Reifengeschäft: Auf die Bühne, fertig, los ...

Mit den rekordverdächtigen zwei Sekunden beim Boxenstopp in der Formel 1 kann Claus Hübner noch nicht ganz mithalten. Aber wenn der Geschäftsführer des Opel-Vertragshändlers Hübner in Kaiserslautern zum Boxenstopp ruft, schaffen seine Mechaniker den kompletten Reifenwechsel immerhin in vier Minuten - inklusive Sicherheitscheck. Beim ersten Boxenstopp-Event in Kaiserslautern wurden bei Hübner die Fahrzeuge der Kunden für den herbstlichen Reifenwechsel im 15-Minuten-Takt über die Hebebühne gezogen. Entwickelt hat das Konzept der Reifenvertriebs-Spezialist RR-Team in Laubach. Das Unternehmen, das Automarken wie Fiat, Mazda oder Opel mit Kompletträdern beliefert, will den Reifenwechsel in Autohäusern professionalisieren. Im Akkord über die Hebebühne Die Idee dahinter: Anstatt die Werkstatt wochenlang im Frühjahr und Herbst mit lästigen Rädermontage-Terminen zu blockieren, kommen die Kunden an einem oder zwei Radwechsel-Tagen in die Werkstatt. Durch höchstmögliche Optimierung der Werkstattabläufe und striktes Zeitmanagement können so an einem Aktionstag je nach örtlichen Gegebenheiten 80 bis 100 Fahrzeuge montiert werden. Darüber hinaus generiert die Werkstatt zusätzliches Geschäft, wenn beim integrierten Sicherheitscheck Mängel am Fahrzeug festgestellt werden. Beim Vor-Ort-Termin in Kaiserslautern zeigt sich Geschäftsführer Hübner zur Halbzeit kurz vor der Mittagspause recht zufrieden: "Wir hatten heute Vormittag gut 40 Fahrzeuge auf der Hebebühne, bei rund 20 Prozent haben die Monteure kleinere oder größere Mängel festgestellt." Auf diese Weise verwandelt sich der Reifenwechsel zum wirkungsvollen Instrument der Kundenbindung und generiert nebenbei zusätzliche Folgeaufträge. Tiemo Emig, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing RR-Team GmbH, erklärt den Nutzen: "Die Kunden kommen zweimal im Jahr ins Autohaus zum Reifenwechsel. Diesen Kontakt sollte man optimal nutzen." Derzeit erproben die Vertriebsspezialisten von RR-Team ihr Boxenstopp-Konzept in mehreren Autohäusern. Sie wollen mit dem Konzept nicht zuletzt die Vertriebs- und Serviceorganisationen der Autohersteller und -importeure überzeugen. In vielen Autohäusern ist die Reifenmontage eine lästige Pflichtübung, die schnell zum Verlustgeschäft wird, wenn Aufwand und Ertrag nicht stimmen. Autohäuser, die eine Eigenlagerung von Radsätzen praktizieren, wenden laut Untersuchungen des TÜV im Schnitt 61 Minuten pro Kunde auf, wenn alle Prozessschritte berücksichtigt werden. Bei Hübner hat man bereits gute Erfahrungen mit Reifenaktionstagen gesammelt, ist aber für weitere Verbesserungen offen. Im August wurde das Boxenstopp-Konzept im Betrieb präsentiert, zwei Wochen vor dem Event hat ein Trainer zusammen mit den Monteuren noch einmal für den Feinschliff gesorgt. Hübner: "Wichtig ist es, im Vorfeld so viele Arbeitsschritte wie möglich vorzubereiten und wichtige Informationen vorzuhalten, über die benötigten Reifensätze, eventuell benötigte Radschlossmuttern oder Reifendrucksensoren, die vielleicht programmiert werden müssen." Neue Etiketten für die Einlagerung der getauschten Räder druckt Hübner schon vorab; damit sie am Aktionstag bereitliegen. In der Werkstatt sind beim Boxenstopp zwei Hebebühnen nur für die Radmontage reserviert. Pro Arbeitsplatz kümmern sich jeweils vier Monteure um Radwechsel und Sicherheitscheck - je ein Monteur ist für ein Rad verantwortlich und für ganz bestimmte Handgriffe zuständig. Zusätzlich sind an dem Tag sechs Mitarbeiter als Fahrer abgestellt. Ihnen fällt die Aufgabe zu, die Fahrzeuge vom Hof in die Werkstatt zu fahren und nach dem Radwechsel auch wieder auf den Hof zu bringen; damit sich das Montageteam möglichst schnell um das nächste Fahrzeug kümmern kann. Zusätzlich hat der Fahrer die Kontrolle über Checklisten und er ist dafür verantwortlich, dass auch wirklich alle Arbeitsschritte abgearbeitet sind, bevor das Fahrzeug die Halle wieder verlässt. Noch vor dem Sicherheitscheck auf der Hebebühne wird ein Lichttest durchgeführt, die Windschutzscheibe auf Steinschlag geprüft und die Scheibenwischer kontrolliert. Alle festgestellten Mängel werden umgehend im EDV-System erfasst, damit der Serviceberater den Kunden bei der Abholung seines Fahrzeugs gezielt darauf ansprechen kann. Kurzfassung Der saisonale Wechsel der Pneus in der Werkstatt kann ein effektives Instrument der Kundenbindung sein - wenn man es richtig anstellt. Diese Idee steckt hinter dem "Boxenstopp"-Konzept des Reifenspezialisten RR-Team. Dazu müssen alle an einem Strang ziehen: Monteure, Serviceberater und die Geschäftsleitung. Das Boxenstopp-Konzept Der saisonale Reifenwechsel soll ein Aha-Erlebnis für Kunden und Umsatzbringer für die Werkstatt sein - das Boxenstopp-Konzept des Reifenspezialisten RR-Team GmbH wird derzeit in verschiedenen Autohäusern getestet. Claus Hübner, Geschäftsführer Autohaus Hübner (Bild Mitte), hat sich mit seiner Mannschaft auf das Experiment im eigenen Betrieb eingelassen. Am Ende des Tages haben die Mitarbeiter 107 Räderwechsel inklusive Sicherheitscheck geschafft. Vor Ort mit dabei: Ralf Zirnzák (links), Key Account Manager beim Sponsor Bridgestone Deutschland, und Tiemo Emig, Geschäftsführer RR-Team GmbH.

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