Der Aufsichtsrat des Autobauers Volkswagen berät am Donnerstag in Wolfsburg über einen Ausbau der Zusammenarbeit mit Ford. Die Autoriesen kooperieren bereits im Bereich leichter Nutzfahrzeuge und Pick-ups, um Hunderte Millionen Euro in der Entwicklung zu sparen. Die Konzernchefs Herbert Diess und Jim Hackett hatten aber stets die Möglichkeit offengelassen, auch bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren die Kräfte zu bündeln. Beide Felder sind ebenfalls mit hohen Entwicklungsausgaben verbunden.
Das "Handelsblatt" hatte vergangene Woche unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, Diess habe die Verhandlungen mit den Vertretern von Ford bereits abgeschlossen. Der Aufsichtsrat solle dem Vorhaben nun zustimmen. Ein VW-Sprecher sagte zum Verhandlungsstand offiziell jedoch nur, dass die Gespräche zwischen den Unternehmen gut liefen.
Für Ford könnte die von VW entwickelte Plattform MEB von Interesse sein, die eine technische Grundlage für den Bau von Elektroautos bietet. Der kriselnden Europatochter von Ford fehlt ein solches System bisher. Angesichts verschärfter CO2-Abgasregeln in der Europäischen Union ab 2021 könnten daher Strafzahlungen drohen.
Volkswagen könnte sich seinerseits an Fords Autonom-Tochter Argo AI beteiligen. Fraglich wäre dann, wie Argo in die VW-Aktivitäten rund ums autonome Fahren eingebunden werden soll. Die Zusammenarbeit mit dem US-Start-up Aurora hatte VW-Chef Diess jüngst gekappt und so einen Stolperstein für die Allianz mit Ford aus dem Weg geräumt.
Zugute kommen könnte VW, dass die Aufmerksamkeit für das autonome Fahren in den vergangenen Monaten nachgelassen hat, was eine Beteiligung von VW günstiger machen könnte. Zulieferer warnten vor unausgereiften Systemen, zudem beurteilten Manager die finanziellen Aussichten skeptischer. Zuletzt taten sich sogar Daimler und BMW zusammen, um die Technik kostenschonender voranzutreiben. (dpa)