Mitte November konnten sich erneut Tausende Besucher bei mehr als 160 Ausstellern in der Frankfurter Messehalle 3 von der Leistungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit des freien Werkstattmarktes überzeugen.
Branchen-Transformation als Leitthema
Nicht weniger als die Transformation einer Branche hatte Gastgeber COPARTS als Motto für den 11. und 12. November ausgerufen und trat den Beweis für diesen Anspruch vor Ort überzeugend an. Ideen, die bewegen, standen im Mittelpunkt der After Market-Show in der Mainmetropole, erläuterte Dirk Wittenbrink, Geschäftsführer von COPARTS Autoteile, das Konzept: "Den wichtigsten Trendthemen der freien Werkstattwelt haben wir eigene Hotspots gewidmet, an denen unsere Besucher mit führenden Industrieexperten in den persönlichen Austausch gehen können. Die zentralen Innovationen werden in Vorträgen und Livevorführungen vorgestellt, unsere Branche präsentiert in Frankfurt konkrete Lösungen und funktionierende Konzepte."
FAS-Pflicht kommt
Zusammen mit Partner TEXA widmete man sich der zunehmenden Zahl der Fahrerassistenzsysteme (FAS) aus dem Blickwinkel der Pkw- und Nfz-Werkstatt: Welche Auswirkungen hat die steigende Elektronikquote in Sachen Reparatur und Wartung, was sind die zentralen Herausforderungen an Räumlichkeiten, technische Ausstattung und Weiterbildung der Mitarbeiter?
Zukunftsorientierte Betriebe sollten sich längst mit dem Thema beschäftigen, schließlich dürfen Neufahrzeuge ab Juli 2024 in der EU nur noch dann zugelassen werden, wenn eine ganze Reihe von FAS verbaut ist: Notbremsassistent mit Hinderniserkennung, Notbremslicht mit pulsierendem Signal bei starker Verzögerung, Spurhalteassistent, intelligenter Geschwindigkeitsassistent, erweiterter Kopfaufprallschutz sowie Systeme zur Überwachung des Reifendrucks, von Rückwärtsfahrten und zur Müdigkeitserkennung. Nicht nur nach Unfallschäden, sondern auch bei Servicearbeiten, die die Demontage der Frontschürze erfordern, dem Tausch der Frontscheibe oder Einstellarbeiten an Fahrwerk und Lenkgeometrie, müssen FAS-Sensoren komplett neu kalibriert werden. Für die korrekte Funktion aller Systeme – Stichwort Verkehrssicherheit – haftet letztlich der Betrieb.
KI auf Fehlersuche
High Tech hält deshalb nicht nur in aktuellen und zukünftigen Fahrzeugmodellen Einzug, sondern auch in Reparatur- und Servicebetrieben. So nutzen moderne Diagnosetools zunehmend Künstliche Intelligenz, um langwierige und komplexe Arbeitsprozesse zu vereinfachen. Auf Basis bisheriger Fehlerprotokolle und Reparaturdaten können solche Systeme erkennen, welche Ursachen technische Probleme am wahrscheinlichsten verursachen und wie diese am schnellsten behoben werden können.
Je mehr Informationen aus der zugrundeliegenden Datenbank zur Verfügung stehen, umso genauer wird die Diagnose – parallel zu den Erfahrungswerten menschlicher Mitarbeiter lernt also auch die Technik mit jedem Fall dazu, spart Zeit und aufwändige Fehlersuchen. Schon heute können Hella Gutmann-Geräte wie mega macs 77 bzw. X auf Basis von zwei Milliarden Fehlercodes und fünf Millionen erfasster Problemlösungen zu 80 Prozent das fehlerhafte Bauteil automatisiert bestimmen.
Zukunftsinvestition Schulung
Neben moderner Werkstattausrüstung sind hochqualifizierte Mitarbeiter unabdingbar für Service-, Wartungs- und Reparaturarbeiten auf Top-Niveau. Auch für die permanente Fort- und Weiterbildung in Sachen Fahrzeugtechnik war deshalb ein Hot Spot reserviert, unter anderem mit dem aktuellen MotorKolleg Trainingskatalog 2024 zu allen zukunftsrelevanten Werkstattthemen. Informieren konnte man sich vor Ort zudem zum Konzept der Krafthand-Dekra-Profischulungen. Speziell an Auszubildende im dritten Lehrjahr richtete sich das Konzept Nachwuchswerkstatt 2024.
Exklusiv für COPARTS Systempartner stehen im kommenden Jahr zwei Schulungstermine à zwei Tage auf dem Programm, die sich mit den Schwerpunkten technisches Wissen in Theorie und Praxis, Sachkundelehrgang Klima, aber auch Betriebswirtschaft beschäftigen. Zwölf bis maximal 15 Nachwuchskräfte werden so gezielt gefördert und ihre Betriebe beweisen zudem soziales Engagement: Die kompletten Schulungskosten in Höhe von 250 Euro gehen als Spende an TEILEn e.V.
