Hochautomatisiertes Fahren, diskriminierungsfreier Insassenschutz und Überholabstand zu einem Fahrrad – das waren die siegreichen Themen, mit denen sich die drei Erstplatzierten beim DVR-Förderpreis beworben hatten. Der Preis zeichnet grundsätzlich Abschlussarbeiten aus, die sich mit wichtigen Verkehrssicherheitsthemen unseres Alltags beschäftigen.
Der DVR-Förderpreis dient ferner dazu, aktuelle, wissenschaftliche Erkenntnisse für die Verkehrsunfallprävention zu nutzen, um gezielt mit Präventionsstrategien handeln zu können. Unfälle zu verhindern, ist eine vorrangige Aufgabe, der sich der Deutsche Verkehrssicherheitsrat und – verständlicherweise – auch die gesetzlichen Unfallversicherungsträger widmen.
Die aktuellen Preisträger
Den 1. Preis, dotiert mit 3.500 EUR Siegprämie, sicherte sich Kevin Andrew Harkin (Technische Universität Dresden) mit seiner Abschlussarbeit, die den "Einfluss einer Nebentätigkeit auf die Übernahmeleistung während einer hochautomatisierten Fahraufgabe" zum Inhalt hatte.
Untersucht wurde dabei folgende Aufgabenstellung (Kurzfassung): "Beim hochautomatisierten Fahren müssen die Menschen einschreiten, wenn das System an seine Grenzen gerät. Was aber, wenn das System versagt und keine Übernahmeaufforderung auslöst? Können Fahrende, die gleichzeitig etwas Anderes tun, noch reagieren, wenn zum Beispiel ein Stoppschild überfahren wird oder das Auto langsam von der Straße abkommt? Und wie lange dauert das?"
Kevin Harkin hat in seiner Masterarbeit diese Fragen in einer Simulatorstudie untersucht und ernstzunehmende Schwierigkeiten für die Entwicklung hochautomatisierter Fahrfunktionen aufgezeigt.
Der 2. Preis, dotiert mit 2.500 Euro, ging an Michael Ostermaier (Ostbayerische Hochschule Regensburg) zur "Untersuchung des Wirkpotentials von Rückhaltesystemen für Pkw-Insassen hinsichtlich Alter, Geschlecht und Körperproportionen."
Seine Themenstellung: "Werden Frauen, große oder kleine Menschen, schwere oder leichte, alte oder junge Menschen beim Test von Rückhaltesystemen (Sicherheitsgurte und Airbags) benachteiligt? Durch die Gestaltung von Dummys wird ein Standard definiert, der auch die Entwicklung solcher Systeme beeinflusst. Michael Ostermaier ist in seiner Bachelorarbeit dieser Problemstellung nachgegangen und hat nach einer Auswertung von Crashtests des ADAC Experimente mit einem Gurtschlitten durchgeführt. Er konnte aufzeigen, dass besonders ältere und adipöse Fahrerinnen und Fahrer benachteiligt sind und auch gleich einen Lösungsweg vorschlagen: Ein flächendeckender Einsatz adaptiver Gurte und Airbags würde die Insassensicherheit erhöhen. Die technischen Voraussetzungen dazu (Sensoren) existieren in vielen Fahrzeugen bereits.
Der mit 1.500 Euro dotierte 3. Preis schließlich ging an Wiebke Mros (Bauhaus-Universität Weimar). Ihre Arbeit hatte den Titel: "Aufbau und Anwendung eines Messverfahrens zur Erhebung und Auswertung der seitlichen Überholabstände zwischen Kfz- und Radverkehr im lnnerortsbereich sowie Analyse ausgewählter Einflussfaktoren."
Ihre Themenstellung umfasste: "Radfahrende müssen von Kraftfahrzeugen innerorts mit einem Abstand von mindestens 1,50 Meter ab Lenkerende und außerorts mit mindestens 2 Metern überholt werden."
Wiebke Mros hat einen Feldversuch durchgeführt und die Ergebnisse in ihrer Masterarbeit beschrieben: Der Überholabstand wird sehr häufig nicht eingehalten, wobei Zusammenhänge mit der Art der Radverkehrsführung wie auch der Position der Radfahrenden auf der Straße nachgewiesen werden konnten. Als problematisch haben sich Schutzstreifen herausgestellt, da sich auch hier die Überholenden stärker an der Markierung als am Abstand zu den Radfahrenden orientiert haben. Das bestätigt den fachlichen Diskussionsbedarf hinsichtlich der Sicherheit von Schutzstreifen.
Sieger aus der Pandemie-Zeit nachgeehrt
Auch die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten beiden Jahre wurden vor Ort geehrt, da sie pandemiebedingt nur in sehr kleinem Rahmen ausgezeichnet werden konnten.