Seit fast drei Jahrzehnten prägt die Innovation Group (IG) den deutschen Markt für Werkstattmanagement. Heute ist die IG nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien und Südafrika erfolgreich aktiv. Mit weltweit über drei Millionen abgewickelten Vorgängen pro Jahr vertrauen Versicherungskunden weltweit auf die Lösungen des führenden Anbieters aus Stuttgart. Die Gruppe bietet eine Full-Service-Lösung rund um das Schadenmanagement – von der digitalen Schadenmeldung über die Steuerung des Reparaturprozesses bis hin zur finalen Instandsetzung.
Die Innovation Group ist Teil der Solvd Group, eines global agierenden Insur-Tech-Unternehmens. Die Solvd Group bietet eine Reihe von Lösungen an, die verschiedene Aspekte des Fahrzeuglebenszyklus abdecken, darunter Schadenmanagement, Reparaturprozesse und Flottenlösungen. Zentraler Baustein in Deutschland ist das führende Schadensnetzwerk der Innovation Group mit über 3.000 Werkstätten.

Mark Alagna, Geschäftsführer der Innovation Group Deutschland, und Sebastian Lins, Chief Markets Officer der Solvd Group, geben im nachfolgenden Interview mit AUTOHAUS SchadenBusiness exklusive Einblicke in aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und zukünftige Strategien:
AH: Man nennt IG den "Pionier des Werkstattmanagements". Wie kommt es zu diesem Titel?
M. Alagna: Bevor die Innovation Group 1996 mit dem Thema Werkstattmanagement begann, existierte dieses Konzept in Deutschland nicht. Wir haben es aufgebaut – mit all seinen Höhen, Tiefen, Herausforderungen und Erfolgen. Besonders hervorzuheben ist dabei unser Praxiswissen: Tag für Tag arbeiten wir für nahezu 60 Versicherungskunden sowie 250 Leasing- und Flottenkunden – und das seit vielen Jahren. Dieser Wettbewerbsvorteil ist kaum einzuholen.
AH: Was macht die IG so stark?
M. Alagna: Mit mehr als 3.000 Partnerwerkstätten sind wir in der Lage, nahezu 400.000 Kfz-Schäden pro Jahr effizient und zuverlässig abzuwickeln. Damit verfügen wir mit Abstand über das größte Werkstattnetz im Vergleich zum Wettbewerb. Darüber hinaus sind wir echte Netzwerker und verbinden alle Personen, die an einem Schadenvorgang beteiligt sind: Autofahrer, Versicherer, Agenturen, Werkstätten, Glaspartner und Teilezulieferer. Im Bereich Glasreparaturen und Ersatzteile haben wir eigene Tochterunternehmen wie Wintec Autoglas und IG Parts. Wir sind stolz darauf, mit unserem Netzwerk höchste Instandsetzungsquoten zu erzielen. Mit 15 Prozent liegen wir über dem Marktdurchschnitt. Das sorgt für einen ökonomischen und ökologischen Beitrag in der Schadenabwicklung.

AH: Was deckt Ihr Portfolio ab?
M. Alagna: Man kann uns durchaus als "Vollsortimenter" bezeichnen. Wir decken den gesamten End-to-End-Prozess ab – von der digitalen Schadenmeldung bis hin zur Reparatur und Abrechnung. Wir übernehmen das volle Programm für unsere Kunden, daher werden wir gerne auch als Outsourcingpartner genutzt. Eine besondere Stärke der Innovation Group ist es, kontinuierlich neue Produkte und Lösungen zu entwickeln, um Abläufe zu verbessern. Ein aktuelles Beispiel ist "EasyRepair", das Reparaturzeiten erheblich verkürzt und den Ablauf für alle Beteiligten vereinfacht. Und das nicht nur bei Kasko-Schäden, wie es in anderen Angeboten am Markt der Standard ist. Dieses Produkt greift auch bei Kfz-Haftpflichtschäden und funktioniert unabhängig von erstellten Rechnungen oder komplizierten Regeln. Es ermöglicht eine sofortige Reparatur, da die Zahlungszusage an die Werkstatt bereits bei der Auftragsvergabe erfolgt.
AH: Welche Rolle spielen digitale Features?
