24“ eine elektronische Radwuchtmaschine, die bereits die Gewichtsgröße und Stelle für das Ausgleichsgewicht anzeigen kann. Im Jahr 1967 präsentieren die Münchner das legendäre optische Achsmessgerät „P5“, welches in modifizierter Form noch heute erhältlich ist. In den 60er Jahren beginnt die Ära der Rollen-Bremsenprüfstände, nachdem Bremsproben auf der Straße zur Beurteilung der Bremsfunktion nicht mehr ausreichen. Dabei sehen die Rollenbremsenprüfstände der Anfangszeit heutigen Exemplaren sehr ähnlich. Allerdings erkennen moderne Varianten automatisch, ob das Fahrzeug ein Allradsystem hat, regeln den Prüfablauf automatisch, zeigen Bremsverläufe grafisch an und lassen sich auf verschiedene Achsabstände einstellen. Dramatisch ging es in der Branche zu, als nach dem Regierungswechsel 1969 und der ersten Ölkrise die IAA in Frankfurt ausfiel. Damals etablierten die Werkstattausrüster die Automechanika als Fachmesse für Werkstattausrüstung.Elektronik kommtDie 70er Jahre sind geprägt vom Einzug des ABS (1978) und der elektronischen Motorsteuerung „Motronic“ (1979). Das wirkt sich auch auf das Werkstattequipment aus und so bringt Hofmann 1971 die neue geodyna Wuchtmaschinen-Reihe, bei der sich erstmals geometrische Raddaten eingeben lassen. 1977 wird ein Mikroprozessor bei Wuchtmaschinen integriert. Im Rahmen der Inspektion etabliert sich die CO-Messung, Abgasabsauganlagen werden zum Thema und für die Karosseriereparatur kommen Schutzgasschweißanlagen in die Werkstatt. 1984 zeigt Hofmann die geodyna 45P mit pneumatischer Schnellspannvorrichtung. Ab 1987 findet die geodyna 88 mit Laufruhenoptimierung von selbst den besten Sitz für den Reifen auf der Felge. Stetig mehr Elektronik in den Fahrzeugen verschiebt zunehmend die Schwerpunkte der Arbeit. Vor allem die Diagnose der Elektrik, Elektronik und Gemischaufbereitung gewinnt an Bedeutung, nachdem die ASU in den 80er Jahren für zusätzliche Auslastung und den Einzug von AU-Geräten in den Betrieben sorgt. Allerdings ist es gar nicht so einfach, Motoren so einzustellen, dass sie gut laufen und gleichzeitig gute Abgaswerte produzieren. Viele meinen, die Elektronik mache das Leben leichter und die aufkommende Fehlercode-Auslese der Steuergeräte würde automatisch zeigen, was zu reparieren ist. Doch die Komplexität nimmt stetig zu und führt nicht dazu, das Denken einem Tester zu überlassen. Das Diagnosegerät der 90er Jahre entwickelt sich zum Informationsmedium, Hotlines und Callcenter für technische Unterstützung sprießen aus dem Boden oder dienen als Kundenbindungsinstrument der Werkstattausrüster. Mit dem ASA-Netzwerk versucht man seit Ende der 90er Jahre die Abläufe in der Werkstatt zu optimieren und die Datenausgabesprache der Werkstattgeräte zu vereinheitlichen, was aber in den fabrikatsgebundenen Werkstätten daran scheitert, dass die DMS-Anbieter den ASA-Standard häufig nicht unterstützen. Und die Neuzeit? Die letzten Jahre sind geprägt vom Diagnosehunger der Werkstätten und der Vernetzung mit dem Fahrzeughersteller, weil die Diagnose von Steuergeräten und Bussystemen einige Probleme bereitet und die Elektronik immer mehr auch bei klassischen Verschleißarbeiten zu berücksichtigen ist. Dank Kamerasystemen dauern Achsvermessungen nur noch wenige Minuten, Felgen werden mit Ultraschall gereinigt und beim Auswuchten von Rädern kann man schon vorher sagen, wo das Gewicht hin soll. Nicht alles ist sinnvoll, doch vieles ist machbar und so unterstützt die Werkstattausrüstung auch steigende Bedürfnisse nach Optik und Design. zLesen SIe hier...... wie sich die Werkstattausrüstung in 100 Jahren parallel zum Auto entwickelte. Autohaus

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