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Umwelt- und Sicherheitsverbände: Klimakabinett muss Tempolimit setzen

11.04.2019 17:02 Uhr
Tempolimit 130 TV
Deutschland ist einer der letzten Flächenstaaten ohne generelle Geschwindigkeitsbeschränkung.
© Foto: picture alliance / Zoonar | DesignIt

"Unsinnig", sagen die einen, "unverzichtbar und überfällig" die anderen. Ein Tempolimit erhitzt in Deutschland die Gemüter. Nach dem "Klimakabinett" hat sich nun ein Bündnis formiert, das klare Forderungen aufstellt.

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Mehrere Umwelt- und Verkehrssicherheitsverbände fordern die kurzfristige Einführung eines Tempolimits von maximal 130 auf deutschen Autobahnen. "Deutschland muss sich endlich einreihen in den Kreis der auch auf den Straßen zivilisierten Staaten", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, am Donnerstag in Berlin. Die Bundesrepublik sei aktuell mit Nordkorea, Somalia und Afghanistan der letzte Flächenstaat ohne generelle Geschwindigkeitsbeschränkung.

Dem Bündnis gehören neben der DUH auch die Gewerkschaft der Polizei in Nordrhein-Westfalen, die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der ökologische Verkehrsclub und Greenpeace an. Den Befürwortern geht es zum einen um den Klimaschutz: Mit einem Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde würden sich laut Umweltbundesamt drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen lassen – die DUH geht sogar von fünf Millionen Tonnen aus.

Zum anderen geht es auch um Sicherheit: Die Polizeigewerkschaft verspricht sich von einem Tempolimit deutlich weniger Unfalltote auf den Autobahnen. In Dänemark, Österreich oder den Niederlanden sei das jedenfalls zu beobachten, erklärte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei NRW, Michael Mertens. "Freie Fahrt für freie Bürger ist ein schöner Spruch", sagte er. "Aber die Freiheit des Einzelnen darf nicht das Sicherheitsgefühl und die Freiheit aller Menschen auf der Autobahn beeinträchtigen."

Die Forderung des Bündnisses richtet sich direkt an das von der Bundesregierung frisch einberufene "Klimakabinett". Am Mittwoch hatten die zuständigen Minister zum ersten Mal getagt und einen Fahrplan zur Erarbeitung von Klimaschutz-Maßnahmen vereinbart. Bis Ende Mai sollen sie Vorschläge liefern, wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagte. Die SPD-Politikerin hatte sich zuletzt nach einigem Zögern selbst für ein Tempolimit offen gezeigt – ganz im Gegensatz zu Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der ein Tempolimit kategorisch ausgeschlossen hat.

Kritik an "Bleifuß-Mentalität" der Union

"In Sachen allgemeine Höchstgeschwindigkeit rate ich Andreas Scheuer und der Union dringend zu einem Update", sagte der Grünen-Politiker Cem Özdemir am Donnerstag. "Würde die Union ihre Bleifuß-Mentalität mal für einen Moment abstellen und sich umschauen, wird sie feststellen, dass die Forderung nach einem Tempolimit mittlerweile aus der Mitte der Gesellschaft kommt und von einem breiten Bündnis getragen wird." Es gehe um schnell umsetzbaren Klimaschutz zum Nulltarif und vor allem darum, Menschenleben zu retten.

Zustimmung bekommt Scheuer aus den Reihen der FDP. "Die alte Forderung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen ist reine Symbolpolitik", sagte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Oliver Luksic. Umweltverbände und Grüne würden sich gerne am Pkw abarbeiten. Der Automobilclub ADAC kritisierte, das Bündnis befördere mit seiner Forderung eine Polarisierung der Gesellschaft beim Klimaschutz im Verkehr. Das sei "überflüssig, da sich bereits eine Einigung der Politik auf alternative und bessere Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes abzeichnet."

