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Fahrbericht McLaren Artura: Strom-Schnelle

15.06.2022 11:00 Uhr | Lesezeit: 6 min
Sportlich unterwegs mit dem Artura McLaren.
© Foto: McLaren

Mit dem Artura bringt McLaren jetzt einen der ersten Plug-In-Hybriden unter den Supersportwagen. Jeder Antriebsbaustein für sich ist allenfalls gehobener Durchschnitt, doch im Zusammenspiel sind V6, E-Maschine und Batterie spektakulär.

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95 PS, maximal 130 Stundenkilometer und mit vollem Akku 31 Kilometer Reichweite – statt wie sonst gerne in der Pole Position startet der neue McLaren Artura auf der Electric Avenue ganz weit hinten. Denn wer den ersten Plug-in-Hybrid des britischen Sportwagenherstellers zu Preisen ab 230.500 Euro einzig wegen seiner elektrischen Komponenten kauft, der ist selbst mit einem Mercedes GLA oder einem Renault Captur besser bedient. Und wer stattdessen nur nach dem Verbrenner schielt, der findet in dieser Liga ebenfalls bessere Alternativen als einen 3,0 Liter großen V6-Motor, den zwei Lader auf 585 PS blasen.

Doch in der Kombination sind die beiden Motoren unschlagbar. Erstens, weil sich die Leistung so auf 680 PS summiert und das vereinte Drehmoment auf 720 Nm klettert, und der Artura auf fabelhafte Fahrleistungen kommt. Nicht umsonst beschleunigt der Artura in 3,0 Sekunden auf Tempo 100, hat nach 8,3 Sekunden 200 Sachen auf dem digitalen Tacho stehen und stellt das Spurten erst bei 330 Stundenkilometern ein.

Zweitens, weil sich die beiden Motoren perfekt ergänzen und jeweils die Schwächen des anderen ausgleichen: So tritt der Stromer immer dann nach, wenn der Verbrenner beim Schalten ganz, ganz kurz mal aus dem Tritt kommt und sorgt für einen Schub, der scheinbar niemals nachlässt. Und der V6 dreht gerne ein bisschen höher als nötig, um mit der überschüssigen Leistung so viel Strom zu produzieren, dass dem E-Motor nie der Saft ausgeht.

Und drittens, weil McLaren eben keinen Riesenakku für eine Rekordreichweite einbaut, sondern auf die Kilos statt die Kilometer schaut und sich auf gerade mal 7,4 kWh beschränkt: Das Hybridpaket selbst wiegt deshalb nur 150 Kilo, und weil vieles davon mit dem Karbon-Chassis, den Alublechen oder den extradünnen Scheiben kompensiert wird, bringt der Artura mit 1.498 Kilo weniger auf die Waage, als manch konventioneller Sportwagen in dieser Liga – und lässt einen das weit über die Längsdynamik hinaus spüren. Denn zur irrwitzigen Beschleunigung kommen eine Straßenlage und vor allem eine Präzision, die ihresgleichen sucht: Egal ob auf einer engen Landstraße oder gleich auf der Rennstrecke, hält der Artura deshalb eisern seinen Kurs und man muss schon mit virtuos erst mit der Elektronik und danach mit dem Gaspedal spielen, um das Heck aus der Reserve zu locken.


McLaren Artura

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Emissionen runter, Emotionen rauf

Während die Emotionen in diesem Auto trotz des etwas gedämpften Sounds, dem für den nötigen Nachhall eben doch zwei Zylinder fehlen, mit jedem Gasstoß durch die Decke gehen, sinken die Emissionen auf neue Rekordwerte: Mit 4,6 Litern ist der Artura nicht nur der sparsamste McLaren aller Zeiten, sondern auf dem Papier sogar genügsamer als ein VW Golf. Und selbst wenn das natürlich schöngerechnete Poesie vom Prüfstand ist und kaum je jemand wirklich 2,5 Stunden Pause am Stecker machen wird, lässt sich das Auto ohne Spaßverzicht mit einstelligen Werten durch den Alltag treiben, was eine echte Leistung ist.

Der Antrieb mag eine Revolution sein für McLaren, doch der Auftritt ist eher evolutionär. Auch wenn das Karbon-Chassis komplett neu ist und diesmal in Eigenregie gebacken wird, sieht der 4,54 Meter lange, 1,98 Meter breite und 1,19 Meter flache Artura den konventionellen Coupés erschreckend ähnlich.

Nur innen machen die Briten einen größeren Schritt: Es gibt digitale Instrumente, einen Infotainment-Bildschirm, der wie eine überdimensionale Smartwatch vor dem Mitteltunnel schwebt, und die entscheidenden Knöpfe für das Setup von Handling und Performance sind jetzt endlich so platziert, dass man sie auch mit den Händen am Lenkrad erreichen kann.

Allerdings hat McLaren der Pandemie und der Chipkrise sei Dank ein paar Monate verloren, und irgendwie haben sich die Entwickler an der komplexen, neuen Elektronik-Architektur verhoben, so dass die Briten ihren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz eingebüßt haben und sich die Pole Position nun mit dem Ferrari 296 GTB teilen müssen. Doch zumindest der Konkurrenz aus England und Deutschland sind sie noch voraus. Denn weder von Aston Martin noch von Porsche ist ein vergleichbares Konzept in Sicht. McLaren dagegen plant sogar schon weiter: Ab 2026 soll jedes Modell elektrifiziert sein und kurz darauf der erste voll elektrische Stromer kommen. 

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