Eine saubere Oberfläche bildet eine wichtige Grundlage für den nachfolgenden Lackiervorgang. Aus diesem Grund werden in K&L Betrieben Ionisierungsgeräte eingesetzt. Diese sorgten bisher mit Hilfe von Strom und Luftdruck dafür, dass die Fahrzeugoberfläche weniger anfällig für Staub und Fusseln ist. Die statische Aufladung der Teile wird dadurch neutralisiert. So können solche Verunreinigungen schlechter an der Fahrzeugoberfläche anhaften.
Vor Kurzem hat nun die auf Lackiertechnik spezialisierte Firma Herrmann Lacktechnik (L-Tec) dem ganzen Thema eine neue Evolution gegeben: Firmenchef Johannes Herrmann höchstselbst präsentierte seine neue antistatische Pistole namens Ionstar, für die er sich nach eigenen Worten schon vor Jahren die ersten Ideen unter anderem aus den USA geholt hatte. Der Gedanke, dem Fahrzeuglackierer einmal eine Lösung anbieten zu können, bei der in Lackierkabinen vor allem auf Strom verzichtet werden könne (Stichwort Explosionsschutz), ließ ihn schließlich nicht mehr los.
Funktionsweise und Vorteile
Im Mai 2018 nun war es so weit: Bei der im oberpfälzischen Landkreis Cham angesiedelten Forma Höpfl Industrielackierung, welche schon seit geraumer Zeit das neue "Werkzeug" einsetzt, fand eine exklusive Vorstellung für die Fachpresse statt. Das Besondere an der neu entwickelten Antistatikpistole Ionstar erklärte Johannes Herrmann so: "Weltweit ist das Gerät die erste Lösung, bei der keine Stromversorgung per Kabel oder mit Hilfe von Akkus und Batterien notwendig ist und die auf der Grundlage einer Luftturbine arbeitet, welche die entsprechende Energie selbst liefert."
Entscheidende Vorteile für K&L-Werkstätten seien auch die größere Bewegungsfreiheit der Lackierer und das geringere Gewicht der Pistole.
Die Ionstar neutralisiert elektrostatische Aufladung und reinigt in einem Arbeitsgang. Sie erzeugt nach Anschluss an das Luftsystem und mit Hilfe einer im Gerät integrierten Turbine die entsprechende Energie mit einem starken Luftstrahl, der reich an positiven und negativen Ionen ist.
Dass aber die Ionstar keinerlei Stromversorgung – gleich welcher Art – benötige, sei "das entscheidende Alleinstellungsmerkmal unserer neuen und selbst entwickelten antistatischen Pistole". Das Gerät kann von –15 Grad Celsius bis +50 Grad Celsius betrieben werden. Der Druckluftanschluss beträgt maximal fünf Bar.
Arbeiten ohne Unterbrechung
Da mit der Ionstar keine Rücksicht auf Ladezeiten genommen werden muss, könne „durchgehend gearbeitet werden“. Kostenvorteile ergeben sich einmal durch den Wegfall des Batterie- oder Akku-Kaufes, andererseits aber vor allem durch bessere Lackierergebnisse.
So spricht beispielsweise Walter Höpfl, Gründer und Geschäftsführer der in Weiding bei Cham (Oberpfalz) ansässigen Firma Höpfl Industrielackierungen, davon, dass er schon in der Pilotphase der Ionstar einen rund 25 Prozent geringeren Polieraufwand bei der Nacharbeit von lackierten Fahrzeugteilen feststellen konnte.
Anwender mit anspruchsvoller Klientel
Und das ist für Walter Höpfl, der Autoteile für Zuilieferer in der ganzen Welt lackiert, schon eine ganze Menge. Immerhin beschäftigt er insgesamt 14 Fachkräfte, die nichts anderes machen, als jedes noch so kleinste Staubteilchen, das beim Lackieren irgendwie den Weg auf das Bauteil bzw. in die frische Lackoberfläche gefunden hat, wieder heraus zu polieren. Absolute Termintreue und perfekte Oberflächen sind bei ihm gefragt.
Schließlich verleiht er vornehmlich solchen Teilen in seinem Betrieb Farbe und Glanz, die man nachher bei Neufahrzeugen oder als Ersatzteil sofort sieht – und die zudem an Fahrzeugen befindlich sind, die oftmals auch eine anspruchsvolle Klientel kauft und fährt. Dachspoiler, Windbleche, Spiegelkappen und vieles mehr sind das, aus seinem Betrieb gehen sie über weitere Zulieferer an die Montagewerke von Herstellern wie beispielsweise Audi, Lamborghini, Porsche und anderen.
Nun will er verständlicherweise nichts davon wissen, die 3,5 Mitarbeiter, welche er beim Nachpolieren aufgrund besserer Lackierergebnisse dank Ionisierungspistole einsparen könnte, freizustellen. "Im Gegenteil, wir werden dadurch ein Stück weit wieder flexibler in sämtlichen Arbeitsprozessen. Denn oft kommen wir trotz nicht seltenem 3-Schichtbetrieb sowie Arbeit auch an den Wochenenden an unsere immer wieder neuen Kapazitätsgrenzen und müssen zuweilen auch Aufträge ablehnen“, so Walter Höpfl. (wkp)