Der ADAC hat heute Mittag eine aktuelle Info herausgegeben, die ein guter Ratgeber für all diejenigen Autofahrer und -halter ist, die unverhofft Opfer von Hochwasser und Überschwemmung geworden sind. Wichtigster Tipp vorweg: Wenn ein Wasserschaden aufgetreten ist, unbedingt das Fahrzeug in einer Werkstatt auf mögliche Schäden checken lassen.
Auch wenn nach aktueller Lage Deutschland glimpflich davonkommen wird, so ist die derzeitige Lage in angrenzenden Ländern wie Tschechien, Polen, Österreich und Rumänien extrem dramatisch, hat bereits zahlreiche Todesopfer gefordert und wird die kommenden Tage noch weiter anhalten. Auch viele deutsche Bürger, die privat oder geschäftlich in den betroffenen Ländern zu tun haben, sind von den Überschwemmungen betroffen.
Nicht starten, Folgeschäden vermeiden
Immer wieder überfluten Hochwasser oder Unwetter ganze Straßenzüge. Dabei werden oft auch Autos beschädigt. Entweder, weil sie dort geparkt waren – oder weil jemand mit seinem Pkw durchgefahren ist.
Der wichtigste Rat, den der ADAC in solchen Fällen für das eigene Kraftfahrzeug gibt, lautet: "Keine Folgeschäden riskieren. Also das Auto gar nicht erst starten und bei Bedarf zum nächsten trockenen Ort schieben oder abschleppen lassen. Dann die Fahrzeugbatterie abklemmen." Danach sollte man den Wagen zu einer Werkstatt bringen lassen – hierzulande kann das der ADAC organisieren. Für Schäden an Autos, die abgestellt waren und durch Hochwasser oder Ähnliches beschädigt wurden, kommt die Teilkaskoversicherung auf.
Was aber genau zu beachten bzw. zu veranlassen ist, hängt nicht zuletzt davon ab, wie weit das Hochwasser ein Fahrzeug erreicht hat. Dazu hat der ADAC ein paar Faustregeln aufgestellt:
Wasser bis zum Türschweller, trockener Innenraum
Reichte das Wasser bis unterhalb des Türschwellers, sind Schäden nicht auszuschließen. Sofern das Fahrzeug Auffälligkeiten zeigt, empfehlen die Technik-Experten des ADAC, alle Funktionsbauteile im Bodenbereich des Pkw checken zu lassen. Ein Kostenvoranschlag von der Werkstatt schützt vor bösen Überraschungen.
Wasser über dem Türschweller oder im Innenraum
Reichte das Wasser über den Türschweller oder ist sogar in den Innenraum eingedrungen, sind Schäden sehr wahrscheinlich. Die Technik-Experten des ADAC empfehlen in diesen Fällen, alle Funktionsbauteile des Pkw, die mit Wasser in Kontakt gekommen sind, checken zu lassen und z.B. Gurtstraffer oder Gurtaufrollautomaten sicherheitshalber auszutauschen.
Außerdem kann Schmutz in bzw. unter den Bodenbelägen und Dämmmatten zurückbleiben. Er lässt sich normalerweise auch mit einem Sprüh- oder Nasssauger nicht entfernen. In aller Regel müssen diese Teile deshalb ersetzt werden. Auch Tür -und Seitenverkleidungen sollten entfernt werden, um Hohlräume und das Innere der Türschweller auf Nässe und Verschmutzung zu kontrollieren. Ein Kostenvoranschlag von der Werkstatt schützt vor bösen Überraschungen.
Wasser über der Scheibenunterkante und im Auto
Stand das Wasser im Auto bis zur Unterkante der Fensterscheibe, muss mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden alle elektrischen und elektronischen Bauteile einschließlich der Kabelbäume beschädigt, das Wasser erreichte aller Wahrscheinlichkeit nach Motor und Getriebe. Auch die Elektronik hinter dem Armaturenbrett dürfte zerstört sein. Fazit: wirtschaftlicher Totalschaden.
Ob sich eine Reparatur lohnt, ist also zweifelhaft. Zumal eine noch so gründliche Reinigung Kosmetik bleiben wird: Mit massiven Funktionsstörungen ist zu rechnen. Sollte man also keine Kasko-Versicherung haben und seinen Wagen dennoch reparieren lassen wollen, rät der Autoclub: "Informieren Sie sich mit dem ADAC Gebrauchtwagen-Rechner über den Zeitwert Ihres Wagens – ein Gebrauchtwagenkauf könnte sinnvoller sein als die Reparatur."
Etwaige Besonderheiten bei Elektroautos
Die oben genannten Tipps sind grundsätzlich auch auf Elektroautos übertragbar. Alle Stecker und Kontakte sowie die Hochvoltbatterie sind wasserdicht ausgeführt und es besteht bei zeitweiliger Wassereinwirkung kein erhöhtes Stromschlagrisiko.
Bei längerem Untertauchen oder bei mechanischen Beschädigungen der Hochvoltbatterie, beispielsweise durch Aufschwimmen des Fahrzeuges, könnte jedoch ein undefinierter Zustand eingetreten sein. Es sollte daher ein Sicherheitsabstand von etwa einem Meter eingehalten werden. Zur Bergung ist eine Begutachtung durch eine fachkundige und qualifizierte Person gemäß der Herstellervorgaben notwendig.
Hochwasserfahrten vermeiden
Allgemein gilt für jede Antriebsart: Fahrten durch Hochwasser sind riskant und sollten deshalb wenn möglich unterbleiben. Schließlich ist nicht vorauszusehen, wie tief das Wasser wirklich ist. Konventionelle Pkw (auch die meisten SUV) sind nur für eine maximale Tiefe von rund 20 bis 25 Zentimetern bei langsamer Geschwindigkeit ausgelegt. Steht das Wasser höher, ist laut ADAC nicht auszuschließen, dass das Fahrzeug liegen bleibt. Zudem kann sich die Lage schnell verschärfen und das Auto von den Wassermassen mitgerissen werden. Von daher sollte man sich keinesfalls unnötig in Gefahr bringen.