Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat gut einen Monat nach dem Ende des Machtkampfes in der Führungsspitze den Plan für dezentralere Konzernstrukturen vor der Belegschaft bekräftigt. "Wir müssen und wir werden noch mehr Verantwortung in die Marken und Regionen geben", sagte er am Mittwoch im Wolfsburger Stammwerk vor mehr als Zehntausend Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung, wie Teilnehmer der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Gleichzeitig betonte Winterkorn: "Dieser Konzern braucht auch in Zukunft eine leistungsfähige und starke Zentrale hier in Wolfsburg."
Der Vorstandschef äußerte sich zum anstehenden Umbau erstmals vor der versammelten Belegschaft. VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sprach ebenfalls von der Notwendigkeit eines Wandels: "Wir brauchen eine neue Balance von Zentralität und Dezentralität."
Es müsse so viel wie nötig einheitlich gesteuert werden, doch andererseits brauche Europas größter Autobauer bei seinen Entscheidungen auch so viele unabhängige Strukturen wie möglich. Das sichere den künftigen Verkaufserfolg. "Märkte und Regionen müssen mehr eigenverantwortlich entscheiden können, um näher an den Kunden zu sein", sagte Osterloh.
"Richtige Balance"
Auch laut Winterkorn geht es bei dem bis zum Spätsommer angepeilten Konzernumbau um die "richtige Balance zwischen zentraler Führung und noch mehr Eigenständigkeit. Und genau das ist ein Leitgedanke für die neuen Strukturen, an denen wir arbeiten." Das Unternehmen wuchs zuletzt mit enormem Tempo und kämpft nun mit langen Planungszeiten, verborgenen Sparmöglichkeiten und zu geringer Eigenverantwortung.
Ende April hatte VW-Patriarch Ferdinand Piëch sein Amt als Aufsichtsratschef niedergelegt. Vorausgegangen war ein Kampf um die Macht an der Konzernspitze, den Piëch mit dem Satz "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" am 10. April vom Zaun gebrochen hatte. Bis 2018 will Volkswagen vorbei an Toyota zum Weltmarktführer aufsteigen. (dpa)