Ausgabe 22/2010: Ausrüsterschau

AusrüsterschauWerkstatt E Die Automechanika offenbarte zahlreiche Neuheiten und Produktverbesserungen bei der Werkstattausrüstung. Ein Rückblick. von Bernd ReichRund 155.000 Gäste (166.000 in 2008) besuchten die 4.500 Aussteller in diesem Jahr auf der Frankfurter Automechanika. Genau 56 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland und gaben der Messe den internationalen Touch, den auch der Veranstalter gerne besonders hervorhebt. Wurde das Geschäft der Werkstattausrüster vor zwei Jahren noch vom Sog der Finanzkrise nach unten gezogen, waren heuer alle sehr zufrieden und dokumentierten dies nicht zuletzt mit imposanten Messeauftritten. Mehr noch wurden die Erwartungen der Messebesucher bezüglich neuester Entwicklungen und Produktverbesserungen nicht enttäuscht. Diagnose A und OWie ein roter Faden zieht sich das Thema Diagnose inzwischen durch alle Bereiche des Automobil-Service. Längst geht es nicht mehr nur darum, Fehlercodes auszulesen. Die reine Steuergerätediagnose wird durch symptombasierte Diagnose, Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Wissensdatenbanken unterstützt. Zusätzlich wird verstärkt hochwertige Messtechnik zur Verifizierung von Einzelfragen eingesetzt. Der Ausbau der Diagnosekompetenz ist wichtig, da sich eine Vielzahl von Servicefunktionen nur noch mit Hilfe der Diagnose ausführen lässt. Ob für die Fahrwerksvermessung oder die Prüfung von Bremssystemen und neuen Fahrerassistenzsystemen – der Einsatz eines Diagnosegerätes ist inzwischen unverzichtbar. Das Diagnosegerät kommuniziert außerdem über das Internet mit Datenbanken und Hotlines. Große, berührungsempfindliche Displays zählen zukünftig ebenso zum Standard wie leistungsfähige Ladungserhaltungsgeräte mit einer Leistung von 70 A und mehr. Die aktuelle Automobilgeneration verfügt je nach Ausstattungsumfang über bis zu 100 Steuergeräte und mehrere CAN-Vernetzungen. Wenn ein Fehler auftritt, so kann es ein reines Softwareproblem sein und die Fehlfunktion mehrere Systeme beeinträchtigen. Ohne Hilfsmittel ist die Fehlersuche in solchen Systemen schwierig bis aussichtslos. Die neuen Diagnosesysteme fragen daher nicht nur den Fehlerspeicher ab, sondern auch Symptome. Auf diese Weise wird eine Liste von Fehlern ausgegeben, welche sich stückweise abarbeiten lässt. Im Hintergrund der Diagnose laufen zum Teil Datenbankabfragen ab. Nur so ist es möglich, in kürzester Zeit aus einer umfangreichen Anzahl von Fehlermeldungen auf die eigentliche Fehlerursache rückzuschließen. HybridanalyseDie besten Systeme zeigen dem Anwender am Schluss sogar die Bestellnummer des defekten Teils oder eine Reparaturanleitung für die Instandsetzung eines Systems. Ein Beispiel für diese neue Art von Diagnose ist das mega macs 66 von Hella Gutmann Solutions. Doch auch die neue Diagnose-Software von AVL DiTest mit dem Scout-System oder die ESItronic von Bosch basieren auf dieser Technologie. Texa setzt bei seiner neuen Software IDC4 ebenfalls auf diese Art der Vernetzung. Außerdem hat das Unternehmen mit dem OBD Matrix (Innovationspreisgewinner) einen kompakten Datenschreiber im Programm. Auf Information zu Teilen und Systemen setzen die Neuheiten Brain Bee B-Touch sowie das WOW IQ 320.Mit der Einführung der Hybrid- und Elektrofahrzeuge zieht eine völlig neue Art von Messtechnik in die Werkstätten ein. AVL DiTest hat dazu das Modul HV Safety 1000 entwickelt, welches mit einem Diagnosegerät oder PC betrieben werden kann. Der Anwender kann damit automatisiert einen Test der HV-Anlage eines Fahrzeugs vornehmen und die Resultate protokollieren. Auch Bosch hat mit dem FSA 050 ein Hochvolt-Analysegerät im Programm, mit welchem sich nicht nur hohe Spannungen, sondern auch die Schutzeinrichtungen eines HV-Systems prüfen lassen. Dazu werden zum Teil Hochspannungen mit dem Messgerät erzeugt, um die Schutzisolierung des Hochvoltsystems im Elektroautomobil gründlich zu überprüfen.KlimatauglichBei allen renommierten Diagnosegeräteherstellern wurde zur Automechanika Vollzug in Sachen Euro-5-Fähigkeit gemeldet. Damit ist es möglich, von einem Server des Fahrzeugherstellers geladene Software in die Steuergeräte eines Fahrzeugs zu übertragen. Dringend erforderlich ist dann ein leistungsfähiges Batterieladegerät für die Spannungserhaltung. Elektron Bremen, Fronius und Ctek stellten auf der Automechanika neue leistungsstärkere