AUTOHAUS: Der Schwerpunkt des Seat-Konzerns liegt aktuell auf Cupra - was passiert mit der Kernmarke in Bezug auf BEV-Modelle und Markenpositionierung?
Wayne Griffiths: Die Frage, wie es für Seat weitergeht, wird natürlich sehr gern gestellt. Die Marke ist aktuell mit Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybriden, die in den kommenden Jahren in vielen Märkten die Mehrheit der Fahrzeuge ausmachen werden, sehr gut positioniert. Wir können nicht die gesamte Palette von Seat und Cupra gleichzeitig elektrifizieren. Deshalb werden wir uns zunächst auf die Elektrifizierung von Cupra konzentrieren. Ab dem Jahr 2030 wird Cupra eine 100 Prozent elektrische Marke sein, mit eigenem Portfolio und eigener Produktpalette.
Seat und Cupra ergänzen sich, da sie auf zwei völlig unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet sind: Seat auf den Volumenmarkt und Cupra auf eine Zielgruppe zwischen dem Massenmarkt und dem Premiummarkt. Ich glaube, dass der Schwerpunkt von Seat darin liegt, großartige Autos mit großartigem Design zu bauen, die sich an der Zielgruppe der Marke orientieren - das junge und mutige Design der SUV-Modelle ist ein gutes Beispiel dafür.
AUTOHAUS: Es gibt Märkte, in denen Seat eine wichtige Rolle spielt. Fühlen sich da nicht einige Importeure oder Händler ein wenig übergangen?
W. Griffiths: Seat ist eine Volumenmarke mit einer bedeutenden Präsenz auf den wichtigsten europäischen Märkten. Dies wird auch weiterhin der Fall sein, da sowohl Verbrennerfahrzeuge als auch Hybrid- und Elektrofahrzeuge eine Zukunft haben. Unsere aktuelle Produktpalette von Seat ist schlagkräftiger als je zuvor. In den vergangenen Jahren haben wir mehr als acht Milliarden Euro in die Marke investiert. Mit dem Seat Ibiza, dem Seat Arona, dem Seat Ateca, dem Seat Leon und dem Seat Tarraco haben Händler und Kunden nun das beste und breiteste Produktangebot der Marke seit Jahrzehnten.
AUTOHAUS: Cupra wird in Zukunft ausschließlich in den eigenen Showrooms präsentiert werden. Wird es in Zukunft ein von Seat unabhängiges Vertriebsnetz geben?
W. Griffiths: Nein, wir haben aktuell keine Pläne, das derzeitige Seat-Vertriebsnetz zu verändern - es ist ein Format, das für den Kundenstamm der Marke funktioniert. Es stimmt jedoch, dass wir unser Netz von Cupra-Showrooms, oder Garagen, wie wir sie nennen, ausbauen. Als neue Marke ist es wichtig, dass Cupra sich von der Masse abhebt, und durch unsere Garagen können wir unseren Kundinnen und Kunden ein neuartiges und einzigartiges Erlebnis bieten. In den vergangenen Monaten haben wir Cupra Garagen in Cancún, Tel Aviv und Lissabon eröffnet, und wir werden unser Netzwerk in den kommenden Monaten und Jahren noch deutlich erweitern.
AUTOHAUS: Wann kann man Ihrer Meinung nach wieder mit "normalen" Lieferzeiten rechnen?
W. Griffiths: Zurzeit ist das Halbleiterangebot weiterhin beschränkt. Im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2022 erwarten wir eine schrittweise Erholung - die Situation wird jedoch weiterhin volatil und angespannt bleiben. Im Laufe des Jahres 2023 sollten wir eine deutliche Verbesserung sehen, die zu kürzeren Lieferzeiten führen wird. Natürlich, wie immer, haben unsere Kund*innen höchste Priorität, und wir werden alles tun, um ihre Erwartungen auch in diesen Zeiten zu erfüllen.
AUTOHAUS: Werden die Verkäufe in naher Zukunft - d.h. in den nächsten fünf Jahren - überwiegend digital sein?
W. Griffiths: Cupra wird auf jeden Fall mit seinen Verkaufsstellen und Online-Plattformen digital expandieren. Gleichzeitig werden wir unser Händlernetz stärken, indem wir weiterhin neue Cupra Garagen auf der ganzen Welt eröffnen. Wir sind nach wie vor von der Bedeutung des persönlichen Verkaufs überzeugt und unsere Cupra Garagen bieten ein flexibles, hochwertiges Format, das sich an die Kundenbedürfnisse anpasst und über das traditionelle Erlebnis in einem Autohaus hinausgeht. Mit unserem exklusiven Netzwerk von fast 1.200 Cupra Mastern auf der ganzen Welt werden wir unseren Kundinnen und Kunden auch in Zukunft persönlich zur Seite stehen. Und auch wenn unsere digitalen Verkäufe zweifellos zunehmen werden, glauben wir, dass persönliche und digitale Verkäufe in den kommenden Jahren koexistieren werden.
AUTOHAUS: Vielen Dank für das Gespräch!