ZDK: Geschwindigkeit auf Autobahnen dynamisch regeln

Das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) sprach sich gegen ein generelles Tempolimit auf Autobahnen aus. Die gültige Richtgeschwindigkeit von 130 km/h reiche völlig aus. "Wer nicht sowieso durch bereits bestehende Tempolimits, durch Baustellen oder das hohe Verkehrsaufkommen automatisch eingebremst wird sollte weiterhin die Möglichkeit haben, auf freien Abschnitten die Geschwindigkeit selbst zu bestimmen", sagte ein ZDK-Sprecher in Bonn. Dies könnte etwa durch eine dynamische und verkehrsabhängige Steuerung des Verkehrsflusses unterstützt werden. (dpa/rp)

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KOMMENTARE


Manfred Felder

11.04.2019 - 18:22 Uhr

Und wieder einmal ist die DUH mit Herrn Resch Wortführer.


RHS

11.04.2019 - 19:10 Uhr

Wenn ich schon wieder den Namen RESCH lese kommt mir die Galle hoch.Warum wird dieser Abmanfuzzi überhaupt noch erwähnt?Diese komplette Tempolimit-Diskussion ist doch überflüssig wenn man des öfteren einmal auf deutschen Autobahnen unterwegs ist. Entweder Baustelle oder bereits im Tempo limitierte Strecken oder so voll, dass eh nichts mehr geht.WO BLEIBT DENN DA DIE CO2-ERSPARNIS???Ach ja, besser Batterien für E-Autos produzieren und noch mehr CO2 in die Umwelt blasen...


Lars Wassenaar

12.04.2019 - 08:39 Uhr

Scharz / Weiß, Rechts/Links, Oben/ Unten ... Unbegrenzt oder 120. Es ist zur deutschen Unsitte verkommen, dass NIEMAND mehr über eine Zwischenlösung nachdenkt. Herr Resch schon gar nicht, aber das wissen wir ja.Natürlich ist auf der A3 unbegrenzt Blödsinn, aber sind die Herren und Damen Entscheider zB einmal auf der A20 zwischen Kreuz Uckermark und Kreuz Rostock gefahren? Da können Sie nachts auf 212 km zu 80% mit Fernlicht fahren - so wenig Verkehr ist da unterwegs. Keiner (!) dieser ganzen hochdotierten Experten kommt auf die Idee, eventuell ein Oberlimit von 160 km/h vorzuschlagen.Und von welcher breiten Mitte der Gesellschaft ein Cem Özdemir spricht, wird wohl ein persönlich grünes Geheimnis bleiben.


MV

12.04.2019 - 13:14 Uhr

Wenn man bedenkt das in Ballungsräumen und dazwischen eine Geschwindigkeit im Durchschnitt nicht mal von 110 km/h erreicht werden kann aufgrund des hohen Verkehrsaufkommen und wir eh schon eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h haben verstehe ich den Drang nicht so ganz. Die meisten Auffahrunfälle passieren in der Stadt nicht auf der Autobahn, und wenn Herrn Resch soviel an unserer Gesundheit liegt frage ich mich warum er nicht die Luftfahrtindustrie verklagt, den Massentourismus abschafft und sich danach am besten einen eigenen Planeten sucht. Dieses ewige reglementieren und noch eins drauf wird eines sicher bringen.Unzufriedenheit und irgendwann auch Vergeltung. Siehe die Messstation am Neckartor in Stuttgart .


Nordlicht

15.04.2019 - 09:25 Uhr

Dass ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen schon lange geboten ist - und dafür gibt es vielerlei Gründe - ist doch nicht die Erfindung der DUH oder des Herrn Resch. ´Statt sich hier zu echauffieren und der unbegrenzten Raserei das Wort zu reden ( in den Baustellen und Langsamfahrzonen werden die Raser dann oft zu Dränglern) sollte man sich doch die Frage stellen, warum in fast allen anderen Ländern ein Tempolimit gilt. Neben der Gefährdung und Unfallgefahr sind die durch Raserei verursachten volkswirtschaftlichen Schäden nämlich enorm! Raserei


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