Bereits unmittelbar vor dem diesjährigen Verkehrsgerichtstag äußerte sich Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), zum Thema des gegenständlichen VGT-Arbeitskreises V mit Zuversicht auf das erhoffte Abstimmungsergebnis: "Hochqualifizierte Sachverständige und strukturierte Gutachten sind für alle Seiten von Vorteil und können viele Streitigkeiten über die Schadenhöhe vermeiden."
Nach Erhebungen des GDV werden laut Käfer-Rohrbach "in der Kfz-Haftpflichtversicherung über 97 Prozent, in der Kaskoversicherung sogar 99,9 Prozent der Schadenfälle reibungslos und zur Zufriedenheit der Kunden reguliert". Komme es im Einzelfall dennoch zum Streit, stünden häufig die Schadensgutachten im Mittelpunkt. Dabei geht es meist um Fragen wie z.B.: Wurden Vorschäden am Auto ausreichend berücksichtigt? Passt das Schadenbild wirklich zum Unfallhergang? Welche Teile müssen komplett getauscht, welche können repariert werden?
"Kfz-SV" nach 7 Stunden Online-Unterricht...
Wer diese Fragen sach- und fachgerecht einschätzen kann, war in Deutschland bislang nicht geregelt. Das Berufsbild des Kfz-Sachverständigen ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Eine anerkannte Ausbildung gebe es ebenso wenig wie Qualitätsstandards für Schadensgutachten, so der GDV. "Neben den guten und fundierten Weiterbildungen anerkannter Institutionen gibt es Anbieter, die Menschen ohne Ausbildung und Vorkenntnisse nach sieben Stunden Online-Unterricht zum Kfz-Sachverständigen erklären", kritisiert Käfer-Rohrbach. Langfristig könne deshalb die neue VDI-Richtlinie "sowohl die Zahl der fragwürdig qualifizierten Sachverständigen, als auch der mangelhaften Gutachten reduzieren".
9 Mio. Kfz-Schäden mit 30 Mrd. Euro Kostenaufwand
Einen weiteren Vorteil der neuen VDI-Richtlinie sehen die Versicherer in der einheitlichen Struktur der Gutachten, die der VDI vorsieht. "Klar strukturierte Daten sind gute Daten – denn sie ermöglichen es den Versicherern, die Inhalte schnell und digital zu erfassen, zu prüfen und den Schaden zügig zu regulieren", so Käfer-Rohrbach. Im Jahr 2023 haben die Kfz-Versicherer insgesamt rund 9 Millionen Schäden reguliert, der Schadenaufwand betrug rund 30 Milliarden Euro.