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DEKRA: Jedes zehnte Kind nicht richtig gesichert

08.06.2012 17:55 Uhr
DEKRA: Jedes zehnte Kind nicht richtig gesichert
"Ein unbefriedigendes Sicherungsverhalten müssen wir besonders bei älteren Autos feststellen", warnt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE.
© Foto: ©Laura Keßler/Presse+PR Pfauntsch

Unzureichende Sicherungsverhältnisse stellte die DEKRA im Rahmen einer Studie zur Gurtanlegequote von Pkw-Insassen fest. Die Sorglosigkeit der Autofahrer nehme wieder zu – vor allem innerorts wird häufig auf das Anschnallen verzichtet.

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Die Sachverständigen-Organisation DEKRA warnt vor einer zunehmenden Sorglosigkeit bei der Sicherung von Auto-Insassen. Den Experten zufolge mehren sich die Anzeichen, dass Autofahrer wieder seltener den Sicherheitsgurt anlegen. Defizite gibt es insbesondere bei der Sicherung von Kindern, Insassen älterer Fahrzeuge, Passagieren auf den Rücksitzen sowie im Innerortsbereich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Sachverständigen-Organisation DEKRA, die im Mai 2012 bundesweit an rund 20.000 Fahrzeugen die Sicherung von Kindern und Erwachsenen untersuchte. Auf der Internationalen Automobilausstellung (AMI) in Leipzig wurden die Ergebnisse der Studie jetzt offiziell vorgestellt.

Gurtanlegequote in alten Autos unbefriedigend

"Ein unbefriedigendes Sicherungsverhalten müssen wir besonders bei älteren Autos feststellen", warnte Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE und Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH. Wörtlich sagte er: "Die Insassen in älteren Autos verzichten deutlich öfter darauf, den Sicherheitsgurt anzulegen als es Insassen jüngerer Fahrzeuge tun. Außerdem ist bei den älteren Fahrzeugen das Kindersicherungssystem überdurchschnittlich oft unzureichend." Bei Pkw der Baujahre 1995 bis 2000 ermittelte die Prüforganisation eine Anlegequote von 94,5 Prozent. Bei Pkw, die nach 2009 vom Band rollten, erreichte sie dagegen 99,3 Prozent.

Fast jedes zehnte Kind unzureichend gesichert

Auch die Sicherung von Kindern ist häufig unzureichend: Neun Prozent der Kleinen sind überhaupt nicht oder mit einem ungeeigneten Rückhaltesystem gesichert, so die Experten. Besonders gefährlich ist die Fahrt auf dem Beifahrersitz. Hier ist fast jedes fünfte Kind (19 Prozent) nicht ausreichend gesichert. Auf dem Rücksitz fehlt bei sechs Prozent der Fahrten der nötige Schutz, so die Experten. Auch hier spiele das Fahrzeugalter eine wichtige Rolle. Bei Autos aus den Jahren 1995 bis 1999 sinkt der Anteil mit geeignetem Kinderrückhaltesystem auf nur noch 87 Prozent.

Innerorts niedrigste Gurtanlegequote

Viele Autofahrer sitzen dem gefährlichen Irrtum auf, dass innerorts und bei geringeren Fahrgeschwindigkeiten auf das Anlegen des Sicherheitsgurtes verzichtet werden kann, bemängelte die Sachverständigen-Organisation. Innerorts sinkt die Anlegequote auf 96,4 Prozent. In älteren Autos gehen die Werte im Inner- bzw. Außerortsverkehr sogar auf bis zu 93 Prozent zurück. Eine Schwachstelle ist auch die Sicherung der Auto-Insassen im Fond, wo sich die Mitfahrer nur zu 94,1 Prozent angurten.

Betrachtet man die ermittelten Anschnallquoten bei zulässigen Geschwindigkeiten, so sinkt diese von 98,3 Prozent bei einer Geschwindigkeit von über 80 Kilometer pro Stunde auf 97,4 Prozent bei maximal 70 km/h und erreicht mit 96,6 Prozent bei maximal 50 km/h einen Tiefpunkt.

Sicherheitsgurt nach wie vor wichtigster Lebensretter

"Die Annahme, man könne sich bei einem Stadtunfall notfalls mit den Händen abfangen, ist eine fatale Fehleinschätzung", betonte Klinke in Leipzig. "Bereits bei einem Aufprall von 14 km/h gegen ein festes Hindernis wirken Kräfte, die dem Achtfachen des eigenen Körpergewichts entsprechen. Der Mensch kann solche Kräfte nicht auffangen. Das haben unsere Forscher in etlichen Crash-Versuchen nachgewiesen." Als Lebensretter Nummer eins im Auto schütze der Sicherheitsgurt vor schweren Verletzungen, zudem sei er unverzichtbar, damit die Airbags ihren optimalen Schutz entfalten können.

Geringe Anlegequoten bei Stichproben der Polizei

Auf eine hohe Dunkelziffer beim Verzicht auf den Sicherheitsgurt weisen auch Stichproben der Polizei in verschiedenen Städten hin. Bei Kontrollen, die Ende 2011 in Karlsruhe, Münster und Wolfsburg durchgeführt wurden, lagen die Gurtanlegequoten lediglich zwischen 60 und 84 Prozent.

Auch andere Studien sehen nach wie vor ein beträchtliches Potenzial in der konsequenten Nutzung des Sicherheitsgurts. Im Schnitt fast 20 Prozent der im deutschen Straßenverkehr getöteten Pkw-Insassen hatten den Sicherheitsgurt nicht angelegt, berichtet eine Studie des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) vom April 2011. Vor dem Hintergrund einer Gurtbenutzungsquote aller Pkw-Insassen von 97 Prozent bestätigt dies erneut ein deutlich erhöhtes Tötungsrisiko von nicht angeschnallten Insassen. "Solange diese Potenziale nicht konsequent genutzt werden, sind die Ziele der EU-Charta zur Verringerung der Zahl der Verkehrstoten in Gefahr", erinnert Klinke.

Unterm Strich

Der Sicherheitsgurt ist trotz aller technischen Innovationen der Lebensretter Nummer eins im Auto – und sollte deswegen bei jeder Fahrt angelegt werden, so das klare Plädoyer der DEKRA und ihres Vorstandes Clemens Klinke. Das Zusammenspiel der Assistenzsysteme ist darauf ausgelegt, dass alle Komponenten einwandfrei funktionieren, d.h. keines der Systeme darf manipuliert werden. Bei unangeschnallten Insassen gilt ein erhöhtes Tötungsrisiko. Deshalb fordert die Prüf-Organisation eine 100 prozentige Gurtanlegequote, die Verwendung von geeigneten Rückhaltesystemen für Kinder und den Verbau von Sicherheitsgurt-Warnsystemen auch auf den Rücksitzen. Zudem sollen Aufklärungskampagnen zur geeigneten Sicherung von Kindern im Fahrzeug sowie frühzeitige und nachhaltige Verkehrserziehung für das Thema sensibilisieren. Zusätzlich müssen kontinuierliche Verkehrskontrollen durchgeführt werden, meinen die Experten der Prüforganisation. (sh)

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