Trotz glänzender Geschäfte auf dem Heimatmarkt sehen sich die deutschen Autobauer in einer schwierigen Lage. Grund sind die Absatzeinbrüche auf den großen Märkten China und den USA. Weltweit würden in diesem Jahr rund 80,1 Millionen Autos verkauft und damit fünf Prozent weniger als 2018, sagte Bernhard Mattes, der scheidende Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Mittwoch in Berlin.
Nächstes Jahr drohe ein weiteres Minus auf dann noch 78,9 Millionen Stück. "Der Weg wird also steil, steinig, beschwerlich." Schon jetzt seien die Werke weniger ausgelastet, es würden weniger befristete Arbeitsverträge verlängert und Kurzarbeit eingesetzt. Die Zahl der Mitarbeiter in den Stammbelegschaften werde in diesem Jahr leicht sinken, im nächsten stärker. Die weltweite Pkw-Produktion der deutschen Konzernmarken werde sich 2019 und 2020 "um die 16-Millionen-Marke bewegen" (2018: 16,3 Millionen). Das ist gut jedes fünfte Auto, das weltweit gebaut wird.
Laut einer Bilanz-Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young fahren die Autokonzerne ihren Gewinnen aus dem Vorjahr hinterher. Die operativen Ergebnisse liegen nach neun Monaten im Schnitt 11,5 Prozent unter den Vorjahreswerten. "Der Trend zu größeren und teureren Autos federt derzeit noch die Auswirkungen sinkender Stückzahlen ab und sorgt für steigende Gewinne", resümiert EY-Experte Peter Fuß. "Mittelfristig stellt diese Entwicklung aber ein Problem dar - es wird immer schwerer, die strengen CO2-Vorgaben einzuhalten."
Hersteller warten auf erhöhten Umweltbonus
In Deutschland warten die Hersteller dringend auf die konkrete Umsetzung des erhöhten Umweltbonus für Elektroautos. Die entsprechende Verordnung müsse in den nächsten Tagen erscheinen, um die aktuelle Kaufzurückhaltung der Konsumenten zu beenden. "Alle warten auf die Durchführungsbestimmungen", sagte der Deutschland-Chef von Renault, Uwe Hochgeschurtz. Für das kommende Jahr erwartet der Importeursverband VDIK in einem leicht abnehmenden deutschen Markt einen um 60 Prozent auf 160.000 Autos steigenden Absatz von Elektroautos, die dann gut vier Prozent Anteil erreichen würden (lesen Sie hier mehr dazu).
Die Bundesregierung plant im Zuge ihres Klimapakets, die Kaufprämie bis zum Jahr 2025 zu verlängern. Sie gilt für Pkw mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoff-Antrieb. Die Prämie soll für Autos mit einem Listenpreis von unter 40.000 Euro auf bis zu 6.000 Euro steigen. Derzeit gibt es 4.000 Euro für rein elektrische Fahrzeuge. Die Mittel kommen jeweils zur Hälfte vom Bund und den Herstellern.
Die E-Autos sollen helfen, die strengen EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß von durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer zu erreichen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt ist der Ausstoß der derzeit zugelassenen Fahrzeuge mit 155,5 Gramm davon weit entfernt.
Bäume wachsen nicht in den Himmel
Auf dem deutschen Markt lief es zuletzt rund für nahezu alle Anbieter. Die beiden Herstellerverbände erwarten für das fast abgeschlossene Jahr übereinstimmend eine Steigerung um vier Prozent auf 3,57 Millionen Neuzulassungen. Mit Ausnahme des von Abwrackprämien geprägten Jahres 2009 sei das der beste Absatz seit 20 Jahren, erklärte der VDIK-Präsident Reinhard Zirpel. "Am deutschen Wesen werden wir nicht allein genesen", warnte hingegen Mattes. Auch in der EU werde wie in China und USA im kommenden Jahr der Absatz sinken. Auf dem deutschen Automarkt rechnet Mattes 2020 mit 3,43 Millionen Pkw-Neuzulassungen sein (minus vier Prozent). "Allerdings ist auch diese Prognose mit großen Unsicherheiten behaftet", betonte er.
Pläne der EU-Kommission für mehr Klimaschutz lehnt der VDA deshalb ab. Die Unternehmen brauchten Planungssicherheit. "Was sie nicht brauchen, ist ein erneutes Draufsatteln, Stichwort 'European Geeen Deal'." (dpa)