Drei Jahre nach dem Start als eigenständige Performance-Marke greift die Volvo-Tochter Polestar jetzt mit der Elektrolimousine 2 im Massenmarkt an. Wie berichtet, versteht sich der Branchennewcomer als "Digitalmarke" und will deshalb ohne großes Handelsnetz auskommen – stattdessen sollen die Kunden über eine Kombination aus innerstädtischen Showrooms und Internetvertrieb angesprochen werden.
In Deutschland würden derzeit sieben sogenannte "Polestar Spaces" aufgebaut, gab der Hersteller im Rahmen einer Fahrvorstellung bekannt. Ende August soll der erste dieser Flagship-Stores in Düsseldorf eröffnen, weitere sind unter anderem in Hamburg, München und Berlin geplant.
Die Investoren sind vor allem Volvo-Markenhändler, die die Standorte in bester City-Lage finanzieren und betreiben. Über die Polestar Spaces werden die Fahrzeuge ausgeliefert und geserviced. Weitere 24 Volvo-Partner fungieren im ersten Schritt als reine Servicebetriebe. Das bietet sich an, ist aber kein Zwang, wie Alex Han, Flottenleiter von Polestar in Deutschland, gegenüber dem AUTOHAUS-Partnermagazin Autoflotte bekräftigte. Dank der Over The Air-Updates sei die Fahrt in die Werkstatt oft unnötig.
Han geht davon aus, dass nach der Einführungsphase rund 70 Prozent der Polestar-Kunden gewerblich sein könnten. Auf die Frage nach dem Volumenziel für den deutschen Markt bleibt der Hersteller vage: 2021 soll eine fünfstellige Zahl der Fließhecklimousine abgesetzt werden.
Polestar 2 (Fahrbericht)
BildergalerieVolvo hatte die ehemalige Tuningsparte Polestar 2017 ausgegliedet. Die neue Sportmarke soll für die Schweden zur Speerspitze der Elektromobilität werden. Ausdruck dieses Selbstverständnises war zu Beginn der Hybridsportwagen Polestar 1. Der 609-PS-Bolide wurde nur in Kleinserie gebaut. Jetzt folgt der in China produzierte Polestar 2, der insbesondere dem Tesla Model 3 Paroli bieten soll. Der volleketrische Fünftürer bietet 408 PS, 660 Nm Drehmoment, Allradantrieb und eine 78-kWh-Batterie. Die WLTP-Reichweite wird mit 470 Kilometern angegeben.
"Mehrere Tausend Vorbestellungen"
Gegenüber dem "Handelblatt" berichtete Polestar-Chef Thomas Ingenlath von einer hohen Nachfrage nach dem Modell. "Wir haben mehrere Tausend Vorbestellungen. Jetzt geht es darum, ein echtes Geschäft aufzubauen", so der Manager. Deutschland werde wegen des Förderpakets für Elektromobilität "sicher einer unserer wichtigsten Märkte".
Hiesige Kunden müssen sich aber noch etwas gedulden. Die ersten Modelle, die im Juni im Hafen von Zeebrügge (Belgien) eingetroffen sind, gehen zunächst nach Schweden und Norwegen. In Deutschland und in weiteren europäischen Ländern sollen die Auslieferungen im Oktober beginnen. Ingenlath: "Wir halten einen weltweiten Absatz von 50.000 Autos in den kommenden zwei Jahren für realistisch." (rp/mb)
Theo