Die Bundesbürger:innen halten Alkohol am Steuer für genauso z.B. Kokain, Crack oder LSD: Jeweils 80 Prozent bewerten den Konsum für "sehr gefährlich" für die Sicherheit im Straßenverkehr, jeweils weitere 15 Prozent für "eher gefährlich". Das hat eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 2.500 Personen ab 16 Jahren ergeben. Auch der Konsum von Cannabis wird von insgesamt 85 Prozent als gefährlich eingeschätzt – davon halten 55 Prozent das Rauschmittel für "sehr gefährlich" und 30 Prozent für "eher gefährlich".
Die überwiegende Mehrheit sei sich der Gefahren bewusst, die vom Konsum von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr ausgehen, sagt dazu Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. Trotz der breiten gesellschaftlichen Ablehnung von Rauschfahrten mangele es jedoch an wirksamen Maßnahmen. Hier sei die Politik in der Pflicht, die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen.
"Rausch-Unfälle" nehmen zu
Laut Statistischem Bundesamt kam es im Jahr 2023 in Deutschland zu 15.453 Verkehrsunfällen mit Personenschaden unter dem Einfluss berauschender Mittel. "Die hohe Anzahl der Rauschunfälle zeigt, dass Handlungsbedarf besteht", sagt Zaneta. "Um Alkohol- und Drogenfahrten effektiver zu verhindern, müssen wir über geeignete Sanktionen, bessere Aufklärung und eine konsequentere Verfolgung von Verkehrsverstößen diskutieren." Ebenso wichtig sei es, Fahreignungsbegutachtungen bereits früher anzuordnen.
Mehrheit für absolutes Alkoholverbot
Einen gesellschaftlichen Konsens gibt es laut einer in der TÜV Mobility Studie 2024 hinterlegten Umfrage auch hinsichtlich der Null-Promille-Grenze: Für die Mehrheit der Befragten ist Alkohol am Steuer unabhängig vom Verkehrsmittel ein Tabu. Gut vier von fünf Personen (81 Prozent) sprechen sich für ein absolutes Alkoholverbot für Autofahrer:innen aus.
Ein ähnlich hoher Zuspruch (80 Prozent) besteht auch für ein vollständiges Alkoholverbot für Fahrer:innen von Motorrollern, Motorrädern, Mopeds und Mofas. Auch bei der Nutzung von E-Scootern befürworten fast drei Viertel (73 Prozent) die Null-Promille-Grenze. Drei von fünf Befragten (62 Prozent) unterstützen ein Alkoholverbot für Radfahrer:innen. Nur 9 Prozent lehnen die strenge Vorgabe für sämtliche Verkehrsteilnehmer:innen ab. "Eine Null-Promille-Grenze würde die Botschaft verstärken, dass Alkoholkonsum und Autofahren voneinander getrennt werden müssen. Wer Alkohol trinken will, sollte vorher Alternativen zum Auto planen", sagt Zaneta.
TÜV-Verband will wirksame Gegenmaßnahmen
Längst überfällig sei die Absenkung der Promillegrenze für die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) von 1,6 auf 1,1 Promille. Ab dem Blutalkoholwert von 1,1 Promille gelten Fahrer:innen als absolut fahruntüchtig und das Unfallrisiko steigt auf das Zehnfache im Vergleich zu nüchternen Fahrer:innen.
"Im Normalfall befinden sich Personen mit einem Blutalkoholwert von 1,1 Promille in einem akuten Rauschzustand und verhalten sich dementsprechend", erklärt Zaneta. Menschen, denen man 1,1 Promille äußerlich nicht anmerkt, seien Alkohol gewöhnt. Bei ihnen bestehe die Gefahr, dass sie auch betrunken Auto fahren. "Niedrige Promillegrenzen geben das klare Signal, dass Alkoholkonsum und Autofahren nicht zusammenpassen", so Fani Zaneta.
Ebenso gefährlich wie Alkohol sei der Konsum von anderen Drogen im Straßenverkehr. Fahrende, die unter dem Einfluss von Cannabis oder anderer Drogen stünden, gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer:innen.
"Höherer Cannabis-Grenzwert unvereinbar mit Vision Zero"
"Unsere Verkehrssicherheitsstrategie muss sich an der Vision Zero orientieren, die darauf abzielt, die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten auf Null zu senken", so Referentin Zaneta. Vor diesem Hintergrund kritisiert auch der TÜV-Verband die Erhöhung des Grenzwerts für Cannabis am Steuer: Die Erhöhung des THC –Grenzwertes im Straßenverkehr erwecke den Eindruck, als sei es unbedenklich zu kiffen und Auto zu fahren. Hier sei mehr Aufklärung erforderlich, die klar mache, wie Cannabis die Fahrtüchtigkeit verringert und wie wichtig es ist, Fahren und Rauchen zu trennen", so Zaneta.
Zum jetzigen Zeitpunkt sei eine Lockerung fahrlässig. "Wir brauchen mehr Studien und wissenschaftliche Daten, damit klar definiert werden kann, wann mit THC im Blut das sichere Fahren beeinträchtigt wird." Um Fahrten unter dem Einfluss berauschender Mittel zu erkennen und zu verhindern, sei es außerdem unerlässlich, dass die polizeiliche Verkehrsüberwachung mit höherem Personaleinsatz gestärkt wird.