Das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) hat mit scharfer Kritik auf den Beschluss der HUK-Coburg reagiert, ihre Werkstattaktivitäten in allen Bundesländern anbieten zu wollen. An den Plänen des Versicherers, mit Festpreisen für bestimmte konkrete Dienstleistungen zu werben, habe der Branchenverband Zweifel an der kartellrechtlichen Zulässigkeit, sagte ein Sprecher am Mittwoch vergangener Woche in Bonn. Der ZDK werde daher das Bundeskartellamt um Prüfung ersuchen.
Wie AUTOHAUS am 26. August auf Anfrage erfuhr, will die HUK-Coburg über ein Netz von etwa 300 Partnerwerkstätten künftig Reparatur- und Wartungsarbeiten zu Preisen von rund 30 Prozent unter dem Niveau von Vertragswerkstätten der Hersteller anbieten lassen.
Dem Versicherer gehe es wohl vor allem um einen zusätzlichen Lockreiz außerhalb seines eigentlichen Geschäftsfeldes im Wettbewerb mit anderen Versicherern, argwöhnte der ZDK. Aus Sicht des Verbandes würde dadurch jedoch der bereits bestehende massive Wettbewerbsdruck im Service weiter erhöht. Der Umsatz im Servicegeschäft war im vergangenen Jahr erstmals seit dem Jahr 2002 wieder zurückgegangen, und zwar bundesweit um 3,4 Prozent auf 29,9 Milliarden Euro. Dazu habe auch das Schadenmanagement der Versicherer und Flottenbetreiber beigetragen, so der ZDK-Sprecher.
Der Verband befürchtet, dass bei einem Erfolg des HUK-Projekts andere Versicherer nachziehen könnnten. "Das wird sich nachhaltig negativ auf das Servicegeschäft und damit auf zahlreiche Kfz-Betriebe auswirken", hieß es.
"Schuster, bleib bei deinem Leisten"
In die gleiche Kerbe schlägt Bayerns Landesverbandschef Klaus Dieter Breitschwert. Werkstattnetze von Branchenfremden brauche das Kfz-Gewerbe nicht, sagte er in München. "Für mich gilt dabei der Grundsatz: Schuster, bleib bei deinem Leisten! So wie die HUK-Coburg für ihre Krankenversicherten nicht ein Krankenhaus betreibt, welches zu niedrigsten Sätzen operiert und pflegt, zählen auch im Kfz-Handwerk Sicherheit und Qualität, auf die sich die Autofahrer millionenfach im Straßenverkehr verlassen können müssen."
Nach seiner Ansicht schadet ein weiterer Druck auf die Preise "letztlich immer der Qualität". Gut ausgebildetes Personal habe seinen Preis. Breitschwert: "Moderne Automobile brauchen zur Wartung und Reparatur Experten, die in fortlaufender Weiterbildung die neuesten Technologien erlernen müssen, und umfangreiches Equipment – beides haben unsere Meisterbetriebe der Kfz-Innungen." Er wolle die Pläne der Versicherung aufmerksam beobachten. (se)
HUK-Werkstattnetz: Kfz-Gewerbe ruft Kartellamt an

Der ZDK meldet Zweifel an der kartellrechtlichen Zulässigkeit des geplanten HUK-Werkstattangebots an. Zudem fürchten die Branchenvertreter einen verschärften Wettbewerb im Servicemarkt.