Am längsten im Stau stehen deutschlandweit die Autofahrer in Stuttgart. Einer Studie des Verkehrsdatenanbieters Inrix zufolge mussten sie sich im Jahr 2015 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt 73 Stunden lang gedulden – so lange wie sonst nirgends in Deutschland. Das seien zudem 8,5 Stunden (14 Prozent) mehr als 2014. Mit diesem Wert löste Stuttgart die Rheinmetropole Köln ab. Nordrhein-Westfalens größte Stadt legte bei den Stauzahlen mit einem Plus von 5,2 Prozent zwar ebenfalls zu, fiel aber mit 71 Staustunden auf Platz zwei zurück.
Das Auto ist in Stuttgart als Fortbewegungsmittel traditionell hoch im Kurs, die Belastung mit gefährlichem Feinstaub ist auch deshalb enorm. Die "Stuttgarter Nachrichten" hatten zuerst über die Stauzahlen berichtet. Inrix untersuchte für die Studie 96 europäische Städte und ihre Einzugsgebiete. Stuttgart war bereits 2013 Deutschlands staureichste Stadt, 2014 aber von Köln abgelöst worden. Europaweit rangiere Stuttgart nach London auf Platz zwei.
Aufatmen können Autofahrer in Karlsruhe, Frankfurt und im Ruhrgebiet. Hier gingen die Verkehrsverspätungen um 14 Prozent, 13,5 Prozent und 17 Prozent zurück. Für Karlsruhe in Baden bedeutet das einen Rückgang von neun Staustunden im vergangenen Jahr.
"Während die Verbesserungen der Infrastruktur auf Autobahnen langsam Früchte tragen, steigt der Verkehrsstau in Deutschlands wichtigen Metropolen weiter an", sagte Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte an der Universität Duisburg-Essen laut Mitteilung. Das betrifft laut Schreckenberg besonders Städte, die kaum Kapazitäten erhöhen können und wo das Verkehrswachstum befeuert wird durch einen soliden Arbeitsmarkt, niedrige Spritpreise und viele Pendler.
93,4 Stunden Stillstand auf dem Mittleren Ring
Die Straßen mit dem meisten Verkehr und den ungünstigsten Fahrzeiten sind laut der Studie in München, Köln und im Ruhrgebiet. Mit 93,4 Staustunden führt der knapp 28 Kilometer lange Mittlere Ring in Bayerns Hauptstadt die Rangliste an. Es folgt die Leverkusener Brücke mit 50,28 Stunden auf rund 14 Kilometern und das Sonnborner Kreuz in Wuppertal mit rund 34 Stunden. Unter den Top-Ten dieser Rangliste sind nur Straßen aus München (4), Stuttgart (2), dem Ruhrgebiet (2), Köln und Wuppertal.
Europaweit gingen die Staus um 70 Prozent zurück. Die Forscher begründen dies mit der stagnierenden europäischen Wirtschaft. Am längsten stehen Autofahrer in Belgien im Stau. Mit 44 Stunden pro Jahr gab es 2015 hier allerdings einen Rückgang von rund sechs Prozent. Die Niederlande mit 39 und Deutschland mit 38 Stunden folgen auf Platz zwei und drei. Mit einem Minus von nur 0,7 Prozent blieb die Staudauer in der Bundesrepublik aber nahezu konstant. Schlusslicht der 13 analysierten Länder ist Ungarn mit fünf Staustunden im Jahr 2015. (dpa)
egon samu