Von Michael Lennartz/SP-X
Kia macht Dampf. Das kompakte Hybrid-SUV Niro wartet auf die Markteinführung am letzten September-Wochenende. Zeitgleich geht der Optima Sportwagon als erster Mittelklasse-Kombi der koreanischen Marke an den Start. Und schon kommt der nächste Debütant: Die vierte Generation des Kleinwagens Rio wird am Monatsende auf dem Pariser Autosalon ihre offizielle Weltpremiere feiern, wurde in der deutschen Firmenzentrale in Frankfurt aber schon mal der internationalen Presse präsentiert.
In Europa sind zwar die höher positionierten Kia Sportage und Kia Cee’d die Marken-Bestseller, weltweit spielt allerdings der kleine Rio die Hauptrolle. 16 Prozent der Verkäufe rund um den Globus oder fast 500.000 Einheiten im vergangenen Jahr gingen allein auf seine Kappe. Und Kias Europa-Chef Michael Cole ist überzeugt davon, dass der Neuling im B-Segment diese Marke auf 20 Prozent steigern wird.
Nach dem ersten optischen Eindruck mag man ihm nicht widersprechen. Der Rio, der noch ein echter Koreaner ist und im heimischen Werk Sohari produziert wird, präsentiert sich wohlproportioniert; kraftvoller und stämmiger als der Vorgänger. Und das obwohl einerseits zwar sämtliche Dimensionen verändert wurden, andererseits der Zuwachs in Länge (plus 1,5 Zentimeter), Höhe (0,5 Zentimeter) und Radstand (ein Zentimeter) bei geringfügig niedrigerer Dachkante (minus 0,5 Zentimeter) diese Wirkung kaum allein erzielen kann.
Stimmiges Gesamtwerk
Die etwas bulligere Frontpartie mit dem vom deutschen Chefdesigner Peter Schreyer eingeführten "Tigernasen-Grill" (mit Doppeltrapezstruktur), die flacheren Scheinwerfer mit dem LED-Tagfahrlicht, die Verlängerung von Motorhaube und Frontüberhang sowie die aufrechtere Position der C-Säule mit einem sehr kurzen hinteren Überhang unterstreicht diese Charakteristik und macht ein stimmiges Gesamtwerk daraus. Die um fast neun Zentimeter schmalere C-Säule hat zudem den Vorteil, die toten Winkel beim Blick nach hinten zu verkleinern.
Im ebenfalls neu gezeichneten Innenraum dominieren waagrechte Linien. Im fahrerorientierten Cockpit, das mit weniger Tasten und Schaltern auskommt, fällt besonders der 7-Zoll-Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts, dessen Navigations- und Infotainment-System nun auch Apple- und Android-Smartphones einbinden kann – freilich nur gegen Aufpreis. Bei dem standardmäßigen Audiosystem muss sich der Käufer mit einem 3,8-Zoll-TFT-Display begnügen. Um ordentliche 13 Prozent oder 37 Liter gewachsen ist das Kofferraum-Volumen des Kia Rio, das den Polo-Konkurrenten fast schon auf das Niveau eines Golfs hievt.
In puncto Sicherheit verkündet Michael Cole stolz: "Der Kia Rio ist das erste B-Segment-Auto, das über einen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung verfügt." Das mit Radar und Kamera arbeitende System, ohne das man beim Euro-NCAP-Crashtest nicht mehr auf die Höchstwertung von fünf Sternen kommt, ist Bestandteil des optionalen ADAS-Pakets, zu dem auch ein Spurhaltewarner zählt.
Manierliche Trinksitten
Unter der Motorhaube des 4,07 Meter langen Kleinwagens werkelt erstmals der neue Dreizylinder-Turbobenziner, der im vergangenen Jahr im größeren Cee’d seinen Markeneinstand gab. Das 1,0-Liter-Downsizing-Triebwerk mit Direkteinspritzung und der Typenbezeichnung T-GDI wird in zwei Leistungsstufen mit 73 kW / 100 PS und 88 kW / 120 PS angeboten, die auf der Normrunde mit 4,7 und 4,9 Litern (CO2-Ausstoß 109 und 115 g/km) manierliche Trinksitten an den Tag legen. Das 1,2-Liter-Basistriebwerk, ein Vierzylinder mit 62 kW / 84 PS, sowie der 73 kW / 100 PS starke 1,4-Liter-Vierzylinder bewegen sich allerdings auf dem gleichen Niveau.
In dieser Hinsicht unschlagbar erweist sich natürlich der 1,4-Liter-Diesel, der in zwei Ausführungen mit 52 kW / 70 PS und 66 kW / 90 PS zu haben ist. Er gibt sich auf dem Rollenprüfstand bestenfalls mit 3,8 Litern (98 g/km CO2) zufrieden. Serienmäßig kombiniert werden der Rio 1.0 T-GDI 100 sowie der 1,2-Liter mit Fünfgang-Schaltgetrieben. Alle anderen Motorvarianten verfügen über sechs Schaltstufen. Und optional steht auf Wunsch auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bereit.
Zu Fahrdaten schweigt sich Kia ebenso noch aus wie zu den Preisen. Das günstigste Modell des ausschließlich noch als Fünftürer angebotenen Korea-Minis dürfte aber wohl noch unter 11.000 Euro bleiben. Ein höherer Aufschlag scheint bei einem aktuellen Basistarif von 10.665 Euro eher unwahrscheinlich.
In Europa hofft Michael Cole mit dem Kia Rio im ersten vollen Verkaufsjahr die 100.000er-Marke knacken zu können. Und mit all den anderen Neuheiten soll nach zuletzt rund 430.000 verkauften Exemplaren per annum schon 2018 mit einem Gesamtabsatz von einer halben Million Fahrzeugen die nächste Rekordmarke fallen. Wie gesagt, Kia macht mächtig Dampf.