-- Anzeige --

Kommentar: Ambitionierte Ziele am Rhein und beim "Rest der Welt"

21.05.2010 11:35 Uhr
Kommentar: Ambitionierte Ziele am Rhein und beim "Rest der Welt"
AUTOHAUS-Schadenmedien-Chefredakteur Walter K. Pfauntsch
© Foto: Dieter Radl (AUTOHAUS)

Die Kampfansage an den Wettbewerb ist eindeutig: Friedrich Hecker, seit Januar Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland Holding AG, will binnen der kommenden vier Jahre den Umsatz seines Konzerns von 1,2 Milliarden Euro (2009) auf rund zwei Milliarden Euro hochschrauben und zweistellige Renditen einfahren. Ein Kommentar zur Marktlage von Walter K. Pfauntsch

-- Anzeige --

Der seit Jahresbeginn neue Konzernchef des TÜV Rheinland kennt sich als gelernter Werkzeugbauer mit handwerklicher Technik aus. Das ist die eine Seite. Daneben ist der aus Bayern stammende Friedrich Hecker (48) Betriebswirtschaftler mit abgeschlossenem Universitäts-Studium zum Diplom-Kaufmann, hatte vor 18 Jahren eine Unternehmensberatung mit aufgebaut, war Projektmanager bei Roland Berger und lernte anfangs des 21. Automobilen Jahrhunderts auch die Gepflogenheiten beim TÜV SÜD und der Prüfgesellschaft SGS in der Schweiz kennen, für die er von 2001 an nacheinander insgesamt gut acht Jahre tätig war, ehe er im Vorjahr als Chief Operating Officer und stellvertretender Vorstandsvorsitzender zur TÜV Rheinland AG wechselte. Mittlerweile hat er die volle Verantwortung für den Konzern übernommen und zeigt – als erster Kaufmann in der Geschichte des internationalen Prüfkonzerns mit Stammsitz am Rhein – seine strategischen Stärken und taktischen Vorstöße. Fast könnte man – einen Tag vor dem großen Fußball-Showdown in Madrid mit Millionen von internationalen Beobachtern – erinnert sein an so feinsinnig vorgetragene Gedanken, wie dies gerade von den großen Fußball-Lehrern Louis van Gaal in München und José Mourinho in Mailand vorexerziert wird. Unzweifelhaft ist auch Friedrich Hecker ein ähnlich feinsinniger Taktierer. Seine Wettbewerber auf nationaler und internationaler Bühne kennt er, davon bin ich überzeugt, en detail. Und wären am gestrigen Donnerstag nicht in Stuttgart vom Wettbewerber DEKRA mit stolzer Brust neue Erfolgszahlen präsentiert worden, wäre ich wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, den obigen Vergleich zu den beiden Chefs der derzeit besten Fußballmannschaften Europas anzustellen und heute über das Marktgefüge im "ÜO-Geschäft" öffentlich nachzudenken. Aber ich habe von gestern eben noch zu gut die Zahlen des "grünen" Wettbewerbers im Kopf (siehe hierzu weitere Meldung im heutigen AUTOHAUS-Schaden§manager), als dass ich dabei nicht nochmals über so manche Aussage des Kölner Konzernlenkers gestolpert wäre und einfach zur normalen Tagesordnung übergehen wollte. Schnell mal 800 Millionen Euro obendrauf... Ich denke, dass es von Friedrich Hecker strategisch gutes Timing war – oder es ihm nachgerade sicherlich nicht ganz unpassend erschien – sich in den "VDI nachrichten" eine Woche vor der DEKRA-Bilanzpressekonferenz mit Aussagen zu seiner aktuellen Vier-Jahres-Strategie bis 2014 zitieren zu lassen. Von dem Umsatzergebnis 2009 ausgehend, das in der Bilanz mit rund 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen ist, will Hecker ziemlich exakt zwei Drittel drauflegen. Nebenbei bemerkt, ist das fast so viel wie das aktuelle Konzernergebnis des ganz gewiss nicht an Erfolglosigkeit leidenden TÜV NORD! Als neuer Cheflenker setzt Hecker am Rhein damit direkt auf die Maßlatte seines Vorgängers Prof. Dr.-Ing. habil. Bruno O. Braun auf, der aktuell Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens ist und seinen Nachfolger an den tatsächlichen Ergebnissen messen wird. "Wir werden in den nächsten Jahren, bis 2014, die 2-Mrd.