Das Klima im Mittelpunkt
Dem zunehmenden Einsatz des natürlichen Kältemittels R744 widmete sich der Brennpunkt Klimaservice. Umweltfreundlicher als die bisher üblichen chemischen Produkte liegt die CO2-Nutzung im Trend und erobert neben Pkw-Klimaanlagen auch Nutzfahrzeuge und Busse. R744 erfordert - entgegen anderslautender Aussagen aus der Automobilindustrie - nicht unbedingt die Investition in spezielle Servicegeräte: Upgrades bestehender Werkstattausrüstung, etwa den ASC-Geräten von WAECO, bieten eine sichere, technisch einwandfreie und kostengünstige Alternative für den freien Werkstattmarkt.
Zukunftschance Akku-Reparatur
Dass der Markterfolg alternativer Antriebe das After Sales-Geschäft massiv verändern wird, steht bereits heute außer Frage. Einem sinkenden Wartungsbedarf von Elektrofahrzeugen stehen höhere Reparaturkosten für E-Mobile gegenüber, so dass vor allem preissensible Großkunden wie Flotten, Leasinggesellschaften oder Versicherungswirtschaft auf der Suche nach wirtschaftlichen Alternativen sind. Neben Spezialwerkzeugen und umfangreichen Informationen rund um das Thema E-Instandsetzung stand deshalb auch die Reparatur von Hochvolt-Batterien im Mittelpunkt des Interesses. In Live-Vorführungen präsentierte Bosch spezielle Lösungen für den Tausch gebrauchter Akkumodule, um einen teuren Komplettersatz zu vermeiden.
Aktiv gegen Fachkräftemangel
Nicht erst seit diesem Jahr gestaltet sich die Suche nach geeignetem Werkstattpersonal schwierig. Doch selbst Betriebe, die qualifizierte Mitarbeiter gefunden haben, stehen vor weiteren Herausforderungen: Gute Leute sind auch bei der Konkurrenz gefragt oder wechseln in Richtung Industrie, so dass nach erfolgter Einstellung die Mannschaft gezielt gefördert und aktiv ans Unternehmen gebunden werden sollte. Im Rahmen der Profi Service Tage wurde in Frankfurt am Main ein ganzes Bündel von analogen und digitalen Maßnahmen, mit lokaler, regionaler und bundesweiter Reichweite vorgestellt.
Die Palette reichte hier von der Sammlung innovativer Best Practice-Ideen freier Betriebe über gezielte Weiterbildungsengebote sowie Unterstützung in Sachen Multikanal-Personalsuche bis hin zur Kooperation mit Schrauberjobs: Die Kfz-Meister Marco ten Hagen und Christian Cloppenburg und ihr Schrauberblog sind mit zehntausenden Followern auf Facebook, Instagram, Tik-Tok und Youtube die größte Kfz-Community Europas.
Interessierte Werkstätten können dieses enorme Potenzial an möglichen Bewerbern über den sogenannten Influencer Booster nutzen – Aufrufe über angeschlossenen Plattformen erreichen binnen 24 Stunden erfahrungsgemäß bis zu 30.000 User.
Produktneuheiten und Kooperationen
Doch auch abseits der Hot Spots gab es in Frankfurt wie gewohnt eine Menge zu entdecken, darunter ein umfangreiches Sortiment an Spezialwerkzeugen führender Partner wie Hazet oder KS Tools, eine neue 2-Säulen-Hebebühne der Eigenmarke Car1 für Elektrofahrzeuge oder innovative Features rund um die Version Dolphin von COPARTS Online.
Neben Produktneuheiten stand bei COPARTS vor allem das Joint Venture mit IT-Spezialist TOPMOTIVE im Mittelpunkt. Über das digitale Angebot der gemeinsam von Global Automotive Service (G.A.S.) und TOPMOTIVE neu gegründeten Firma FleetNI GmbH soll speziell für Flottenkunden zunächst die Buchung von Werkstattterminen abgebildet und vereinfacht werden. In den kommenden Monaten wollen die Kooperationspartner Global Automotive Service und TOPMOTIVE die Digitalisierung des 1.700 Partner umfassenden Werkstattnetzes gemeinsam aktiv vorantreiben. (Siehe hierzu auch unsere weitere Meldung von heute.)
G.A.S. zieht die Markt-Interessenten auf sich
Darüber hinaus präsentierte die COPARTS-Servicetochter G.A.S. wie gewohnt nicht nur ihre komplette Leistungsbandbreite für Groß- und Flottenkunden, sondern informierte zudem über die nächste Ausbaustufe der Kooperation mit Fahrzeughersteller NIO und die Suche nach Stützpunkthändlern für Elektroroller von emco. Die beiden G.A.S.-Geschäftsführer Andreas Brodhage und Thomas Ramdohr waren verständlicherweise an beiden Tagen in Frankfurt die mit am stärksten nachgefragten Akteure. Auffällig dabei war, dass auch zahlreiche weitere Hersteller von E-Fahrzeugen sowie von sonstigen Unternehmen der Branche das Gespräch mit Brodhage und Ramdohr suchten.