M. Alagna: Ein wesentliches Tool ist die leistungsstarke Technologieplattform Gateway. Diese ermöglicht die nahtlose Vernetzung aller am Prozess beteiligten Parteien auf einer zentralen Plattform. Mit einem 360°-Rundumblick über die gesamte Schadenbearbeitung sorgt Gateway für maximale Transparenz und Kontrolle. Durch den Einsatz von maschinellem Lernen und intelligenten Datenanalyseverfahren werden blitzschnelle Entscheidungen getroffen, wodurch Prozesse erheblich beschleunigt werden. Zudem ermöglicht Gateway die mühelose Bearbeitung von Schadenakten und Schadenmeldungen, wodurch der administrative Aufwand deutlich reduziert und die Effizienz gesteigert wird.
Ein weiterer Vorteil liegt in der strategischen Sicherheit. Versicherer können auf die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Plattform setzen, ohne eigene Software-Investitionen tätigen zu müssen. Da viele Wettbewerber keine vergleichbare Lösung bieten, verschafft uns Gateway einen klaren Wettbewerbsvorteil. Seit der Einführung konnten wir bereits 1,4 Milliarden Euro an Reparaturkosten erfolgreich für unsere Kunden abwickeln. Darüber hinaus profitieren Gateway Kunden von einfachen Integrationen in bestehende Versicherungslandschaften.
AH: Neben digitalen zählen bekanntlich persönliche Kontakte. Wie setzt IG das um?
M. Alagna: Wir bieten im Schadenfall neben der digitalen Schadenmeldung auch immer die Möglichkeit für einen persönlichen Kontakt via Telefon an. In unserem eigenen Kunden-Center arbeiten geschulte Mitarbeiter, die den Autofahrer mit Empathie im Schadenfall beraten. Dasselbe gilt für unsere Versicherungsagenturen. Wir haben festgestellt, dass diese einen direkten Ansprechpartner zur Werkstatt wünschen – jemanden, der Vorgänge nachhält oder einfach den Kontakt zur Werkstatt pflegt. Daher verfügen wir über ein dezidiertes Key-Account-Management, das sowohl unseren Versicherungsansprechpartnern sowie deren Vertriebswegen – wie beispielsweise Agenturen – mit Rat und Tat zur Seite steht. Alle unsere Maßnahmen verfolgen ein übergeordnetes Ziel: der beste Partner für unsere Kunden zu sein – sowohl technologisch als auch prozessual.
AH: Welche Vorteile haben die Versicherer?
M. Alagna: Das oberste Ziel eines Versicherers ist es, den Autofahrer langfristig zu binden. Deshalb setzen wir auf einen erstklassigen Service, der den Kunden im Schadenfall optimal unterstützt. Über unsere digitale Plattform kann der Autofahrer den Schaden einfach und schnell melden. Auf Wunsch erhält er persönliche Unterstützung durch unser rund um die Uhr erreichbares Kunden-Center. Zudem kann er unkompliziert einen Termin in einer Werkstatt vereinbaren, die dank unserer digitalen Vernetzung bereits alle relevanten Informationen zur Reparaturabwicklung besitzt. Dieser reibungslose Ablauf hat einen klaren Vorteil: Die Werkstatt kann Ersatzteile frühzeitig bestellen und hat auch Planungs- und Zahlungssicherheit. Das Ergebnis: Der Kunde hat eine schnelle und effiziente Reparatur, was zu einer hohen Zufriedenheit führt. Im Ergebnis profitieren die Werkstätten noch zusätzlich davon, weil sie gut informierte und zufriedene Kunden betreuen, die schnell wieder mobil sind und gerne wiederkommen.
AH: Wie wirkt sich das auf die Schadenkosten aus?
M. Alagna: Kürzere Standzeiten bedeuten geringere Nutzungsausfallkosten und reduzieren zusätzliche Ausgaben für Mietwagen oder Ersatzfahrzeuge. Dank unserer Plattform können Werkstätten Ersatzteile direkt über IG Parts bestellen, wodurch diese zügig geliefert werden. Die schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen sorgt dafür, dass Reparaturen umgehend starten können. Durch die Bündelung und Abwicklung von Ersatzteilbestellungen können alle am Prozess Beteiligten durch die Innovation Group prozessual oder wirtschaftlich profitieren.