Ladegeräte vor. Bei Elektron ist das vor zwei Jahren präsentierte Design nun zur Serienreife gediehen. Fronius setzt die gründliche Erneuerung seiner Acctiva-Serie konsequent fort. Ctek hat sein Angebot nach oben erweitert. Zur Diagnose zählt die Abgasanalyse, auch wenn diese in den vergangenen Jahren hauptsächlich für die AU eingesetzt wurde. MAHA, AVL DiTest und Tecnotest präsentierten völlig neu entwickelte AU-Stationen. Die Geräte sind heute komplett modular aufgebaut und kommunizieren über Bluetooth miteinander. Ausgereifte Bedienerführung und Vernetzungsmöglichkeit sowie Wartungsfreundlichkeit gehören heute zum guten Ton. Ein weiteres Thema auf der Automechanika waren der Klimaservice und die schrittweise Umstellung auf das neue Kältemittel HFO-1234yf. Für die Werkstätten bedeutet dies, dass sie bald zusätzlich zu ihrem Klimaservicegerät für das bisherige Kältemittel R-134a ein weiteres Gerät benötigen. Weil auch das alte Kältemittel noch lange eine Rolle im Servicealltag spielen wird, stellten Texa und ATT erstmals Kombigeräte vor, welche beide Kältemittel verarbeiten können. Ab Werk entsprechend vorbereitete Klimaservicegeräte lassen sich auch nachträglich umrüsten oder erweitern. Schon immer sinnvoll, aber mit der Einführung von HFO-1234yf zwingend notwendig wird die Kältemittelanalyse. Gesetzliche Regeln notwendigImmer wieder verblüffend sind die Fortschritte bei der Hebetechnik. Mit ganz unterschiedlichen Methoden bemühen sich die Hebetechnik-Hersteller, den Anforderungen der Fahrzeughersteller an die Präzision der Bühnen für die Fahrwerksvermessung bei steigenden Fahrzeuggewichten gerecht zu werden. Aufwändige Regelungstechnik, hoher mechanischer Aufwand und neue Ideen helfen den Hebebühnenbauern, diese Aufgabe zu meistern. Nussbaum hat zum Beispiel eine Acht-Stempel-Hebebühne präsentiert, welche die Schrägneigung einer Fahrbahnbühne in Querrichtung ausgleichen kann. Herrmann stellte eine präzise Vierstempel-Variante seines Aqualift vor. Außerdem punktet dieser Bühnentyp mit Pneumatiksteuerung und der Wasserhydraulik in Sachen Umweltschutz. Autop hat die Herausforderung Umweltschutz durch serienmäßige Umstellung auf ein nicht wassergefährdendes Hydrauliköl gelöst, was bei den Messebesuchern gut ankam. Bei Rotary Lift wurde eine neue Bauart der Parallelogrammbühne vorgestellt, ebenfalls für das Heben schwerer Fahrzeug. Bei MAHA feierte eine Zwei-Säulen-Hydraulik-Bühne Premiere, welche sich durch eine besonders niedrige Bauhöhe auszeichnet. Hier bedient man sich eines Umlenksystems, wie es auch in Personenaufzügen eingesetzt wird, um eine hohe Sicherheit zu schaffen. Wer sich in Frankfurt über die neuesten Trends in Sachen Bremsen- und Fahrwerksprüfung informieren wollte, konnte eine Vielzahl neuer Produkte entdecken. Die neue Prüfstandgeneration setzt nicht nur auf Vielfalt bei den Bauformen, sondern verstärkt auf Vernetzung. So sind vom Motorrad bis zum Ackerschlepper heute alle Fahrzeuge auf einem Rollenbremsprüfstand prüfbar, die Resultate lassen sich abspeichern, grafisch aufarbeiten und ausdrucken. Leider fehlt es aber weiter an einer gesetzlichen Grundlage, um die neueste Prüfstandstechnik zum Einsatz bei der Hauptuntersuchung vorzuschreiben. Gleiches gilt für die Fahrwerksprüfung. Hier haben die Prüfstandsbauer in den vergangenen Jahren viele Ideen in die Technologie investiert, doch eine gesetzliche Regelung ist ebenfalls nicht in Sicht. Leichter montierenBeim Reifenservice ist nach Einführung der wdk-Zertifizierung für Reifenmontiermaschinen (für UHP- und RFT-Reifen) wieder Normalität eingekehrt. Weil die Räder immer schwerer werden, hat man nun mehr in Ergonomie und integrierte Radliftsysteme investiert. Die Top-Montiermaschinen bieten heute teilautomatisierte Montagen, während die Top-Radauswuchtmaschinen nicht nur die Raddaten automatisch erfassen, sondern die Reifen auch untersuchen können. Bei den Basismaschinen wurde das Niveau ebenfalls erhöht, wie die Neuheiten von ATT oder die CEMB ER 80 zeigen. Auch bei der Schweißtechnik und den Karosserierichtanlagen stand eher Evolutionäres denn Revolutionäres im Mittelpunkt. Fazit: Der Automobilservice und die Werkstattausstattung werden im Detail zwangsläufig immer komplexer, weil jedes neue Automodell die Komplexität weiter vorantreibt. zAnzeigenBlick in den Markt

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