Bei E-Mobilität die Nase vorn
Schließlich darf sich die G.A.S. mit Stolz auf die Fahnen schreiben, mit ihrem eigenen Werkstattnetz, das bereits die E-Flotte der Deutschen Post von Anfang an und u.a. NIO im Oberklasse-Segment umfassend betreut, auch die meiste überfabrikatliche Erfahrung in Sachen E-Mobilität zu besitzen. Hier haben sich G.A.S. und ihr Schwesterunternehmen Global Automotive Repair (G.A.R.) als bedeutende Lobbyisten des Freien Werkstattmarktes fraglos einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erarbeitet.
Doch damit nicht genug: 2022 hat G.A.S. ihr Dienstleistungsangebot nochmals sinnvoll erweitert, indem sie zusätzlich den in Oberhausen ansässigen Schadenmanagement-Spezialisten DMS-Deutschland übernommen hat.
Unfallschadensteuerung seit 2022 mit im Verbund
"Werkstattleistungen wie Karosserie, Lack, Mechanik, der Teilebezug aus dem OE- und IAM-Markt sowie die entsprechende Schadensteuerungskompetenz werden durch die Integration von DMS-Deutschland in unseren Verbund sinnvoll gebündelt", sagte Andreas Brodhage bereits auf den PST im Vorjahr gegenüber AUTOHAUS. Wichtig war ihm und Thomas Ramdohr seinerzeit auch die Feststellung, dass "personelle Konstanz und Kontinuität erhalten bleiben und auch künftig groß geschrieben werden".
Mit anderen Worten: Der langjährige DMS-Geschäftsführer Klaus Posorski blieb mit seinem erfahrenen Team im Amt, wird aber aufgrund des Aufgabenzuwachses im Gesamtverbund von G.A.S., G.A.R. und DMS sinnvollerweise durch zwei weitere Geschäftsführer mit hoher Markterfahrung unterstützt: Thomas Ramdohr hat bereits 2022 in der DMS zusätzliche Ressortaufgaben übernommen und in diesem Jahr komplettierte schließlich noch Kai Gräper, der von Lackpartner Akzo Nobel kam, die heute dreiköpfige DMS-Leitung. DMS betreut in Deutschland laut eigenem Bekunden aktuell ein Netz von 430 freien K&L Werkstätten und 1.100 Marken-Autohäusern.
Verlässliche Teileverfügbarkeit
Beim Ersatzteilbezug ist DMS verständlicherweise in das Unternehmensnetz von G.A.S. und COPARTS eingebunden und kann somit seinen Werkstattpartnern den Bezug von Originalersatzteilen aller Fahrzeughersteller, als auch Identteile in Erstausrüsterqualität (nach GVO) zu attraktiven Konditionen anbieten. Die Betriebe des DMS-Netzes werden durch Investitionen und Schulungen ebenfalls permanent up-to-date gehalten, "vor allem auch im Bereich der Elektromobilität", sagten Kai Gräper und IT-Leiter Alexander Drees auf den PST 2023 gegenüber unserer Redaktion.
Tesla-Bodyshops und HV-Zertifizierungen
Außerdem würden "viele zertifizierte Tesla-Bodyshops schon heute zum DMS-Netzwerk gehören". Auch dies ein Zeichen der Stärke in Sachen E-Mobilität, das Teilegrossist COPARTS zusammen mit DMS, G.A.S. und G.A.R. in den Freien und insbesondere Herstellermarkt sendet! Und längst hat G.A.S. zusätzlich eine eigene Academy aufgebaut, die alle Werkstattpartner im Unternehmensverbund auf neueste Fahrzeug-Technologien schult, so beispielhaft etwa bei Hochvolt-Zertifizierungen, die für den Umgang mit Elektroautos unerlässlich sind.
Top-Messeangebote für Ersatzfahrzeuge
Besonders stolz waren die DMS-Geschäftsführer Kai Gräper und Thomas Ramdohr sowie Alexander Drees bei den PST 2023 in Frankfurt übrigens auch auf ihre "unschlagbar günstigen Angebote" für Werkstattersatzwagen. Die Preisbrecher Opel Corsa (74 kW/100 PS inklusive Technik- und Komfortpaket als 6-Gangschalter und Benziner) sowie Opel Mokka (ebenfalls 6-Gang-Handschaltung und gleiche Motorisierung, inklusive Rückfahrkamera etc.) werden den Partnerbetrieben derzeit noch bis zum 30. Novermber 2023 für 89 bzw. 99 Euro monatlich ohne Anzahlung und mit 10.000 km jährlicher Laufleistung angeboten. Die Ersatzwagen-Palette von DMS und G.A.S. beschränkt sich aber nicht auf die beiden genannten Modelle, sondern reicht bis hin zu einem Peugeot 5008 Allure (ab 159 Euro) und einem DS7 Performace Line (ab 199 Euro monatlich), die auch als Inhaberfahrzeuge zur Nutzung vorgesehen sind.
Mehr zu den Profi Service Tagen 2023 inklusive der besten Bilder und weiteren News rund um den Veranstalter COPARTS lesen Sie in unserer Jahresschlussausgabe von SchadenBusiness, die gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 am 11. Dezember erscheinen wird. (kt/wkp)