Seit Langem bereits stöhnen die deutschen Kraftfahrt-Versicherer unisono über die teils horrenden "Nebenkosten", wenn beispielsweise ein Fahrzeug wegen eines in Brand geratenen Akku-Blocks mindestens 24 Stunden im Wasserbad eines Spezialcontainers gekühlt werden oder als nicht brennendes Risikofahrzeug mit großem Sicherheitsabstand gelagert werden muss.
Die Kostenspirale dreht hoch
Während ein neuer Hochvolt-Akku gerne mal bis zu 50.000 Euro kosten kann und damit das ansonsten möglicherweise noch intakte Fahrzeug schnell zum Totalschaden werden lässt, sind inzwischen auch Stundenverrechnungssätze von 400 Euro und mehr eher die Regel als die Ausnahme, wie u.a. der Leiter des HUK-Coburg Schadenprozess-Managements, Michael Schnapp oder auch Allianz-Schadenvorständin Lucie Bakker sowie AZT-Geschäftsführer Christian Sahr in mehreren Gesprächen mit AUTOHAUS zum Ausdruck brachten (wir berichteten). Hinzu kommen die häufig notwendigen Quarantänekosten, welche zusätzliche Standgebühren von mehr als 300 Euro täglich auslösen.
Bis dato sind die über Unfallfahrzeughändler erzielbaren Restwerte wegen der teils unklaren Markt- und Rechtslage, aber gerade auch wegen der beschriebenen Mehrkosten im Falle von beschädigten Akkus nicht mit den Werten von Verbrennern vergleichbar.
Verwerter freunden sich mit E-Autos an
Um nun gerade auch für leistungspflichtige Versicherungen eine echte Alternative mit deutlicher Kostenreduzierung bieten zu können, können diese an die Restwertbörse net.casion ihre unfallbeschädigten und "risikobehafteten" Elektrofahrzeuge übermitteln. Über die Online-Plattform car.casion werden die beschädigten Autos mit deutlich zunehmender Akzeptanz bereits heute von qualifizierten Verwerterunternehmen beboten.
"Einzigartiger ganzheitlicher Schadenprozess"
"Noch höhere Restwerte werden über die neue Plattform green.casion erzielt, in der nur die besten Verwerter Deutschlands im Rahmen regelmäßiger Live-Auktionen für hohe Restwerte sorgen", teilten auf Nachfrage unserer Redaktion net.casion CEO Michael Kauß und ClaimsParts-GF Oliver Hallstein mit. "Hier bieten wir als tatsächlich einziger Anbieter im Markt einen kompletten Schadenprozess für E-Autos, beginnend von der Restwertermittlung über die ordnungsgemäße Abholung durch Batterieprofis, die anschließende Zerlegung, Entsorgung sowie Teilegewinnung und sogar deren Vermarktung über ClaimParts."
Alle Marktplayer integriert
Konkreter ausformuliert: Die über die Verwerter-Plattform green.casion vermittelten E-Autos werden zunächst sach- und fachgerecht demontiert. Die bei der Zerlegung gewonnenen und direkt auch geprüften Fahrzeugteile werden anschließend über die Gebrauchtteile-Plattform ClaimParts wiederum den Versicherungen und deren Partnerwerkstätten zur Verfügung gestellt.
Grüner Kreislauf seit 2023 scharf geschaltet
Beide Plattformen sind Tochterunternehmen von net.casion und Bestandteil des 2023 auf dem Leipziger Messekongress "Schadenmanagement & Assistance" scharf geschalteten Projekts "Der Grüne Kreislauf im Schadenmanagement", das auf ein Höchstmaß an Nachhaltigkeit in der Unfallschadensabwicklung ausgerichtet ist und Versicherungen, als auch die Top-Verwerter des Marktes und die Reparaturwerkstätten miteinander vernetzt hat.
Batterie-Recycler jetzt ebenfalls mit an Bord
Diesen auch für verunfallte E-Fahrzeuge neu eingerichteten Prozess nutzen Versicherungen laut Kauß bereits seit einigen Wochen. Erarbeitet wurde er von net.casion in enger Abstimmung mit den führenden Verwertern und Batterie-Recycling-Unternehmen.
Konzeptioneller Vorteil: "Verunfallte E-Fahrzeuge können über das bundesweit agierende net.casion-Netzwerk innerhalb von 48 bis 72 Stunden an jedem Standort in Deutschland abgeholt werden, denn Schnelligkeit zählt angesichts nicht zuletzt der Standgebühren", verspricht Geschäftsführer Michael Kauß.
Prozessuale Benefits für Versicherer und Fahrzeughalter
Die E-Fahrzeuge werden nach den aktuellen Vorschriften – unter anderem für Hochrisikoabfall – in feuerfesten Aufbauten zum zertifizierten Verwerter transportiert. Dort trennen die Profis die Akkueinheit vom Fahrzeug, stellen diese dem Batterie-Recycler zur Verfügung, während der Verwerter das Fahrzeug weiter zerlegt und die für Versicherungen nutzbaren Fahrzeugteile bei ClaimParts einstellt. Stichworte: Zeitwertgerechte Reparatur mit gebrauchten Teilen, Ressourcenschonung, Vermeidung früher Totalschäden und überbordender Schadenkosten.
Dieser innovative Prozess von net.casion berücksichtige "durchweg die höchsten Standards in Sachen Sicherheit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Er ist nutzbar für das herkömmliche Restwertmanagement. Den deutlich höheren Nutzen für Versicherungen bietet jedoch der green.casion-Prozess", so der Geschäftsführer.
Konkrete Kosteneinsparungen
Mit diesem Prozess für unfallbeschädigte E-Autos ergänze net.casion "konsequent den dank vieler Beteiligter stetig wachsenden grünen Kreislauf". Während bereits bei Verbrennern durch den "Grünen Kreislauf" ein enormes Einsparpotenzial pro Fahrzeug generiert werde, rechnet Kauß bei E-Autos sogar mit einer noch höheren Quote, da man nicht nur teilbeschädigte Akku-Blöcke aufbereiten, ergänzen und wieder verwenden, sondern zudem eine Vielzahl von Teilen für die Instandsetzung von beispielsweise baugleichen E-Fahrzeugen nutzen könne. Walter K. Pfauntsch