In den Streit um europäische Klimavorgaben für Autos kommt Bewegung: In Brüssel zirkuliert ein neuer Vorschlag. Die Umweltorganisation Transport and Environment verbreitete am Dienstagabend Einzelheiten. Der Organisation zufolge handelt es sich um einen Vorschlag Litauens, der am kommenden Montag an die EU-Staaten verschickt werden solle. Er soll der Autobranche mehr Zeit geben, neue Vorgaben einzuhalten. Mindestens zwei EU-Staaten hätten das Papier erhalten. Litauen hat derzeit den Vorsitz der EU-Staaten und leitet deshalb die Verhandlungen.
Gegenüber dem bereits im Sommer erzielten Kompromiss sieht der neue Vorschlag einige Erleichterungen für die Industrie vor. Insbesondere Deutschland hatte mit Verweis auf die heimische Autoindustrie Zugeständnisse gefordert. Das Europaparlament muss allerdings mit im Boot sein.
Demnach soll der eigentlich für das Jahr 2020 vorgesehene Zielwert von 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer erst 2022 erreicht werden. Der Wert bezieht sich auf den Durchschnitt aller europäischen Neuwagen. Bis zum Jahr 2023 einschließlich dürften die Autobauer auch auf spezielle Boni für Elektroautos oder andere schadstoffarme Fahrzeuge zurückgreifen. Diese Möglichkeit hätte eigentlich ein Jahr früher auslaufen sollen. Dem neuen Vorschlag zufolge dürften Elektroautos auch stärker angerechnet werden. Erst 2024 müsste die Industrie das 95-Gramm-Ziel voll einhalten.
Eine Sprecherin der litauischen EU-Präsidentschaft wollte sich nicht zu Einzelheiten äußern. "Die Präsidentschaft berät mit den Mitgliedsstaaten über einen möglichen Kompromiss", sagte sie. Transport and Environment kritisierte: "Wenn die Litauer nicht zu Verstand kommen und den Versuch beenden, Deutschland gefällig zu sein, dann steuern wir auf einen Zusammenbruch der Verhandlungen zu." (dpa)