In dem Schreiben wird ein gerüttelt Maß an Kritik an den Abwicklungsprozessen des SPN-Netzwerkes geübt, aber auch am "Umgang der Allianz mit den Partnerbetrieben". Die Allianz-Versicherung wird bei SPN als "treibende Kraft" gesehen und vor allem ihr zudem vorgeworfen, dass sie (eigene) finanzielle Belastungen direkt auf die Betriebe ablasten wolle. Der offene Brief wurde offiziell direkt an Dominik Hertel gerichtet, der seit 1. Januar 2019 in Nachfolge von Stefan Artz neuer Kraft-Schadenchef der Allianz ist und auch den Geschäftsführungsposten in der SPN Service Partner Netzwerk GmbH von Artz übernommen hat. Hier der Wortlaut des aktuellen Schreibens:
Sehr geehrter Herr Hertel,
seit ein paar Wochen versucht die Allianz ein neues Schadenabwicklungsportal bei ihren Partnerbetrieben zu installieren.
Wir freuen uns einerseits sehr darüber, dass es bei SPN und hier besonders bei der Allianz endlich prozessuale Verbesserungen gibt. Denn der Aufholbedarf, um zumindest die einfachsten prozessualen Standards zu erfüllen, ist dort enorm.
Die schlechten Prozesse sind einer der Gründe, warum SPN seit Jahren bei der jährlichen Stimmungs- und Konjunkturabfrage des BVdP meist als der schlechteste Steuerer aus dem Versicherungsbereich abgeschnitten hatte.
Weitere und wahrscheinlich sogar die wichtigeren Gründe liegen aber im Umgang von SPN und hier eben wieder besonders der Allianz mit den Partnerbetrieben. Egal, ob es um Verhandlungen über die Verrechnungssätze, Kostenvoranschlagsprüfung oder die Auftragsverteilung im Netz ging, von partnerschaftlichem Verhalten war wenig zu spüren.
Das ist auch das Problem bei dem Versuch der Allianz, ihr neues Abwicklungsportal durchzusetzen. Es drängt sich nämlich eindeutig der Verdacht auf, dass weder während der Entwicklung, noch bei der versuchten Einführung des Portals darüber nachgedacht wurde, welche finanziellen Belastungen damit für die Betriebe anfallen werden. Tatsächlich wurde von der Allianz sogar billigend in Kauf genommen, dass die Betriebe dafür zahlen müssen!
Nur die sofortige und massive Intervention des BVdP hat dafür gesorgt, dass nun ein anderes, günstigeres Angebot vorliegt.
Aber kann das die Lösung des Problems sein? Kann es sein, dass eine Versicherung zuerst die Partnerbetriebe jahrelang mit wirklich schlechten Prozessen geradezu quält und sie dann, wenn diese endlich verbessert werden sollen, auch noch dafür bezahlen lässt?
Kann es überhaupt sein, dass Werkstätten dazu verpflichtet werden, den Prozess, in dem sie durchleuchtet, überprüft und kontrolliert werden, auch noch bezahlen zu müssen?
Darf eine Versicherung die Verantwortung für die dadurch entstehenden Kosten auf einen Dienstleister abschieben?
Darf eine Versicherung so vorgehen?
Wir meinen:Nein!
Fakt ist: Die Allianz schreibt den Betrieben einen Abwicklungs- und Prüfprozess vor.
Fakt ist: Die Allianz ist Auftraggeber für den neuen Abwicklungsprozess.
Fakt ist: Die Allianz versucht Teile des von ihr selbst in Auftrag gegebenen Prozesses von Dritten – nämlich den Werkstätten – bezahlen zu lassen.
Fakt ist: Das ist zumindest unanständig, wenn nicht sogar rechtswidrig.
Fakt ist: Die Allianz ist hier die treibende Kraft bei SPN.
Wir protestieren auf das Schärfste gegen dieses Vorgehen und fordern die Allianz, aber auch die anderen SPN-Verantwortlichen dazu auf, alle Kosten, die im Zusammenhang mit dem neuen Abwicklungsprozess stehen, selbst zu bezahlen. Erst wenn das zweifelsfrei geklärt ist, kann die Allianz mit der Einführung des neuen Abwicklungs- und Prüfprozesses fortfahren.
Gez. Der Vorstand und die Geschäftsführung des BVdP e.V.
Der BVdP e.V. ist die Interessenvertretung der im Schadenmanagement / der Schadensteuerung beteiligten Werkstätten und zählt seit seiner Gründung im Jahre 2010 knapp 600 Mitglieder. Mehr unter www.bvdp.info. (wkp)