In Deutschland sind im ersten Monat des neuen Jahres 169.754 Autos neu zugelassen worden. Das waren rund 31 Prozent weniger als im Januar des Vorjahres, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Mittwoch in Flensburg mitteilte. Nach Branchenangaben war dies der zulassungsschwächste Januar seit 1991.
Zum einen seien die Autohäuser in der Corona-Krise weiterhin geschlossen, hieß es vom Verband der Automobilindustrie (VDA) zur Begründung. Darüber hinaus sei zum Jahreswechsel die für ein halbes Jahr geltende Mehrwertsteuersenkung ausgelaufen, mit der der Bund Kaufanreize setzen wollte. Viele Verbraucher hätten deshalb noch im Dezember zum reduzierten Preis ein neues Auto gekauft. Diese Käufer fehlten dann im Januar.
"Die Schwäche des deutschen Pkw-Marktes beruhte in erster Linie auf dem starken Rückgang des Privatmarktes um 37 Prozent", erklärte Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Auf das Konto der Endkunden gingen dem KBA zufolge nur noch 48.948 Einheiten. Entsprechend wurden 120.806 der Neuwagen auf gewerbliche Halter angemeldet (Anteil 71,2 Prozent). Der relativ gute Auftragsbestand zum Jahresanfang mit plus 13 Prozent und hieraus resultierende Auslieferungen hätten einen stärkeren Einbruch verhindert, betonte Zirpel.
Thomas Peckruhn, Vize-Präsident des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK), sprach angesichts der schlechten Zulassungszahlen von einem Alarmsignal. "Die Situation im Autohandel wird von Woche zu Woche schwieriger", sagte der Branchenvertreter. Für den nächsten Bund-Länder-Gipfel am 10. Februar fordere der Verband deshalb eine klare Aussage für die Wiedereröffnung des Autohandels. Der mit Abstand wichtigste Absatzkanal für Kraftfahrzeuge müsse jetzt schnell wieder geöffnet werden. Peckruhn: Wir brauchen das Frühjahrsgeschäft, ansonsten drohen Pleiten im Kfz-Gewerbe."
Jede zehnte Neuzulassung war ein Batterie-Auto
Ungebrochen blieb hingegen der Trend zum Elektroauto. Laut KBA wurden im Januar 16.315 Neuwagen mit E-Antrieb zugelassen. Das waren fast 118 Prozent mehr als im Januar des Vorjahres. Somit handelte es sich bei fast jeder zehnten Neuzulassung um ein Elektrofahrzeug. Hinzu kamen 45.449 Hybridfahrzeuge (plus 47,5 Prozent), darunter 20.588 Plug in-Hybride (plus 138,3 Prozent). Die Anzahl der Neuwagen mit Benzin- und Dieselmotor schrumpfte indes um 50,3 bzw. 44,8 Prozent Prozent. Sie kamen nur noch auf Anteile von 37,1 respektive 26,1 Prozent.
Weiterhin positiv entwickelten sich die Wohnmobile. Mit plus fünf Prozent wiesen sie im Januar als einziges Segment eine Steigerung aus. In den übrigen Klassen gab es Rückgänge, besonders kräftig fielen diese bei den Mini-Vans (minus 63,6 Prozent) und den Großraum-Vans (minus 55,3 Prozent) aus. Die SUV waren trotz eines Minus' von 26,4 Prozent das anteilsstärkste Segment (21,9 Prozent), gefolgt von der Golfklasse mit 19,1 Prozent (minus 32,2 Prozent).
Die deutschen Automarken spiegelten einheitlich die negative Januar-Bilanz wider. Das war bei Audi (minus 47,4 Prozent) und Ford (minus 41,1 Prozent) besonders deutlich sichtbar. Branchenprimus VW büßte 29,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein, für BMW (minus 19,4 Prozent) und Opel (minus 16,8 Prozent) lief es etwas besser. Porsche verbuchte mit minus 3,9 Prozent das geringste Neuzulassungsdefizit.
Tesla und Volvo trumpfen auf
Auf Seiten der Importeure gab es zwei Gewinner: Tesla legte im Januar auf dem deutschen Markt um 23,4 Prozent zu, und auch Volvo zeigte einen starken Zuwachs vor fast zehn Prozent. Federn lassen mussten vor allem Jaguar (minus 77,9 Prozent) und Honda (minus 70,1 Prozent). Die geringsten Abschläge verbuchte Fiat mit minus 14,8 Prozent. Skoda (minus 20,4 Prozent) startete wieder als Nummer eins der ausländischen Hersteller ins neue Jahr.
2020, im ersten Jahr der Corona-Krise, war der deutsche Automarkt um rund 19 Prozent eingebrochen. Der VDA geht für 2021 vor allem ab dem zweiten Halbjahr von einer Verbesserung aus. Um acht Prozent soll der Markt demnach wachsen mit rund 3,15 Millionen Neuzulassungen. Vom Vorkrisen-Niveau wären solche Zahlen allerdings weit entfernt. Im Jahr 2019 hatte es starke 3,6 Millionen Neuzulassungen gegeben. 2020 waren es hingegen lediglich 2,9 Millionen. (rp)
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- Pkw-Neuzlassungen im Januar 2021 (327.8 KB, PDF)
Detlef Rüdel
Rudi
R.Gutierrez