Rund 9,4 Millionen Autofahrer müssen sich aufgrund neuer Regionalklassen auf Änderungen bei ihren Versicherungsbeiträgen einstellen. Für etwa die Hälfte der Versicherten könnten die Prämien bald steigen, für die andere Hälfte ist eine Reduzierung des Beitrags möglich, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV) mitteilte. Bei rund 33 Millionen Kfz-Halterinnen und -haltern dürfte sich hingegen nichts ändern.
Kfz-Versicherung: Offenbach am schlechtesten
Hintergrund sind die neuen Regionalklassen bei der Kfz-Haftpflicht- sowie der Voll- und Teilkaskoversicherung, die der GDV nun veröffentlichte. Je höher die Unfallschäden in einem bestimmten Bezirk ausfielen, umso schlechter ist dessen Einstufung in die jeweiligen Klassen. Ausschlaggebend ist dabei nicht, wo der Schaden entstanden ist, sondern in welchem Bezirk das Fahrzeug registriert ist.
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Für die Versicherer dienen die Regionalklassen des GDV als eines von zahlreichen Tarifmerkmalen, die sie zur Berechnung der Beiträge heranziehen. "Die Regionalklassen des GDV sind für Versicherungen nicht verpflichtend", erklärt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Manche Versicherer nutzen eigene Einstufungen. Aber auch hier sind Schadenquoten und -kosten ausschlaggebend."
Der Bezirk mit der schlechtesten Schadensbilanz im aktuellen Untersuchungszeitraum war die Stadt Offenbach, dicht gefolgt von Berlin. «In beiden Städten liegen die Schäden fast 40 Prozent über dem Schnitt», teilte der GDV mit. Bei der Haftpflichtversicherung landen sie deshalb in der schlechtesten Regionalklasse 12. Im Vergleich mit Großstädten ab 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Berlin die Stadt mit der höchsten Schadenssumme.
Die beste Schadensbilanz weist hingegen der Bezirk Elbe-Elster in Brandenburg auf. Hier sind die Schäden dem GDV zufolge um 30 Prozent niedriger als im Durchschnitt. Auffällig viele Zulassungsbezirke verbesserten sich wiederum in Bayern. «Hier erreichen 24 Bezirke und fast jeder vierte Autofahrer eine günstigere Klasse», hieß es.
Bundesweit verschlechtern sich für 49 Bezirke mit rund 4,7 Millionen Autofahrern die Einstufungen. 59 Bezirke und ebenfalls rund 4,7 Millionen Autofahrer profitieren hingegen künftig von besseren Regionalklassen.
Versicherer können die Einstufungen ab jetzt anwenden
Die Einstufungen können die Versicherungsunternehmen ab sofort für Neuverträge und ab dem nächsten Versicherungsjahr für bestehende Verträge anwenden. Verbindlich sind die Regionalklassen für die Berechnung der Beiträge aber nicht.
Sie führen je nach Region zu erheblichen Unterschieden bei den Versicherungsbeiträgen. Das Vergleichsportal Verivox etwa rechnete aus, dass in Berlin-Mitte die Haftpflichtversicherung für einen VW Passat für einen 45-jährigen Alleinfahrer mit 15.000 Kilometer Fahrleistung im Jahr im Schnitt mehr als die Hälfte teurer ist als im ostfriesischen Emden.
Im Berliner Ortsteil Nikolassee liegen die Versicherungsbeiträge bei dieser Modellrechnung um rund ein Drittel höher als im unmittelbar benachbarten Brandenburgischen Kleinmachnow.