Volkswagen hat in seinem Zwickauer Werk die Serienproduktion des sechsten Elektro-Modells begonnen, des SUV-Coupé ID.5. Damit ist der vollständige Umbau des Werkes, in dem 2020 der letzte Verbrenner vom Band lief, zur reinen E-Auto-Fakrik nun abgeschlossen. Mit dem Anlauf von sechs Modellen der Marken VW, Audi und Cupra innerhalb von 26 Monaten sei "wichtige Pionierarbeit für den Konzern" geleistet worden, sagte VW-Produktionsvorstand Christian Vollmer am Donnerstag.
Die Umweltorganisation Greenpeace rügte jedoch lange Wartezeiten für die Käufer der ID-Modelle. "Das bremst die Antriebswende und den Klimaschutz", kritisierte Mobilitätsexperte Benjamin Gehrs. Er forderte, das Konzernziel für Elektroautos im Jahr 2025 deutlich anzuheben und die Werke schneller umzubauen.
Vollmer räumte ein, dass die Nachfrage die Kapazitäten übersteige und verwies auf Produktionspausen wegen des Halbleitermangels auch in Zwickau. Auf einen ID.3 etwa müssen Käufer derzeit den Angaben nach mehr als neun Monate warten. Im Laufe dieses Jahres werde sich die Situation bessern, versprach Vollmer. Einerseits soll in Zwickau die volle Auslastung von mehr als 1.400 Fahrzeugen pro Tag erreicht werden. "Wir möchten die 180 000 bei Volkswagen Sachsen gebauten Fahrzeuge aus 2021 in diesem Jahr übertreffen", erklärte VW-Sachsen-Chef, Stefan Loth.
Andererseits will Volkswagen 2022 die Produktion von Elektro-Autos auf andere Standorte ausweiten. Geplant ist dies für die Werke in Emden, Hannover und Chattanooga in den USA mit den Modellen ID.4 und ID.Buzz. 2023 soll dann der ID.3 auch am Stammsitz Wolfsburg vom Band laufen. Damit könnten dieses Jahr an den Standorten in Europa, USA und China 1,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge gebaut werden, betonte Vollmer. Volkswagen hat nach eigenen Angaben trotz Chipkrise 2021 mehr Elektro-Autos gebaut als je zuvor. Insgesamt waren es rund 369.000 Fahrzeuge (plus 73 Prozent): rund 106.000 Hybridautos und 263.000 reine Stromer.
"Eisbrecher des Wandels"
Seit 2018 wurde die Fabrik mit rund 9.000 Beschäftigten für rund 1,2 Milliarden Euro umgerüstet. Vollmer sprach von der größten Fabrik für Elektroautos in Europa. "Der Umstieg auf die Elektromobilität hat sich für das Fahrzeugwerk Zwickau als genau richtig erwiesen", konstatierte der Gesamtbetriebsratschef von VW Sachsen, Jens Rothe. Die Zwickauer seien als "Eisbrecher des Wandels" vorangegangen. "Die Nachfrage nach unseren Modellen boomt, die Beschäftigung unserer Mannschaft ist für die kommenden Jahre gesichert."