-Euro-Umsatzmarke durchstoßen und wollen gleichzeitig eine zweistellige Rendite erreichen", lautete Heckers offizielle Aussage im Interview mit den VDI nachrichten. Insider aus anderen Häusern, mit denen ich heute diverse Telefonate führte, hielten dies im heutigen Gespräch mit AUTOHAUS-Schaden§manager sogar für "durchaus realisierbar". Vergleich zu den Wettbewerbern in Deutschland Die Konzernchefs in Stuttgart, die am gestrigen Donnerstag für den "grünen" Prüfkonzern stolz 1,7 Milliarden Ist-Umsatz für das Vorjahr vermeldeten, müssen also ebenfalls ihre Wachstumsstrategien weiter vorantreiben, um weiter den Marktführer geben zu können. Der Stuttgarter Konzernlenker bei DEKRA, Stefan Kölbl, wird dies ebenfalls schon registriert haben, und der stets rastlose und inzwischen dem Weltreisenden gewordene Clemens Klinke wird – so schätze ich ihn ein – wo immer ebenfalls eine Schippe mit drauf legen. Schließlich verantwortet er ja schon jetzt eine gute Milliarde Euro Umsatz mit der von ihm geleiteten Business Unit Automotive ganz alleine. Einen vergleichbaren Druck dürfte Heckers Aussage ferner auf seinen Amtskollegen beim TÜV SÜD, Dr. Axel Stepken, und insbesondere auch den Operations-Vorstand Dr.-Ing. Manfred Bayerlein ausgelöst haben: Mit aktuell 1,4 Milliarden Euro Umsatz liegt der Münchner Prüfkonzern zum Bilanztag 31.12.2009 ebenfalls noch vor den Kollegen in Köln und ist damit der größte TÜV in Deutschland. Eine Kampfansage indes bleibt Heckers Vier-Jahres-Strategie für TÜV SÜD wie gleichwohl DEKRA – und nicht zu vergessen natürlich für den TÜV NORD und die beiden großen Freiberuflicher-Organisationen der GTÜ (Stuttgart) sowie der KÜS (Losheim am See). Die beiden "roten" Organisationen in Baden-Württembergs Hauptstadt bzw. nahe der saarländischen Landesregierung sind im Kraftfahrzeug-Überwachungsgeschäft hierzulande ebenfalls längst keine grauen Mäuse mehr, sondern haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem den TÜVs massiv Marktanteile im Kraftfahrzeug-Überwachungsgeschäft abjagen können. Der Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Henner Hörl hat hier frühzeitig die GTÜ-Weichen als langjähriger Geschäftsführer richtig gestellt, die der amtierende Amtsinhaber Rainer de Biasi konsequent zu weiterem Wachstum trieb. In der KÜS-Zentrale in Losheim regierte dagegen von Anfang an nur ein Mann, dem die Freiberufler-Sachverständigengemeinschaft insgesamt viel in Sachen Liberalisierung zu verdanken hat: Dipl.-Ing. Peter Schuler. Im hoheitlichen Geschäft der Kraftfahrzeug-Überwachung liegen GTÜ und KÜS heute schon vor dem TÜV Rheinland. Nurmehr DEKRA, TÜV SÜD und TÜV NORD haben hier höhere Marktanteile. Die "tiefblauen" Niedersachsen vom TÜV NORD mit Hauptsitz in Hannover sind als Überwachungsorganisation im Vergleich zu den rheinischen Kollegen richtig stark unterwegs und glänzen hier mit einem gut doppelt so hohen Marktanteil. Auf diesen sind natürlich Konzernchef Dr. Guido Rettig und Vorstandskollege Dr. Klaus Kleinherbers als Leiter des dafür verantwortlichen Geschäftsbereichs Mobilität mächtig stolz. Aufgrund einer allerdings dienstleistungsseitig und international derzeit (noch) nicht so starken Diversifizierung kann der TÜV NORD beim Gesamtumsatz für 2009 mit den anderen großen TÜV's nicht ganz mithalten. Von den Niedersachsen ist derzeit eine eigene Vorabschätzung von knapp 850 Mio. Euro überliefert.

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Auto News für die Automobilbranche: AUTOHAUS ist eine unabhängige Abo-Fachzeitschrift für die Automobilbranche und ein tagesaktuelles B2B-Online-Portal. AUTOHAUS bietet Auto News, Wirtschaftsnachrichten, Kommentare, Bilder und Videos zu Automodellen, Automarken und Autoherstellern, Automobilhandel und Werkstätten sowie Branchendienstleistern für die gesamte Automobilbranche. Neben den Auto News gibt es auch Interviews, Hintergrundberichte, Marktdaten und Zulassungszahlen, Analysen, Management-Informationen sowie Beiträge aus den Themenbereichen Steuern, Finanzen und Recht. AUTOHAUS bietet Auto News für die Automobilbranche.