Nach der Genehmigung für Hardware-Nachrüstungen von VW-Dieselfahrzeugen drückt der Technologie-Anbieter Baumot aufs Tempo. "Wir planen, die ersten Systeme noch im Oktober 2019 auszuliefern", teilte Baumot-Chef Marcus Hausser der Deutschen Presse-Agentur mit. Nach seinen Worten deckt die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte Betriebserlaubnis (ABE) etwa 1,3 Millionen betroffene Autos aus dem Volkswagen-Konzern ab.
"Weitere ABEs für Fahrzeuge auch anderer Hersteller werden wir in Kürze ebenfalls beantragen. Wir gehen davon aus, zeitnah für alle relevanten Volumenmodelle eine Nachrüstlösung anbieten zu können", sagte Hausser.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte am Donnerstag die Betriebserlaubnis für Systeme von Baumot veröffentlicht. Diese umfasse Nachrüstsysteme für über 60 Fahrzeugmodelle des VW-Konzerns. Nach Volvo und Daimler können somit auch Diesel-Autos von Volkswagen mit zu hohen Schadstoffwerten in Deutschland nachgerüstet werden.
Ziel der Nachrüstungen ist es, dass Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 von Fahrverboten ausgenommen werden können. Die Umrüstungen am Motor sind Teil eines Maßnahmenpakets der Regierung für bessere Luft.
Deutsche Autobauer favorisieren Software-Updates
Ende Juli war die erste Betriebserlaubnis für Nachrüstsysteme des Bamberger Technologie-Anbieters Dr Pley für verschiedene Volvo-Modelle erteilt worden. Es folgten Genehmigungen für Mercedes-Modelle. Deutsche Auto-Hersteller hatten sich nach langer Debatte auf Zuschüsse für Hardware-Nachrüstungen eingelassen. Sie favorisieren Software, um die Abgaswerte zu verbessern.
VW hatte wie Daimler zugesagt, seine Kunden in bestimmten Regionen bei der Hardware-Nachrüstung finanziell zu unterstützen. In den von der Bundesregierung festgelegten Intensivstädten seien bis zu 3.000 Euro für die vom KBA genehmigten Nachrüstungen möglich, sagte ein VW-Sprecher. Über die genauen Rahmenbedingungen werde man in Kürze auf der Unternehmensseite im Internet informieren. Auch Daimler gibt in "Schwerpunktregionen" 3.000 Euro dazu und hat dafür eine Webseite eingerichtet, wo Autobesitzer prüfen können, ob sie den Zuschuss erhalten können.
Der Deutsche Städtetag forderte zuletzt von der Autobranche mehr Tempo bei Abgas-Nachrüstungen direkt am Motor. In Deutschland sind weit mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 auf den Straßen unterwegs. Wegen des hohen Ausstoßes von Stickoxiden (NOx) sind sie an vielen Orten von Fahrverboten bedroht.
Der ADAC begrüßte die zunehmende Zahl an Genehmigungen für die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen, fordert aber Sicherheit für die Verbraucher bei den Kosten. "Es gilt nach wie vor: Die Verbraucher haben sich nichts zu Schulden kommen lassen und dürfen nicht mit den Kosten belastet werden", sagte ADAC-Vizepräsident Karsten Schulze. Es gehe um Gesundheit und saubere Luft in Städten, aber es gehe auch um den Erhalt der Mobilität für Dieselbesitzer. "Beides zusammen ist möglich und notwendig", sagte Schulze. (dpa)