Das Land der Spritschlucker entdeckt das Spritsparen: In den USA verkaufte Neuwagen dürfen vom Jahr 2025 an nur noch halb so viel Kraftstoff verbrauchen wie heute. Präsident Barack Obama zurrte nach monatelangen Diskussionen ein Regelwerk fest, nach dem Autos mit durchschnittlich 4,3 Litern pro 100 Kilometer auskommen müssen. Im vergangenen Jahr hatte der Verbrauch auf den Highways nach Angaben des Verkehrsministeriums bei 8,6 Litern gelegen.
"Diese Standards für den Treibstoffverbrauch sind der wichtigste Schritt, den wir jemals unternommen haben, um unabhängig vom ausländischen Öl zu werden", erklärte Obama am Dienstag in Washington. Teures Benzin gilt als ein wesentlicher Hemmschuh für die US-Wirtschaft, deren Aufschwung auf sich warten lässt.
Doch ausgerechnet für die durstigen Pick-up-Trucks und Geländewagen gibt es großzügige Sonderregelungen. Während der Verbrauch von Pkw von Jahr zu Jahr um fünf Prozent sinken soll, sind es bei den schweren, geländegängigen Fahrzeugen im Schnitt zunächst lediglich 3,5 Prozent. Anders könnten die Hersteller die typischen Eigenschaften dieser Wagen nicht erhalten, begründete der Gesetzgeber die Ausnahme: eine hohe Zuladung und Anhängelast.
"Bürden nicht gleichmäßig verteilt"
Zu den Kritikern dieser Regelung gehören die deutschen Autobauer Daimler und Volkswagen. "Die Bürden sind nicht gleichmäßig in der Branche verteilt worden", erklärte VW in einer Stellungnahme. Hersteller, die hauptsächlich Pkw verkauften, seien benachteiligt. Denn sie müssen den Verbrauch ihrer Flotte überdurchschnittlich stark senken. Die großen US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler stellten sich dagegen hinter die Ziele: Das Trio macht einen guten Teil seines Geschäfts mit eben jenen Spritschluckern.
In den USA ist der Anteil von Geländewagen und Pick-up-Trucks auf den Straßen wesentlich höher als in Deutschland. Nach Daten des Marktforschers Autodata sind in den ersten sieben Monaten des Jahres beinahe so viele so genannte "Light Trucks" in den Vereinigten Staaten verkauft worden wie Kompaktwagen oder Limousinen: vier Millionen zu 4,4 Millionen.
Die Dickschiffe dürfen nach dem Regelwerk im Jahr 2025 noch 5,4 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen, bei Pkw sind es 3,8 Liter. Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte, die von einzelnen Modellen deutlich übertroffen werden können. Die Umweltschutzbehörde EPA geht etwa für den beliebten Pick-up-Truck Chevrolet Silverado von einem Verbrauch von letztlich 6,6 Litern aus. Dagegen soll ein kompakter Honda Fit seinen Verbrauch auf 3,5 Liter zügeln.
BMW nimmt Herausforderung an
Obama hatte seinen Spritspar-Plan bereits im Juli vergangenen Jahres vorgestellt, unterstützt von 13 Autofirmen, darunter BMW. Man nehme die Herausforderung an, hatte der bayerische Hersteller erklärt und war damit aus der deutschen Phalanx ausgeschert. Auch die großen japanischen und südkoreanischen Hersteller stellten sich hinter die Verbrauchsvorschriften. Nun sind die neuen Standards in Kraft. Sie führen Sparziele fort, die bereits heute bis ins Jahr 2016 hinein gelten.
Die Verbrauchsvorgaben sollen neben dem Umweltgedanken auch den Geldbeutel der Bürger schonen –in Zeiten eines Wahlkampfs ums Präsidentenamt ein willkommener Nebeneffekt: Die Konsumenten würden durch die größere Effizienz ihrer Wagen insgesamt rund 1,7 Billionen Dollar (1,35 Billionen Euro) Spritkosten sparen, rechnete das Weiße Haus vor. Der Ausstoß klimaschädliche Treibhausgase solle um sechs Milliarden Tonnen sinken. (dpa)
Heiko Bähr