Das Umweltbundesamt und Klimaschützer rufen dazu auf, während der Fastenzeit der Umwelt zuliebe aufs Autofahren zu verzichten. Freiwilliges "Autofasten" von Aschermittwoch bis Ostern könne dazu motivieren, auch dauerhaft auf Bus, Bahn oder das Rad umzusteigen. Während der 40 Fastentage sollten die Bahn und regionale Verkehrsträger allen "Autofastern" Sonderrabatte gewähren, um neue Kunden anzulocken, sagte Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Angestoßen haben das "Autofasten" vor 20 Jahren die Kirchen. Dieses Jahr sind die Evangelischen Kirchen im Rheinland und in Hessen-Nassau mit dabei sowie die katholischen Bistümer Trier, Mainz, Fulda, Luxemburg und Köln. "In der Fastenzeit sind wir Christen aufgefordert, unsere Lebensgewohnheiten zu überdenken und zu überprüfen", sagte der Umweltbeauftragte des Bistums Mainz, Franz Hock, der dpa.
Unterstützung kommt von den Grünen. Der Verkehrsexperte im Bundestag, Stephan Kühn, erklärte auf dpa-Anfrage: «Ich finde die Idee des Autofastens gut.» Gegen die hohe Luftverschmutzung in der Luft helfe vor allem, weniger Auto zu fahren. Und wer mit Bus und Bahn fahre, komme nach seiner Erfahrung entspannter zur Arbeit und brauche sich nicht durch den täglichen Stau zu quälen. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, schrieb auf Twitter, Fasten sei eine gute Sache - und Autofasten auch. Ratschläge brauche dazu aber keiner, Christen entschieden darüber frei.
Drei von vier Haushalten hierzulande haben mindestens ein Auto. Bundesweit gibt es rund 45 Millionen Fahrzeuge. Ende Januar hatte das Umweltbundesamt mitgeteilt, dass auch 2016 die Luft in deutschen Städten zu stark mit Stickstoffdioxid belastet war. Schuld sind vor allem alte Diesel-Autos. Für Ozon und Feinstaub werden weiter die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Werte deutlich überschritten.
Es braucht konkurrenzfähige Alternativen
Auch Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) unterstützt die Autofasten-Aktion. Es gehe nicht darum, das Autofahren gänzlich zu verbieten. "Aber wir können unsere Perspektiven ändern, wenn wir ganz bewusst und zumindest in der Fastenzeit auf andere Verkehrsmittel umsteigen", erklärte sie auf dpa-Anfrage.
Selbst der Verkehrsclub ADAC hat keine grundsätzlichen Einwände. Der freiwillige Autoverzicht müsse auch nicht auf die Fastenzeit beschränkt bleiben, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Vor allem kurze Strecken ließen sich auch gut zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Für längere Distanzen brauche es aber konkurrenzfähige Alternativen. Er verwies auf eine ADAC-Umfrage, wonach viele Menschen bereit wären, auf Bus und Bahn umzusteigen - wenn die Fahrpreise niedriger wären, die Verbindungen schneller und zuverlässiger und das Tarifsortiment verständlicher.
Stefan Küper vom Umweltverband Germanwatch wendet ein, dass bei genauer Berechnung das Auto der eigentliche Kostentreiber sei. "Gerade bei Einbezug der Fixkosten wie Wertverlust des Wagens, Steuern, Versicherung, TÜV und so weiter fährt es sich mit Bus und Bahn in der Regel deutlich günstiger", sagte er der dpa. Zudem gebe es vielerorts gute Carsharing-Angebote. Auch er räumt aber ein: "Natürlich gibt es aber insbesondere auf dem Land Wohnlagen, in denen es ganz ohne Auto nur schwer geht."
In der Praxis schwer umsetzbar
Ähnlich sieht es der CDU-Verkehrsexperte Ulrich Lange. Beim Thema Autoverzicht komme es auf Realismus an. "Ich komme aus einem richtigen Flächenwahlkreis. In der Praxis stößt der Verzicht auf das Auto und der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr für unsere Bürger und auch für mich dort auch an seine Grenzen."
Aufregung hatte zuletzt die Landesregierung in Baden-Württemberg mit ihrer Entscheidung ausgelöst, in Stuttgart ab 2018 an Tagen mit hoher Schadstoffbelastung zentrale Straßen im Talkessel für viele Diesel-Fahrzeuge zu sperren. Der Städtetag erklärte, auch andernorts werde man an Fahrverboten wohl nicht vorbeikommen. (dpa)
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