AH: Gibt es weitere Faktoren, die die Kosten senken?
M. Alagna: Entscheidend ist die Reduzierung der Personalkosten. Durch unsere umfassenden Outsourcing-Lösungen können Versicherer ihre internen Aufwände für die Schadenbearbeitung erheblich senken. Wir übernehmen administrative Prozesse und sorgen für eine effiziente Abwicklung – von der Schadenmeldung bis zur Reparaturfreigabe. Das entlastet die internen Teams, senkt Fixkosten und steigert gleichzeitig die Servicequalität. Einsparungen in Höhe von 300 bis 400 Euro pro Vorgang sind hier eine belastbare Zahl. Dieser Wert ergibt sich aus der Kombination von "IG-Mitarbeiter" und Gateway. Last but not least geben wir unseren Kunden strategische Sicherheit. Sie profitieren von der digitalen und prozessualen Weiterentwicklung unserer Schadenplattform Gateway. Und dies ohne Investitionen in eigene Software. Dies senkt unnötige Kosten und ermöglicht allen Teilnehmern den Fokus auf das eigene Kerngeschäft. Unsere Strukturen haben sich entwickelt und an die Bedürfnisse aller Beteiligten angepasst. Wir sind ein verlässlicher, leistungsfähiger und professioneller Partner, der heute Antworten auf komplexe Datenschutzanforderungen, Regulatorik-Fragen (Beispiel DORA) und höchste Sicherheitsstandards (Beispiel TISAX Zertifizierung) erfüllt.

AH: Herr Lins, Sie sind heute als Chief Markets Officer der Solvd Group hier. Was ist die Idee hinter Solvd?
S. Lins: Sie sprechen mit mir in einer Doppelrolle – nicht nur als Vertreter der Solvd Group, sondern auch als Geschäftsführer von ControlExpert. Und genau darin liegt die Idee hinter Solvd: Drei führende Akteure im Kfz-Schadenmanagement bündeln ihre Stärken, um eine der größten Herausforderungen der Branche für alle Kunden zu bewältigen. ControlExpert bringt seine führende Expertise im Bereich KI-gestützter Schadenabwicklung ein. GT Motive liefert präzise Daten für Ersatzteile und Reparaturen. Die Innovation Group übernimmt das End-to-End-Schadenmanagement und steuert die Werkstattprozesse. Gemeinsam schaffen wir eine Lösung, die nicht nur innovativ ist, sondern auch nachhaltig den gesamten Schadenprozess optimiert – mit einem echten Mehrwert für alle Kunden. Die Solvd Group bietet Lösungen für Schadenmanagement, Reparaturprozesse und Flotten an.
Unsere Vision: Eine Schadenabwicklung, die schneller, fairer und effizienter ist – für alle Beteiligten. Unser Ziel ist es, die Bearbeitungszeit von Kfz-Schäden auf nahezu null zu reduzieren und damit den gesamten Prozess für Versicherer, Werkstätten und Kunden radikal zu verbessern.
AH: Die Solvd Group verfolgt eine klare internationale Wachstumsstrategie. In welche Märkte wollen Sie vordringen und welche Ziele stehen dabei im Fokus?
S. Lins: Bevor wir über Wachstum sprechen, lohnt sich ein Blick darauf, wo wir heute stehen. Durch die enge Zusammenarbeit und Vernetzung von Control Expert, GT Motive und der Innovation Group ist die Solvd Group bereits einer der größten Akteure im Kfz-Schadenmanagement. Wir sind in 46 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv – unser Wachstum fokussiert sich vor allem auf den Ausbau unserer Präsenz in internationalen Märkten wie den USA und Australien, wo wir gezielt in neue Strukturen und Technologien investieren. Diese Expansion ermöglicht es uns, unser End-to-End-Schadenmanagement global weiterzuentwickeln und neue Standards in der Schadenabwicklung zu setzen. Gleichzeitig bleibt Deutschland ein stabiler Kernmarkt, in dem ControlExpert, GT Motive und die Innovation Group in ihrer bestehenden Form weitergeführt werden – mit den gewohnten Prozessen, Ansprechpartnern und operativen Strukturen.
AH: Herr Alagna, Herr Lins, vielen Dank für dieses Gespräch.