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Autoversicherung: HUK-Coburg erwartet "stark rückläufige Schadenhäufigkeit"

07.04.2020 19:40 Uhr
Autoversicherung: HUK-Coburg erwartet "stark rückläufige Schadenhäufigkeit"
Corona-bedingt ist die Zentrale der HUK-Coburg Gruppe derzeit zwar so gut wie verwaist. Dennoch dürften die Auswirkungen der Krise vor allem in Kraftfahrt für den oberfränkischen Versicherer kaum spürbar sein: Die Vertragsbestände werden bleiben, dafür aber die Schadenaufwendungen deutlich sinken und vermutlich eine Traum-Combined-Ratio nach sich ziehen.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Ersatzteil-Verteuerung und Pfingsmontagshagel drückten 2019 aufs Ergebnis der HUK-Coburg, die sich angesichts aktuell 12,4 Mio. versicherter Fahrzeuge dennoch zufrieden zeigte. Corona werde 2020 "in allen Sparten" Bremsspuren hinterlassen. In der Kraftfahrt dürften diese aber wegen des deutlichen Schadenrückgangs kaum spürbar werden.

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Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann zeigte sich mit dem eben bilanzierten Geschäftsjahr 2019 "sehr zufrieden". Dagegen werde 2020 von der Corona-Krise und ihren Folgen geprägt sein.

Wirtschaftliche Rückschau

Im Jahr 2019 stiegen die gebuchten Bruttobeiträge um 2,4 Prozent auf 7,8 (Vorjahr: 7,7) Mrd. Euro. Die Leistungen (v.a. Schadenzahlungen) erhöhten sich um 5,2 Prozent auf 7,3 (6,9) Mrd. Euro. Damit hatte die HUK-Coburg im direkten Vergleich von Beitragseinnahmen und Leistungsausgaben 2019 ein Defizit von 300 Mio. Euro eingefahren.

Besser sah es dagegen beim Kapitalanlagenergebnis im Konzern aus: Es stieg 2019 im Vergleich zum Jahr davor deutlich um 24,6 Prozent auf 852 (683) Mio. Euro. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen betrug 2,5 (2,1) Prozent. Sowohl das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 640 (565) Mio. Euro, als auch der Jahresüberschuss nach Steuern von rund 453 (342) Mio. Euro lagen deutlich über dem Vorjahr.

12,4 Mio. Fahrzeuge unter Vertrag

Als "neuer Höchstwert" besonders gewürdigt wurde die Akquise von 1,4 Millionen neu versicherten Fahrzeugen auf eine Bestandszahl von insgesamt 12,4 Mio. Kfz-Verträgen. Der Bestandszuwachs habe 3,9 Prozent betragen, was netto (nach Abzug der im selben Zeitraum erloschenen bzw. gekündigten Policen) ein tatsächliches Vertragsplus von rund 465.000 ergibt. Die HUK-Coburg wuchs nach eigener Aussage damit dennoch "um das Zweieinhalbfache schneller als der Markt und konnte erneute Marktanteile hinzugewinnen". Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen auf Basis gesunkener Durchschnittsbeiträge um 2,5 Prozent auf 4,2 (4,1) Mrd. Euro.

Für Kfz-Schäden seiner Kunden und Anspruchsteller bezahlte die HUK-Coburg Gruppe 3,6 (3,4) Mrd. Euro. Der Schadenverlauf sei insgesamt von der Verteuerung von Fahrzeugteilen und von Hagelereignissen zur Jahresmitte betroffen gewesen. "Zudem wurden die Preise im Berichtsjahr angepasst", so Klaus-Jürgen Heitmann. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote (brutto) verschlechterte sich entsprechend um 3,5 Prozent und lag 2019 bei 97,2 (93,7) Prozent.

215.000 Telematik-Kunden in einem Jahr

Von einem "hohen Interesse" berichtete Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann, als er auf die seit einem Jahr angebotene Telematik-Versicherung für alle Autofahrer einging: Mittlerweile hätten sich 215.000 Kunden für "Telematik Plus" entschieden. Wer vorausschauend Auto fährt, könne mit diesem Produkt bis zu 30 Prozent pro Jahr auf den Beitrag in der Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung sparen. Zu Beginn gewähre die HUK-Coburg einmalig einen Start-Bonus von zehn Prozent. Heitmann sieht in der Telematix-Versicherung auch einen "Beitrag zur Verkehrssicherheit". Autofahrer, die das Produkt nutzen, "fahren besser und verursachen weniger Schäden", ergänzte er.

Bei den Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen stiegen die gebuchten Beiträge um 4,8 Prozent auf 962,7 (919,0) Mio. Euro. Mit einem Neugeschäft von rund 140.000 (137.000) Verträgen erzielteauch die Rechtsschutzversicherung ein Bestandswachstum von 2,5 Prozent. Die Beitragseinnahmen erhöhten sich hier um 1,7 Prozent auf 274,9 (270,2) Mio. Euro.

2020 – seit März alles anders

In der Autoversicherung stieg die HUK-Gruppe nach dem Jahreswechselgeschäft gut ins neue Jahr 2020 ein. Laut Heitmann herrschte die ersten beiden Monate sowohl in der Kraftfahrt-, als auch in den Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen "lebhafte Nachfrage". Dies habe sich allerdings seit der Corona-Krise geändert. Am 17. März wurden bundesweit die Kundendienste sämtlicher Außenstellen geschlossen und seit dem 23. März arbeitet nahezu die gesamte Belegschaft vom Home-Office aus. Die Einschränkung des öffentlichen Lebens werde Einfluss auch auf das Versicherungsgeschäft haben.

Gleichbleibende Bestände erwartet

So rechnet Heitmann in allen Sparten mit einem Neugeschäftsrückgang, insbesondere davon betroffen sei die Autoversicherung. Auf die Bestände wird sich dies seiner Ansicht nach nicht gravierend auswirken, "da dem Rückgang im Neugeschäft weniger Abgänge gegenüberstehen dürften".

Deutlicher Rückgang bei den Kfz-Schäden

Deutliche Auswirkungen erwartet Heitmann hingegen auf das Schadengeschehen: Durch die Beschränkungen sei schon jetzt ein deutlicher Rückgang des Verkehrs spürbar, ganz abgesehen von eventuell weiteren, noch strikteren Maßnahmen. Dies, so Heitmann, zöge eine stark rückläufige Schadenhäufigkeit in der Autoversicherung nach sich. In geringerem Umfang gelte das auch für andere Sachversicherungssparten. Der Einfluss auf die Personenversicherungssparten der HUK-Coburg sei dagegen überschaubar.

Corona wird die HUK kaum schwächen

Ohne, dass Heitmann es explizit angesprochen hat, dürfte die Autosparte durch den Erhalt des Kfz-Bestandes – bei gleichzeitig deutlich niedrigerem Schadenaufkommen – in 2020 ein echtes Traumergebnis mit einer ansonsten nie möglichen Combined Ratio einfahren. Und da Kraftfahrt bei der HUK-Coburg seit ehedem die "Hauptschlagader" des gesamten Unternehmens ist, wird sie aus dem Corona-Jahr letztlich wohl auch eher gestärkt als geschwächt hervorgehen.

Daran dürften auch die "heftigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten" nicht allzu viel ändern, von denen Heitmann "auch die HUK betroffen" sah. Für eine Schätzung, inwieweit sich dies auf das Kapitalanlageergebnis auswirke, sei es seinen Worten zufolge allerdings ohnehin noch zu früh. Walter K. Pfauntsch

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